Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Lauf.
gen hat dienen mögen. Es hat aber dem Höch-
sten nicht gefallen, den gewünschten effect da-
durch erhalten werden zu lassen. Wiewol
nun diese seine Kranckheit fast ein gantz Jahr
angehalten und Jhn sehr abgemattet, so hat
Er doch nie das geringste Zeichen einiger Unge-
duld und Unzufriedenheit von sich spüren lassen
sondern sich in allen geduldig, still und gelassen
bezeiget. Als Er in seiner grossen Schwach-
heit noch mit zu Tische saß/ und gute Freunde
von ihm begehreten, daß er doch etwas weni-
ges vom Wein zu seiner Särckung und La-
bung zu sich nehmen möchte, sprach Er: E[r]
wolte es sparen bis in den Himmel, da E[r]
was bessers bekommen würde.
Zwey
Tage vor seinem seligen Tode sagete Er: Mei[-]
ne liebe Frau Mutter, (auf die Er hoffete da[ß]
sie noch kommen würde,) wird wol diese Wo[-]
che nicht kommen, ey nun ich bin indifferent[,]
und dringe mit meiner Seele in GOTT
ein, habe ich doch mein Haus bestellet, und di[e]
Gemeine ist auch wieder versorget, ich will nu[n]
gantz stille seyn, und mich um nichts in der Wel[t]
bekümmern. An dem letzten Tage vor seinem
Ende sahe Er noch den letzten Bogen von dene[n]
Predigten an, die Er von der Rechtfertigung ei[-]
nes armen Sünders vor GOtt gehalten hat[,]
und war sein Wille, daß sie sein Herr Schwie[-]
ger-Vater nach seinem Tode noch drucken las[-]
sen möchte; und diesen seinen Willen versie[-]

gel[-]

Lebens-Lauf.
gen hat dienen moͤgen. Es hat aber dem Hoͤch-
ſten nicht gefallen, den gewuͤnſchten effect da-
durch erhalten werden zu laſſen. Wiewol
nun dieſe ſeine Kranckheit faſt ein gantz Jahr
angehalten und Jhn ſehr abgemattet, ſo hat
Er doch nie das geringſte Zeichen einiger Unge-
duld und Unzufriedenheit von ſich ſpuͤren laſſen
ſondern ſich in allen geduldig, ſtill und gelaſſen
bezeiget. Als Er in ſeiner groſſen Schwach-
heit noch mit zu Tiſche ſaß/ und gute Freunde
von ihm begehreten, daß er doch etwas weni-
ges vom Wein zu ſeiner Saͤrckung und La-
bung zu ſich nehmen moͤchte, ſprach Er: E[r]
wolte es ſparen bis in den Himmel, da E[r]
was beſſers bekommen wuͤrde.
Zwey
Tage vor ſeinem ſeligen Tode ſagete Er: Mei[-]
ne liebe Frau Mutter, (auf die Er hoffete da[ß]
ſie noch kommen wuͤrde,) wird wol dieſe Wo[-]
che nicht kommen, ey nun ich bin indifferent[,]
und dringe mit meiner Seele in GOTT
ein, habe ich doch mein Haus beſtellet, und di[e]
Gemeine iſt auch wieder verſorget, ich will nu[n]
gantz ſtille ſeyn, und mich um nichts in der Wel[t]
bekuͤmmern. An dem letzten Tage vor ſeinem
Ende ſahe Er noch den letzten Bogen von dene[n]
Predigten an, die Er von der Rechtfertigung ei[-]
nes armen Suͤnders vor GOtt gehalten hat[,]
und war ſein Wille, daß ſie ſein Herr Schwie[-]
ger-Vater nach ſeinem Tode noch drucken laſ[-]
ſen moͤchte; und dieſen ſeinen Willen verſie[-]

