Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Gewißheit/ die bald angehende Seeligkeit/ und immer-
wehrende Herrligkeit.
Es geschahe ihm auch dißfalles/
wie er gewolt und gewüntschet hatte: Sintemal bey seinem Be-
grabnis/ seine hinterblibenen beyden Herren Collegen, gerü-
gete Sprüche offentlich also handelten/ daß sie mit reichem Nutz
gehöret/ zum Drucke verlanget/ ja von uns zu vielen malen/
auch durch ansehnliche Personen begehret worden. Alleine es
hat uns gefehlet: Wir waren bemühet im begehren/ unglückse-
lig im erhalten. Unter den Christen der ersten Kirchen/ wareVid. D. Be-
belium in
Panegit. D.
Dannh.

wol schon dieser löbliche Brauch/ ut Diaconi Episcopis, dis-
cipuli Praeceptoribus, filu Parentibus, Collegae Colle-
gis, bratpes Fratribus, Praeceptores vicissim Discipulis,
Pastores auditoribus, posteri majoribus, superstites
martyribus vel confessoribus panegyricos dedica-
rent,
daß die Diaconi den Bischoffen/ die Schüler den Lehr-
Meistern/ die Söhne den Eltern/ die Collegen ihren Colle-
gen/
die Brüder den Brüdern/ die Lehrmeister hinwieder den
Schülern/ die Lehrer den Zuhörern/ die Nachkömliche den
Vorfahren/ die Lebendigen den Märtyrern oder Bekennern
Lob Reden hielten/ im o enim conscriberent ut adnostramId. ibid. er
Pontio
Diac.

quo notitiam, qui nondum nati fuimus, pervenirent,
auch wol aufschrieben/ damit auch wir davon Wissenschafft be-
kämen/ die wir damals noch nicht sind gebohren gewesen: Aber
gegen unserm Todten hat man ihn in allem nicht beobachten
wollen. Die Ursachenn sind den flammenden Augen GOttes
betandt: Alß welche auch en to krupto im Verborgenen oder
in das Verborgene sehen. Jnzwischen schiene es doch fast/ ob
wäre der Libe/ umb die Kirche GOttes und viel Menschen wol-
verdiente Mann/ als ein Schiff auf den Wasserwogen dahin ge-
lauffen/ von dessen Wege man keine Spur findet; oder als ein
Pseil durch die Lufft gestrichen/ dessen Flug man nicht spüret.
aber wie die Sonne an einem andern Orte ihre Stralen aus-

breitet/
A iij

Gewißheit/ die bald angehende Seeligkeit/ und immer-
wehrende Herrligkeit.
Es geſchahe ihm auch dißfalles/
wie er gewolt und gewuͤntſchet hatte: Sintemal bey ſeinem Be-
grabnis/ ſeine hinterblibenen beyden Herren Collegen, geruͤ-
gete Spruͤche offentlich alſo handelten/ daß ſie mit reichem Nutz
gehoͤret/ zum Drucke verlanget/ ja von uns zu vielen malen/
auch durch anſehnliche Perſonen begehret worden. Alleine es
hat uns gefehlet: Wir waren bemuͤhet im begehren/ ungluͤckſe-
lig im erhalten. Unter den Chriſten der erſten Kirchen/ wareVid. D. Be-
belium in
Panegit. D.
Dannh.

wol ſchon dieſer loͤbliche Brauch/ ut Diaconi Epiſcopis, dis-
cipuli Præceptoribus, filu Parentibus, Collegæ Colle-
gis, bratpes Fratribus, Præceptores vicisſim Diſcipulis,
Paſtores auditoribus, poſteri majoribus, ſuperſtites
martyribus vel confesſoribus panegyricos dedica-
rent,
daß die Diaconi den Biſchoffen/ die Schuͤler den Lehr-
Meiſtern/ die Soͤhne den Eltern/ die Collegen ihren Colle-
gen/
die Bruͤder den Bruͤdern/ die Lehrmeiſter hinwieder den
Schuͤlern/ die Lehrer den Zuhoͤrern/ die Nachkoͤmliche den
Vorfahren/ die Lebendigen den Maͤrtyrern oder Bekennern
Lob Reden hieltẽ/ im ò enim conſcriberent ut adnoſtramId. ibid. er
Pontio
Diac.

