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Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.

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Sey still/ mein Seel/ es macht dein GOtt
nen Leich-Spruch als ein güldenes Pacem mit eigener
Hand darein genähet; Sondern auch die Woche zu-
vor eyfrig drauff bestanden/ sich den Sontag vor Jhrem
Seeligen Ende des Hochwürdigen Abendmahls sampt
Jhrem lieben Ehe-Herren zugebrauchen. Und als Sie
solches hohe Werck verrichtet/ mit gesundem Leibe unnd
guttem Mutte dahin resolviret: Nun bin Jch fer-
tig/ Gott mag kommen wenn er wil. Nicht an-
ders/ als wenn sie schon den Todt vor Augen sehe.

Weil demnach abgelesener Psalm-Spruch Jhr
Kern-Trost gewesen/ darein sie sich im Tode/ alß den
besten Sterbe-Kittel/ hüllen wollen; Und nicht zu zwei-
feln/ es werde Jhr solcher Trost durch fewrige Buchsta-
ben des Fingers GOttes/ wie dem Heiligen Märterer
Ignatio der Nahme JEsus/ ins Hertz eingeschrieben ge-
wesen seyn/ und drauff seelig eingeschlaffen: Als be-
trachten wir denselben billig bey Jhrer Christansehlichen
Leich-Bestattung/ und zieren Sie damit/ womit sie Sich
selber bey Leibes-Leben gezieret hat.

Nu ist zwar das erste Theil des Psalms eine Klage
über die grosse Noth und Angst/ darein David gerathen;
Aber zugleich lobet Er Gott umb seiner grossen Woltha-
ten willen/ daß Er Jhn herauß gerissen.

Sonderlich sind die verlesene Worte gleichsam ein
Soliloquium und Geistlich Gespräch Davids mit sich
selbst/ darin Er seine Seele anredet/ und zur Ruhe stel-
len wil/ in Betrachtung/ daß Jhm doch Gott auch im

Tode

Sey ſtill/ mein Seel/ es macht dein GOtt
nen Leich-Spruch als ein guͤldenes Pacem mit eigener
Hand darein genaͤhet; Sondern auch die Woche zu-
vor eyfrig drauff beſtanden/ ſich den Sontag vor Jhrem
Seeligen Ende des Hochwuͤrdigen Abendmahls ſampt
Jhrem lieben Ehe-Herren zugebrauchen. Und als Sie
ſolches hohe Werck verrichtet/ mit geſundem Leibe unnd
guttem Mutte dahin reſolviret: Nun bin Jch fer-
tig/ Gott mag kommen wenn er wil. Nicht an-
ders/ als wenn ſie ſchon den Todt vor Augen ſehe.

Weil demnach abgeleſener Pſalm-Spruch Jhr
Kern-Troſt geweſen/ darein ſie ſich im Tode/ alß den
beſten Sterbe-Kittel/ huͤllen wollen; Und nicht zu zwei-
feln/ es werde Jhr ſolcher Troſt durch fewrige Buchſta-
ben des Fingers GOttes/ wie dem Heiligen Maͤrterer
Ignatio der Nahme JEſus/ ins Hertz eingeſchrieben ge-
weſen ſeyn/ und drauff ſeelig eingeſchlaffen: Als be-
trachten wir denſelben billig bey Jhrer Chriſtanſehlichen
Leich-Beſtattung/ und zieren Sie damit/ womit ſie Sich
ſelber bey Leibes-Leben gezieret hat.

Nu iſt zwar das erſte Theil des Pſalms eine Klage
uͤber die groſſe Noth und Angſt/ darein David gerathen;
Aber zugleich lobet Er Gott umb ſeiner groſſen Woltha-
ten willen/ daß Er Jhn herauß geriſſen.

Sonderlich ſind die verleſene Worte gleichſam ein
Soliloquium und Geiſtlich Geſpraͤch Davids mit ſich
ſelbſt/ darin Er ſeine Seele anredet/ und zur Ruhe ſtel-
len wil/ in Betrachtung/ daß Jhm doch Gott auch im

Tode
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[0010] Sey ſtill/ mein Seel/ es macht dein GOtt nen Leich-Spruch als ein guͤldenes Pacem mit eigener Hand darein genaͤhet; Sondern auch die Woche zu- vor eyfrig drauff beſtanden/ ſich den Sontag vor Jhrem Seeligen Ende des Hochwuͤrdigen Abendmahls ſampt Jhrem lieben Ehe-Herren zugebrauchen. Und als Sie ſolches hohe Werck verrichtet/ mit geſundem Leibe unnd guttem Mutte dahin reſolviret: Nun bin Jch fer- tig/ Gott mag kommen wenn er wil. Nicht an- ders/ als wenn ſie ſchon den Todt vor Augen ſehe. Weil demnach abgeleſener Pſalm-Spruch Jhr Kern-Troſt geweſen/ darein ſie ſich im Tode/ alß den beſten Sterbe-Kittel/ huͤllen wollen; Und nicht zu zwei- feln/ es werde Jhr ſolcher Troſt durch fewrige Buchſta- ben des Fingers GOttes/ wie dem Heiligen Maͤrterer Ignatio der Nahme JEſus/ ins Hertz eingeſchrieben ge- weſen ſeyn/ und drauff ſeelig eingeſchlaffen: Als be- trachten wir denſelben billig bey Jhrer Chriſtanſehlichen Leich-Beſtattung/ und zieren Sie damit/ womit ſie Sich ſelber bey Leibes-Leben gezieret hat. Nu iſt zwar das erſte Theil des Pſalms eine Klage uͤber die groſſe Noth und Angſt/ darein David gerathen; Aber zugleich lobet Er Gott umb ſeiner groſſen Woltha- ten willen/ daß Er Jhn herauß geriſſen. Sonderlich ſind die verleſene Worte gleichſam ein Soliloquium und Geiſtlich Geſpraͤch Davids mit ſich ſelbſt/ darin Er ſeine Seele anredet/ und zur Ruhe ſtel- len wil/ in Betrachtung/ daß Jhm doch Gott auch im Tode

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Zitationshilfe: Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360994/10>, abgerufen am 23.11.2024.