gel[-]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsCurriculumVitae" n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="50"/><fw place="top" type="header">Lebens-Lauf.</fw><lb/>
gen hat dienen mo&#x0364;gen. Es hat aber dem Ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten nicht gefallen, den gewu&#x0364;n&#x017F;chten <hi rendition="#aq">effect</hi> da-<lb/>
durch erhalten werden zu la&#x017F;&#x017F;en. Wiewol<lb/>
nun die&#x017F;e &#x017F;eine Kranckheit fa&#x017F;t ein gantz Jahr<lb/>
angehalten und Jhn &#x017F;ehr abgemattet, &#x017F;o hat<lb/>
Er doch nie das gering&#x017F;te Zeichen einiger Unge-<lb/>
duld und Unzufriedenheit von &#x017F;ich &#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ich in allen geduldig, &#x017F;till und gela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bezeiget. Als Er in &#x017F;einer gro&#x017F;&#x017F;en Schwach-<lb/>
heit noch mit zu Ti&#x017F;che &#x017F;aß/ und gute Freunde<lb/>
von ihm begehreten, daß er doch etwas weni-<lb/>
ges vom Wein zu &#x017F;einer Sa&#x0364;rckung und La-<lb/>
bung zu &#x017F;ich nehmen mo&#x0364;chte, &#x017F;prach Er: <hi rendition="#fr">E<supplied>r</supplied><lb/>
wolte es &#x017F;paren bis in den Himmel, da E<supplied>r</supplied><lb/>
was be&#x017F;&#x017F;ers bekommen wu&#x0364;rde.</hi> Zwey<lb/>
Tage vor &#x017F;einem &#x017F;eligen Tode &#x017F;agete Er: Mei<supplied>-</supplied><lb/>
ne liebe Frau Mutter, (auf die Er hoffete da<supplied>ß</supplied><lb/>
&#x017F;ie noch kommen wu&#x0364;rde,) wird wol die&#x017F;e Wo<supplied>-</supplied><lb/>
che nicht kommen, ey nun ich bin <hi rendition="#aq">indifferent<supplied>,</supplied></hi><lb/>
und dringe mit meiner Seele in GOTT<lb/>
ein, habe ich doch mein Haus be&#x017F;tellet, und di<supplied>e</supplied><lb/>
Gemeine i&#x017F;t auch wieder ver&#x017F;orget, ich will nu<supplied>n</supplied><lb/>
gantz &#x017F;tille &#x017F;eyn, und mich um nichts in der Wel<supplied>t</supplied><lb/>
beku&#x0364;mmern. An dem letzten Tage vor &#x017F;einem<lb/>
Ende &#x017F;ahe Er noch den letzten Bogen von dene<supplied>n</supplied><lb/>
Predigten an, die Er von der Rechtfertigung ei<supplied>-</supplied><lb/>
nes armen Su&#x0364;nders vor GOtt gehalten hat<supplied>,</supplied><lb/>
und war &#x017F;ein Wille, daß &#x017F;ie &#x017F;ein Herr Schwie<supplied>-</supplied><lb/>
ger-Vater nach &#x017F;einem Tode noch drucken la&#x017F;<supplied>-</supplied><lb/>
&#x017F;en mo&#x0364;chte; und die&#x017F;en &#x017F;einen Willen ver&#x017F;ie<supplied>-</supplied><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gel<supplied>-</supplied></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0050] Lebens-Lauf. gen hat dienen moͤgen. Es hat aber dem Hoͤch- ſten nicht gefallen, den gewuͤnſchten effect da- durch erhalten werden zu laſſen. Wiewol nun dieſe ſeine Kranckheit faſt ein gantz Jahr angehalten und Jhn ſehr abgemattet, ſo hat Er doch nie das geringſte Zeichen einiger Unge- duld und Unzufriedenheit von ſich ſpuͤren laſſen ſondern ſich in allen geduldig, ſtill und gelaſſen bezeiget. Als Er in ſeiner groſſen Schwach- heit noch mit zu Tiſche ſaß/ und gute Freunde von ihm begehreten, daß er doch etwas weni- ges vom Wein zu ſeiner Saͤrckung und La- bung zu ſich nehmen moͤchte, ſprach Er: Er wolte es ſparen bis in den Himmel, da Er was beſſers bekommen wuͤrde. Zwey Tage vor ſeinem ſeligen Tode ſagete Er: Mei- ne liebe Frau Mutter, (auf die Er hoffete daß ſie noch kommen wuͤrde,) wird wol dieſe Wo- che nicht kommen, ey nun ich bin indifferent, und dringe mit meiner Seele in GOTT ein, habe ich doch mein Haus beſtellet, und die Gemeine iſt auch wieder verſorget, ich will nun gantz ſtille ſeyn, und mich um nichts in der Welt bekuͤmmern. An dem letzten Tage vor ſeinem Ende ſahe Er noch den letzten Bogen von denen Predigten an, die Er von der Rechtfertigung ei- nes armen Suͤnders vor GOtt gehalten hat, und war ſein Wille, daß ſie ſein Herr Schwie- ger-Vater nach ſeinem Tode noch drucken laſ- ſen moͤchte; und dieſen ſeinen Willen verſie- gel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/376914
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/376914/50
Zitationshilfe: Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/376914/50>, abgerufen am 21.11.2024.