quoꝙ́ notitiam, qui nondum nati fuimus, pervenirent,
auch wol aufſchrieben/ damit auch wir davon Wiſſenſchafft be-
kaͤmen/ die wir damals noch nicht ſind gebohren geweſen: Aber
gegen unſerm Todten hat man ihn in allem nicht beobachten
wollen. Die Urſachẽn ſind den flammenden Augen GOttes
betandt: Alß welche auch ἐν τῷ κρυπτῷ im Verborgenen oder
in das Verborgene ſehen. Jnzwiſchen ſchiene es doch faſt/ ob
waͤre der Libe/ umb die Kirche GOttes und viel Menſchen wol-
verdiente Mann/ als ein Schiff auf den Waſſerwogen dahin ge-
lauffen/ von deſſen Wege man keine Spur findet; oder als ein
Pſeil durch die Lufft geſtrichen/ deſſen Flug man nicht ſpuͤret.
aber wie die Sonne an einem andern Orte ihre Stralen aus-

breitet/
A iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0005"/><hi rendition="#fr">Gewißheit/ die bald angehende Seeligkeit/ und immer-<lb/>
wehrende Herrligkeit.</hi> Es ge&#x017F;chahe ihm auch dißfalles/<lb/>
wie er gewolt und gewu&#x0364;nt&#x017F;chet hatte: Sintemal bey &#x017F;einem Be-<lb/>
grabnis/ &#x017F;eine hinterblibenen beyden Herren <hi rendition="#aq">Collegen,</hi> geru&#x0364;-<lb/>
gete Spru&#x0364;che offentlich al&#x017F;o handelten/ daß &#x017F;ie mit reichem Nutz<lb/>
geho&#x0364;ret/ zum Drucke verlanget/ ja von uns zu vielen malen/<lb/>
auch durch an&#x017F;ehnliche Per&#x017F;onen begehret worden. Alleine es<lb/>
hat uns gefehlet: Wir waren bemu&#x0364;het im begehren/ unglu&#x0364;ck&#x017F;e-<lb/>
lig im erhalten. Unter den Chri&#x017F;ten der er&#x017F;ten Kirchen/ ware<note place="right"><hi rendition="#aq">Vid. D. Be-<lb/>
belium in<lb/>
Panegit. D.<lb/>
Dannh.</hi></note><lb/>
wol &#x017F;chon die&#x017F;er lo&#x0364;bliche Brauch/ <hi rendition="#aq">ut Diaconi Epi&#x017F;copis, dis-<lb/>
cipuli Præceptoribus, filu Parentibus, Collegæ Colle-<lb/>
gis, bratpes Fratribus, Præceptores vicis&#x017F;im Di&#x017F;cipulis,<lb/>
Pa&#x017F;tores auditoribus, po&#x017F;teri majoribus, &#x017F;uper&#x017F;tites<lb/>
martyribus vel confes&#x017F;oribus panegyricos dedica-<lb/>
rent,</hi> daß die <hi rendition="#aq">Diaconi</hi> den Bi&#x017F;choffen/ die Schu&#x0364;ler den Lehr-<lb/>
Mei&#x017F;tern/ die So&#x0364;hne den Eltern/ die <hi rendition="#aq">Collegen</hi> ihren <hi rendition="#aq">Colle-<lb/>
gen/</hi> die Bru&#x0364;der den Bru&#x0364;dern/ die Lehrmei&#x017F;ter hinwieder den<lb/>
Schu&#x0364;lern/ die Lehrer den Zuho&#x0364;rern/ die Nachko&#x0364;mliche den<lb/>
Vorfahren/ die Lebendigen den Ma&#x0364;rtyrern oder Bekennern<lb/>
Lob Reden hielte&#x0303;/ <hi rendition="#aq">im ò enim con&#x017F;criberent ut adno&#x017F;tram</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Id. ibid. er<lb/>
Pontio<lb/>
Diac.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">quo&#xA759;&#x0301; notitiam, qui nondum nati fuimus, pervenirent,</hi><lb/>
auch wol auf&#x017F;chrieben/ damit auch wir davon Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft be-<lb/>
ka&#x0364;men/ die wir damals noch nicht &#x017F;ind gebohren gewe&#x017F;en: Aber<lb/>
gegen un&#x017F;erm Todten hat man ihn in allem nicht beobachten<lb/>
