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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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Trauer-Rede-
commodis haberent. Er wolte mit seinem Schaden anderer Leute Nutzen
befördern. Aldobrandinus Apophth. Tit. X. n. 1. Gewiß/ die gantze
Stadt muß dem seeligen Herrn Rectori einhellig Zeugnis geben/ daß er
offtmahls sein äuserstes gethan/ nur daß er der Armen und Nothleidenden
Nutzen befördern können. Sagte der glorwürdigste Käyser Titus Vespa-
sianus,
wenn ein Tag vorbey gegangen/ in welchen er andern Leuten nicht
wohlgethan: Amici diem perdidi. So können wir solche Worte wahr-
hafftig von diesem seel. Manne wiederholen. Er nahm von keinem Armen
einen Heller/ er trug vielmehr ein großes bey aus seinem Vermögen/ daß
sie ihren nothwendigen Unterhalt funden. Ach! was vor Klagen ließen die
Armen von sich hören/ als sie den unvermutheten Todes-Fall dieses unver-
gleichlichen Mannes höreten. Jhr Gemüth war desto mehr bestürtzet/ je-
weniger es ihnen an einigem Unterhalt gefehlet bey seinen Lebens-Zeiten;
nunmehro aber nicht wusten/ wie sie ihren dürfftigen Leib durchbringen sol-
ten. Wenn wir endlich auf die Memorabilia oder denckwürdige Sachen
kommen/ welche sich bey des seel. Herrn Rectoris unverhofften Abschied
aus dieser Zeitligkeit zugetragen/ so mögen wir sie wohl mit diesem Lemma-
te
bezeichnen: Manus Dei exaltatum glorificavit:

GOtt nimmt mich aus der Welt/ ich schau den Himmel an.
Wohl mir! daß ich ihn nun auf ewig schauen kan.

Gewiß wir haben zwey denckwürdige Sachen an seinem Tode zu
preisen. Nachdencklich war der Schwanen-Gesang/ welchen er sich gleich-
sam vor seinem Ende selbst gesungen. Er hielt in dem verwichenen Michael-
Feste seine gewöhnliche Andacht mit seinen Untergebenen/ und ermunter-
te dieselbigen durch eine treuhertzige Paraenesin zu einen neuen Gehorsam/
zeigete auch darbey wie sie sich hinführo gegen GOtt/ gegen den Nechsten/
und gegen sich selbsten aufführen solten. Er betrübete darbey vieler Zuhörer
Gemüther/ da er gleichsam als aus einem Prophetischen Gemüthe sagete;
dieses würde die letzte Paraenesis seyn; Er würde hinfort in diesem Audito-
rio
nicht seine Lectiones sacras haben. Es geschabe auch/ daß er noch
eben diesen Abend gegen 7. Uhr mit einem hefftigen Froste überfallen wurde/

welcher

Trauer-Rede-
commodis haberent. Er wolte mit ſeinem Schaden anderer Leute Nutzen
befoͤrdern. Aldobrandinus Apophth. Tit. X. n. 1. Gewiß/ die gantze
Stadt muß dem ſeeligen Herrn Rectori einhellig Zeugnis geben/ daß er
offtmahls ſein aͤuſerſtes gethan/ nur daß er der Armen und Nothleidenden
Nutzen befoͤrdern koͤnnen. Sagte der glorwuͤrdigſte Kaͤyſer Titus Veſpa-
ſianus,
wenn ein Tag vorbey gegangen/ in welchen er andern Leuten nicht
wohlgethan: Amici diem perdidi. So koͤnnen wir ſolche Worte wahr-
hafftig von dieſem ſeel. Manne wiederholen. Er nahm von keinem Armen
einen Heller/ er trug vielmehr ein großes bey aus ſeinem Vermoͤgen/ daß
ſie ihren nothwendigen Unterhalt funden. Ach! was vor Klagen ließen die
Armen von ſich hoͤren/ als ſie den unvermutheten Todes-Fall dieſes unver-
gleichlichen Mannes hoͤreten. Jhr Gemuͤth war deſto mehr beſtuͤrtzet/ je-
weniger es ihnen an einigem Unterhalt gefehlet bey ſeinen Lebens-Zeiten;
nunmehro aber nicht wuſten/ wie ſie ihren duͤrfftigen Leib durchbringen ſol-
ten. Wenn wir endlich auf die Memorabilia oder denckwuͤrdige Sachen
kommen/ welche ſich bey des ſeel. Herrn Rectoris unverhofften Abſchied
aus dieſer Zeitligkeit zugetragen/ ſo moͤgen wir ſie wohl mit dieſem Lemma-
te
bezeichnen: Manus Dei exaltatum glorificavit:

GOtt nimmt mich aus der Welt/ ich ſchau den Himmel an.
Wohl mir! daß ich ihn nun auf ewig ſchauen kan.

