Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.PRAEFATIO. durch wahren Glauben an Christi Bluttiges Verdienst ein wer-ther Pittschafft-Ring Gottes gewesen. Man hat vor zeiten Ringe gehabt/ in welchen man alles hat sehen können. Von Gyge dem Könige der Lydier meldet Plato lib. 6. de Legib. daß er einen Ring an der Hand geführet/ dadurch er alles habe sehen können/ wiewol er von niemands sey gesehen worden. Dem Maximiliano I. dem Römischen Käyser/ ward beym Einzuge in eine vornehme Reichssttadt/ ein Ring verehret/ mit einem Steine Phengite, dadurch er auch das jenige/ was hinter dem Rücken geschah/ erkennen konte/ wie Camerar. Cent. 1. Hor. Succis. c. 65. Domitianus hat ein gantz Zimmer gehabt/ mit diesem Steine Phengite umbhangen/ darinnen er alles sehen können. Eine Witwe ist vor der Welt veracht/ sie wird nicht gerne an- gesehen/ spiegelt sich aber billich in den Göttlichen Verheissun- gen. Sie/ Hochgeehrte Frau Gevatterin/ beschaue sich in den Worten Jesaiae c. 54. Der HErr hat dich lassen im Geschrey seyn/ daß du seyst wie ein ver- lassen und von Hertzen betrübt Weib/ und wie ein junges Weib/ das verstossen ist/ spricht dein Gott. Dabey stehet diese Verheissung: Der dich gemacht hat/ ist dein Mann/ HErr Zebaoth heisset sein Name/ und dein Erlöser der Hei- lige in Jsrael/ der aller Welt GOtt genen- net wird. Jst Sie einsam/ wie eine Turteltaube/ hat we- der Herren noch Kinder/ so thue Sie wie jene Witwe/ von der Chrysostomus saget: Habet illorum vice omnium De- um, an statt alles dessen/ hat Sie ihren GOtt. Sie sage mit Ignatio, Meine Liebe ist der gecreutzigte JEsus; so wird Sie auch ein schöner Pittschafft-Ring bleiben/ in der Hand Gottes/ und dermaleins zur rechten Hand des HErren JEsu/ B 2
PRÆFATIO. durch wahren Glauben an Chriſti Bluttiges Verdienſt ein wer-ther Pittſchafft-Ring Gottes geweſen. Man hat vor zeiten Ringe gehabt/ in welchen man alles hat ſehen koͤnnen. Von Gyge dem Koͤnige der Lydier meldet Plato lib. 6. de Legib. daß er einen Ring an der Hand gefuͤhret/ dadurch er alles habe ſehen koͤnnen/ wiewol er von niemands ſey geſehen worden. Dem Maximiliano I. dem Roͤmiſchen Kaͤyſer/ ward beym Einzuge in eine vornehme Reichsſttadt/ ein Ring verehret/ mit einem Steine Phengite, dadurch er auch das jenige/ was hinter dem Ruͤcken geſchah/ erkennen konte/ wie Camerar. Cent. 1. Hor. Succiſ. c. 65. Domitianus hat ein gantz Zimmer gehabt/ mit dieſem Steine Phengite umbhangen/ darinnen er alles ſehen koͤnnen. Eine Witwe iſt vor der Welt veracht/ ſie wird nicht gerne an- geſehen/ ſpiegelt ſich aber billich in den Goͤttlichen Verheiſſun- gen. Sie/ Hochgeehrte Frau Gevatterin/ beſchaue ſich in den Worten Jeſaiæ c. 54. Der HErr hat dich laſſen im Geſchrey ſeyn/ daß du ſeyſt wie ein ver- laſſen und von Hertzen betruͤbt Weib/ und wie ein junges Weib/ das verſtoſſen iſt/ ſpricht dein Gott. Dabey ſtehet dieſe Verheiſſung: Der dich gemacht hat/ iſt dein Mann/ HErr Zebaoth heiſſet ſein Name/ und dein Erloͤſer der Hei- lige in Jſrael/ der aller Welt GOtt genen- net wird. Jſt Sie einſam/ wie eine Turteltaube/ hat we- der Herren noch Kinder/ ſo thue Sie wie jene Witwe/ von der Chryſoſtomus ſaget: Habet illorum vice omnium De- um, an ſtatt alles deſſen/ hat Sie ihren GOtt. Sie ſage mit Ignatio, Meine Liebe iſt der gecreutzigte JEſus; ſo wird Sie auch ein ſchoͤner Pittſchafft-Ring bleiben/ in der Hand Gottes/ und dermaleins zur rechten Hand des HErren JEſu/ B 2
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PRÆFATIO.
durch wahren Glauben an Chriſti Bluttiges Verdienſt ein wer-
ther Pittſchafft-Ring Gottes geweſen. Man hat vor zeiten
Ringe gehabt/ in welchen man alles hat ſehen koͤnnen. Von
Gyge dem Koͤnige der Lydier meldet Plato lib. 6. de Legib.
daß er einen Ring an der Hand gefuͤhret/ dadurch er alles habe
ſehen koͤnnen/ wiewol er von niemands ſey geſehen worden. Dem
Maximiliano I. dem Roͤmiſchen Kaͤyſer/ ward beym Einzuge in
eine vornehme Reichsſttadt/ ein Ring verehret/ mit einem Steine
Phengite, dadurch er auch das jenige/ was hinter dem Ruͤcken
geſchah/ erkennen konte/ wie Camerar. Cent. 1. Hor. Succiſ.
c. 65. Domitianus hat ein gantz Zimmer gehabt/ mit dieſem
Steine Phengite umbhangen/ darinnen er alles ſehen koͤnnen.
Eine Witwe iſt vor der Welt veracht/ ſie wird nicht gerne an-
geſehen/ ſpiegelt ſich aber billich in den Goͤttlichen Verheiſſun-
gen. Sie/ Hochgeehrte Frau Gevatterin/ beſchaue ſich in den
Worten Jeſaiæ c. 54. Der HErr hat dich laſſen
im Geſchrey ſeyn/ daß du ſeyſt wie ein ver-
laſſen und von Hertzen betruͤbt Weib/ und
wie ein junges Weib/ das verſtoſſen iſt/ ſpricht
dein Gott. Dabey ſtehet dieſe Verheiſſung: Der dich
gemacht hat/ iſt dein Mann/ HErr Zebaoth
heiſſet ſein Name/ und dein Erloͤſer der Hei-
lige in Jſrael/ der aller Welt GOtt genen-
net wird. Jſt Sie einſam/ wie eine Turteltaube/ hat we-
der Herren noch Kinder/ ſo thue Sie wie jene Witwe/ von der
Chryſoſtomus ſaget: Habet illorum vice omnium De-
um, an ſtatt alles deſſen/ hat Sie ihren GOtt. Sie
ſage mit Ignatio, Meine Liebe iſt der gecreutzigte JEſus;
ſo wird Sie auch ein ſchoͤner Pittſchafft-Ring bleiben/ in der
Hand Gottes/ und dermaleins zur rechten Hand des HErren
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