Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.Christliche Abdanckung. mit diesen Worten trösten wolte: Si tunc cum non-dum esset, non dolebas, ne nunc quidem doleas cum non amplius est. Da du nicht trawrig und be- trübet warest/ damahls ehe dein Kind noch nicht war/ so trawre auch nun nicht/ da es jetzo nicht mehr ist. Son- dern ich weise Sie auff das Exempel des Königes und Pro- pheten Davids. Auff dz Exempel der Käyserin Eudoxiae,1. Reg. 2. v. 2. Eudoxiae so- lat. welche bey Absterben Jhres lieben Kindes diese Worte sagte: Filium meum si Deo placuerit libenter resti- tuam, is enim qui dedit, rursus aufert. Jch wil mein liebes Kind/ wo es Gott gefält/ gerne widergeben/ denn der es gegeben/ nimbts auch wider. Oder auffDomini Lu- theri. das Exempel des Herren Lutheri/ welcher bey Abster- ben seiner einigen Tochter sich mit keinem andern Spruche auffrichten kondte/ als mit diesem: Unser keiner lebtRom. 14. v. 8. Jhm selber/ unser keiner stirbt Jhm selber. Die- se Exempel werden Sie gewiß also auffrichten/ daß Sie auß dem Propheten Baruch sagen wird: Jch ha-Baruch. 4. v. 23. be dich/ liebe Tochter/ ziehen lassen mit Trawren und Weinen/ GOtt aber wird dich mir wider ge- ben mit Frewde und Wonne ewiglich. Dem Schmertzbetrübten unnd noch unerzogenenSolat. pro fi- Das
Chriſtliche Abdanckung. mit dieſen Worten troͤſten wolte: Si tunc cum non-dum eſſet, non dolebas, ne nunc quidem doleas cum non amplius eſt. Da du nicht trawrig und be- truͤbet wareſt/ damahls ehe dein Kind noch nicht war/ ſo trawre auch nun nicht/ da es jetzo nicht mehr iſt. Son- dern ich weiſe Sie auff das Exempel des Koͤniges uñ Pro- pheten Davids. Auff dz Exempel der Kaͤyſerin Eudoxiæ,1. Reg. 2. v. 2. Eudoxiæ ſo- lat. welche bey Abſterben Jhres lieben Kindes dieſe Worte ſagte: Filium meum ſi Deo placuerit libenter reſti- tuam, is enim qui dedit, rurſus aufert. Jch wil mein liebes Kind/ wo es Gott gefaͤlt/ gerne widergeben/ denn der es gegeben/ nimbts auch wider. Oder auffDomini Lu- theri. das Exempel des Herren Lutheri/ welcher bey Abſter- bẽ ſeiner einigen Tochter ſich mit keinem andern Spruche auffrichten kondte/ als mit dieſem: Unſer keiner lebtRom. 14. v. 8. Jhm ſelber/ unſer keiner ſtirbt Jhm ſelber. Die- ſe Exempel werden Sie gewiß alſo auffrichten/ daß Sie auß dem Propheten Baruch ſagen wird: Jch ha-Baruch. 4. v. 23. be dich/ liebe Tochter/ ziehen laſſen mit Trawren und Weinen/ GOtt aber wird dich mir wider ge- ben mit Frewde und Wonne ewiglich. Dem Schmertzbetruͤbten unnd noch unerzogenenSolat. pro fi- Das
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Chriſtliche Abdanckung.
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dum eſſet, non dolebas, ne nunc quidem doleas
cum non amplius eſt. Da du nicht trawrig und be-
truͤbet wareſt/ damahls ehe dein Kind noch nicht war/
ſo trawre auch nun nicht/ da es jetzo nicht mehr iſt. Son-
dern ich weiſe Sie auff das Exempel des Koͤniges uñ Pro-
pheten Davids. Auff dz Exempel der Kaͤyſerin Eudoxiæ,
welche bey Abſterben Jhres lieben Kindes dieſe Worte
ſagte: Filium meum ſi Deo placuerit libenter reſti-
tuam, is enim qui dedit, rurſus aufert. Jch wil
mein liebes Kind/ wo es Gott gefaͤlt/ gerne widergeben/
denn der es gegeben/ nimbts auch wider. Oder auff
das Exempel des Herren Lutheri/ welcher bey Abſter-
bẽ ſeiner einigen Tochter ſich mit keinem andern Spruche
auffrichten kondte/ als mit dieſem: Unſer keiner lebt
Jhm ſelber/ unſer keiner ſtirbt Jhm ſelber. Die-
ſe Exempel werden Sie gewiß alſo auffrichten/ daß
Sie auß dem Propheten Baruch ſagen wird: Jch ha-
be dich/ liebe Tochter/ ziehen laſſen mit Trawren
und Weinen/ GOtt aber wird dich mir wider ge-
ben mit Frewde und Wonne ewiglich.
1. Reg. 2. v. 2.
Eudoxiæ ſo-
lat.
Domini Lu-
theri.
Rom. 14. v. 8.
Baruch. 4.
v. 23.
Dem Schmertzbetruͤbten unnd noch unerzogenen
Toͤchterlein gebe Jch zum Troſt-Latein das Spruͤchlein/
auß dem 27. Pſalm. Und heiſſe Sie mit Koͤnig David
bethen: Laß mich nicht/ und thue nicht von mir
die Hand ab/ GOtt mein Heyl: Denn mein Va-
ter und meine Mutter verlaſſen mich/ aber der
HErr nimmet mich auff.
Solat. pro fi-
liola.
Pſal. 27. v. 9.
10.
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Zitationshilfe: | Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360994/71>, abgerufen am 16.07.2024. |