Gewiß wir haben zwey denckwuͤrdige Sachen an ſeinem Tode zu
preiſen. Nachdencklich war der Schwanen-Geſang/ welchen er ſich gleich-
ſam vor ſeinem Ende ſelbſt geſungen. Er hielt in dem verwichenen Michael-
Feſte ſeine gewoͤhnliche Andacht mit ſeinen Untergebenen/ und ermunter-
te dieſelbigen durch eine treuhertzige Paræneſin zu einen neuen Gehorſam/
zeigete auch darbey wie ſie ſich hinfuͤhro gegen GOtt/ gegen den Nechſten/
und gegen ſich ſelbſten auffuͤhren ſolten. Er betruͤbete darbey vieler Zuhoͤrer
Gemuͤther/ da er gleichſam als aus einem Prophetiſchen Gemuͤthe ſagete;
dieſes wuͤrde die letzte Paræneſis ſeyn; Er wuͤrde hinfort in dieſem Audito-
rio
nicht ſeine Lectiones ſacras haben. Es geſchabe auch/ daß er noch
eben dieſen Abend gegen 7. Uhr mit einem hefftigen Froſte uͤberfallen wurde/

welcher
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[58/0060] Trauer-Rede- commodis haberent. Er wolte mit ſeinem Schaden anderer Leute Nutzen befoͤrdern. Aldobrandinus Apophth. Tit. X. n. 1. Gewiß/ die gantze Stadt muß dem ſeeligen Herrn Rectori einhellig Zeugnis geben/ daß er offtmahls ſein aͤuſerſtes gethan/ nur daß er der Armen und Nothleidenden Nutzen befoͤrdern koͤnnen. Sagte der glorwuͤrdigſte Kaͤyſer Titus Veſpa- ſianus, wenn ein Tag vorbey gegangen/ in welchen er andern Leuten nicht wohlgethan: Amici diem perdidi. So koͤnnen wir ſolche Worte wahr- hafftig von dieſem ſeel. Manne wiederholen. Er nahm von keinem Armen einen Heller/ er trug vielmehr ein großes bey aus ſeinem Vermoͤgen/ daß ſie ihren nothwendigen Unterhalt funden. Ach! was vor Klagen ließen die Armen von ſich hoͤren/ als ſie den unvermutheten Todes-Fall dieſes unver- gleichlichen Mannes hoͤreten. Jhr Gemuͤth war deſto mehr beſtuͤrtzet/ je- weniger es ihnen an einigem Unterhalt gefehlet bey ſeinen Lebens-Zeiten; nunmehro aber nicht wuſten/ wie ſie ihren duͤrfftigen Leib durchbringen ſol- ten. Wenn wir endlich auf die Memorabilia oder denckwuͤrdige Sachen kommen/ welche ſich bey des ſeel. Herrn Rectoris unverhofften Abſchied aus dieſer Zeitligkeit zugetragen/ ſo moͤgen wir ſie wohl mit dieſem Lemma- te bezeichnen: Manus Dei exaltatum glorificavit: GOtt nimmt mich aus der Welt/ ich ſchau den Himmel an. Wohl mir! daß ich ihn nun auf ewig ſchauen kan. Gewiß wir haben zwey denckwuͤrdige Sachen an ſeinem Tode zu preiſen. Nachdencklich war der Schwanen-Geſang/ welchen er ſich gleich- ſam vor ſeinem Ende ſelbſt geſungen. Er hielt in dem verwichenen Michael- Feſte ſeine gewoͤhnliche Andacht mit ſeinen Untergebenen/ und ermunter- te dieſelbigen durch eine treuhertzige Paræneſin zu einen neuen Gehorſam/ zeigete auch darbey wie ſie ſich hinfuͤhro gegen GOtt/ gegen den Nechſten/ und gegen ſich ſelbſten auffuͤhren ſolten. Er betruͤbete darbey vieler Zuhoͤrer Gemuͤther/ da er gleichſam als aus einem Prophetiſchen Gemuͤthe ſagete; dieſes wuͤrde die letzte Paræneſis ſeyn; Er wuͤrde hinfort in dieſem Audito- rio nicht ſeine Lectiones ſacras haben. Es geſchabe auch/ daß er noch eben dieſen Abend gegen 7. Uhr mit einem hefftigen Froſte uͤberfallen wurde/ welcher

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/60>, abgerufen am 22.11.2024.