wollen. Die Ur&#x017F;ache&#x0303;n &#x017F;ind den flammenden Augen GOttes<lb/>
betandt: Alß welche auch &#x1F10;&#x03BD; &#x03C4;&#x1FF7; &#x03BA;&#x03C1;&#x03C5;&#x03C0;&#x03C4;&#x1FF7; im Verborgenen oder<lb/>
in das Verborgene &#x017F;ehen. Jnzwi&#x017F;chen &#x017F;chiene es doch fa&#x017F;t/ ob<lb/>
wa&#x0364;re der Libe/ umb die Kirche GOttes und viel Men&#x017F;chen wol-<lb/>
verdiente Mann/ als ein Schiff auf den Wa&#x017F;&#x017F;erwogen dahin ge-<lb/>
lauffen/ von de&#x017F;&#x017F;en Wege man keine Spur findet; oder als ein<lb/>
P&#x017F;eil durch die Lufft ge&#x017F;trichen/ de&#x017F;&#x017F;en Flug man nicht &#x017F;pu&#x0364;ret.<lb/>
aber wie die Sonne an einem andern Orte ihre Stralen aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A iij</fw><fw place="bottom" type="catch">breitet/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0005] Gewißheit/ die bald angehende Seeligkeit/ und immer- wehrende Herrligkeit. Es geſchahe ihm auch dißfalles/ wie er gewolt und gewuͤntſchet hatte: Sintemal bey ſeinem Be- grabnis/ ſeine hinterblibenen beyden Herren Collegen, geruͤ- gete Spruͤche offentlich alſo handelten/ daß ſie mit reichem Nutz gehoͤret/ zum Drucke verlanget/ ja von uns zu vielen malen/ auch durch anſehnliche Perſonen begehret worden. Alleine es hat uns gefehlet: Wir waren bemuͤhet im begehren/ ungluͤckſe- lig im erhalten. Unter den Chriſten der erſten Kirchen/ ware wol ſchon dieſer loͤbliche Brauch/ ut Diaconi Epiſcopis, dis- cipuli Præceptoribus, filu Parentibus, Collegæ Colle- gis, bratpes Fratribus, Præceptores vicisſim Diſcipulis, Paſtores auditoribus, poſteri majoribus, ſuperſtites martyribus vel confesſoribus panegyricos dedica- rent, daß die Diaconi den Biſchoffen/ die Schuͤler den Lehr- Meiſtern/ die Soͤhne den Eltern/ die Collegen ihren Colle- gen/ die Bruͤder den Bruͤdern/ die Lehrmeiſter hinwieder den Schuͤlern/ die Lehrer den Zuhoͤrern/ die Nachkoͤmliche den Vorfahren/ die Lebendigen den Maͤrtyrern oder Bekennern Lob Reden hieltẽ/ im ò enim conſcriberent ut adnoſtram quoꝙ́ notitiam, qui nondum nati fuimus, pervenirent, auch wol aufſchrieben/ damit auch wir davon Wiſſenſchafft be- kaͤmen/ die wir damals noch nicht ſind gebohren geweſen: Aber gegen unſerm Todten hat man ihn in allem nicht beobachten wollen. Die Urſachẽn ſind den flammenden Augen GOttes betandt: Alß welche auch ἐν τῷ κρυπτῷ im Verborgenen oder in das Verborgene ſehen. Jnzwiſchen ſchiene es doch faſt/ ob waͤre der Libe/ umb die Kirche GOttes und viel Menſchen wol- verdiente Mann/ als ein Schiff auf den Waſſerwogen dahin ge- lauffen/ von deſſen Wege man keine Spur findet; oder als ein Pſeil durch die Lufft geſtrichen/ deſſen Flug man nicht ſpuͤret. aber wie die Sonne an einem andern Orte ihre Stralen aus- breitet/ Vid. D. Be- belium in Panegit. D. Dannh. Id. ibid. er Pontio Diac. A iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360155
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360155/5
Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360155/5>, abgerufen am 22.12.2024.