Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].Trauer-Rede. dem Informations-Werck ihre Augen bloß auf die äusserlichen Schaalenrichten/ den Kern aber verwerffen. Oder daß ich deutlicher rede/ welche bloß auf das äusserliche Ansehen bauen/ aber die Krafft der Weißheit gäntz- lich verlassen. Jch erinnere mich hierbey/ daß der wohlbekannte Mene- trier in Philosophia Imaginum Tom. 1. Embl. 34. pag. 13 erzehlet/ daß man einem gewissen Minister/ der sich in alle Sachen/ wegen seiner hohen Klugheit wohl finden können/ zu Ehren eine Sonne gemahlet/ welche auff die Gipffel der Berge ihre Strahlen geworffen/ und dieselben erleuchtet/ mit diesen Worten: Mihi summa patent. Jch werde dem seeligen Man- ne nicht unrecht thun/ wenn ich sage: Er sey eine Sonne gewesen in dem Schul-Himmel/ die manche Berge mit ihren hellen Strahlen erfüllet; Oder/ daß ich deutlicher rede/ der die Strahlen seiner sonderbahren Weiß- heit und hohen Verstandes auff die Gemüther der untergebenen Jugend rühmlichst geworffen/ und dieselbe mit seinem hellen Glantz erleuchtet. Wie- viel sitzen ietzund in denen hohen Ehren-Aemtern/ welche als die hohen Ber- ge GOttes den sonderbahren Glantz ihrer hohen Weißheit von diesem Man- ne bekommen/ und damit manches Land und Stadt in eine sonderbahre Glückseeligkeit versetzen? Wie viel leben auf Universitäten/ welche sich glückseelig schätzen/ daß sie von einem so werthen Manne zu dem edlen Glan- tze der rechtschaffenen Weißheit geführet worden. Und Schade/ ja! ewig Schade/ daß unsere werthen Musen-Söhne den hellen Schein dieses Leh- rers nicht länger geniessen können. Denckwürdig war auch seine sonder- derbare Freygebigkeit gegen die Armen und Nothleidenden. Er war gleich einem fruchtbaren Baume/ der seine vielfältige Früchte reichlich dargab de- nen vorbeygehenden/ welche solcher geniessen wolten. Er war gleich ei- nem Canal/ welcher das Wasser das er annimmt/ wiederum in andere Oerter leitet. Er war gleich der Lufft/ welche den Regen/ der sich in ihr zeuget/ wiederum auf die Erden schicket/ dieselbe fruchtbar zu machen. Als Pabst Clemens der achte dieses Nahmens seiner sonderbahren Gütigkeit wegen an allen Orthen gerühmet ward/ und einer fragete/ was in solcher Tugend am rühmlichsten wäre; so gab er zur Antwort: Ut alii commodum ex suis in- com- H
Trauer-Rede. dem Informations-Werck ihre Augen bloß auf die aͤuſſerlichen Schaalenrichten/ den Kern aber verwerffen. Oder daß ich deutlicher rede/ welche bloß auf das aͤuſſerliche Anſehen bauen/ aber die Krafft der Weißheit gaͤntz- lich verlaſſen. Jch erinnere mich hierbey/ daß der wohlbekannte Mene- trier in Philoſophia Imaginum Tom. 1. Embl. 34. pag. 13 erzehlet/ daß man einem gewiſſen Miniſter/ der ſich in alle Sachen/ wegen ſeiner hohen Klugheit wohl finden koͤnnen/ zu Ehren eine Sonne gemahlet/ welche auff die Gipffel der Berge ihre Strahlen geworffen/ und dieſelben erleuchtet/ mit dieſen Worten: Mihi ſumma patent. Jch werde dem ſeeligen Man- ne nicht unrecht thun/ wenn ich ſage: Er ſey eine Sonne geweſen in dem Schul-Himmel/ die manche Berge mit ihren hellen Strahlen erfuͤllet; Oder/ daß ich deutlicher rede/ der die Strahlen ſeiner ſonderbahren Weiß- heit und hohen Verſtandes auff die Gemuͤther der untergebenen Jugend ruͤhmlichſt geworffen/ und dieſelbe mit ſeinem hellen Glantz erleuchtet. Wie- viel ſitzen ietzund in denen hohen Ehren-Aemtern/ welche als die hohen Ber- ge GOttes den ſonderbahren Glantz ihrer hohen Weißheit von dieſem Man- ne bekommen/ und damit manches Land und Stadt in eine ſonderbahre Gluͤckſeeligkeit verſetzen? Wie viel leben auf Univerſitaͤten/ welche ſich gluͤckſeelig ſchaͤtzen/ daß ſie von einem ſo werthen Manne zu dem edlen Glan- tze der rechtſchaffenen Weißheit gefuͤhret worden. Und Schade/ ja! ewig Schade/ daß unſere werthen Muſen-Soͤhne den hellen Schein dieſes Leh- rers nicht laͤnger genieſſen koͤnnen. Denckwuͤrdig war auch ſeine ſonder- derbare Freygebigkeit gegen die Armen und Nothleidenden. Er war gleich einem fruchtbaren Baume/ der ſeine vielfaͤltige Fruͤchte reichlich dargab de- nen vorbeygehenden/ welche ſolcher genieſſen wolten. Er war gleich ei- nem Canal/ welcher das Waſſer das er annimmt/ wiederum in andere Oerter leitet. Er war gleich der Lufft/ welche den Regen/ der ſich in ihr zeuget/ wiederum auf die Erden ſchicket/ dieſelbe fruchtbar zu machen. Als Pabſt Clemens der achte dieſes Nahmens ſeiner ſonderbahren Guͤtigkeit wegen an allen Orthen geruͤhmet ward/ und einer fragete/ was in ſolcher Tugend am ruͤhmlichſten waͤre; ſo gab er zur Antwort: Ut alii commodum ex ſuis in- com- H
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Trauer-Rede.
dem Informations-Werck ihre Augen bloß auf die aͤuſſerlichen Schaalen
richten/ den Kern aber verwerffen. Oder daß ich deutlicher rede/ welche
bloß auf das aͤuſſerliche Anſehen bauen/ aber die Krafft der Weißheit gaͤntz-
lich verlaſſen. Jch erinnere mich hierbey/ daß der wohlbekannte Mene-
trier in Philoſophia Imaginum Tom. 1. Embl. 34. pag. 13 erzehlet/ daß
man einem gewiſſen Miniſter/ der ſich in alle Sachen/ wegen ſeiner hohen
Klugheit wohl finden koͤnnen/ zu Ehren eine Sonne gemahlet/ welche auff
die Gipffel der Berge ihre Strahlen geworffen/ und dieſelben erleuchtet/
mit dieſen Worten: Mihi ſumma patent. Jch werde dem ſeeligen Man-
ne nicht unrecht thun/ wenn ich ſage: Er ſey eine Sonne geweſen in dem
Schul-Himmel/ die manche Berge mit ihren hellen Strahlen erfuͤllet;
Oder/ daß ich deutlicher rede/ der die Strahlen ſeiner ſonderbahren Weiß-
heit und hohen Verſtandes auff die Gemuͤther der untergebenen Jugend
ruͤhmlichſt geworffen/ und dieſelbe mit ſeinem hellen Glantz erleuchtet. Wie-
viel ſitzen ietzund in denen hohen Ehren-Aemtern/ welche als die hohen Ber-
ge GOttes den ſonderbahren Glantz ihrer hohen Weißheit von dieſem Man-
ne bekommen/ und damit manches Land und Stadt in eine ſonderbahre
Gluͤckſeeligkeit verſetzen? Wie viel leben auf Univerſitaͤten/ welche ſich
gluͤckſeelig ſchaͤtzen/ daß ſie von einem ſo werthen Manne zu dem edlen Glan-
tze der rechtſchaffenen Weißheit gefuͤhret worden. Und Schade/ ja! ewig
Schade/ daß unſere werthen Muſen-Soͤhne den hellen Schein dieſes Leh-
rers nicht laͤnger genieſſen koͤnnen. Denckwuͤrdig war auch ſeine ſonder-
derbare Freygebigkeit gegen die Armen und Nothleidenden. Er war gleich
einem fruchtbaren Baume/ der ſeine vielfaͤltige Fruͤchte reichlich dargab de-
nen vorbeygehenden/ welche ſolcher genieſſen wolten. Er war gleich ei-
nem Canal/ welcher das Waſſer das er annimmt/ wiederum in andere Oerter
leitet. Er war gleich der Lufft/ welche den Regen/ der ſich in ihr zeuget/
wiederum auf die Erden ſchicket/ dieſelbe fruchtbar zu machen. Als Pabſt
Clemens der achte dieſes Nahmens ſeiner ſonderbahren Guͤtigkeit wegen an
allen Orthen geruͤhmet ward/ und einer fragete/ was in ſolcher Tugend am
ruͤhmlichſten waͤre; ſo gab er zur Antwort: Ut alii commodum ex ſuis in-
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Zitationshilfe: | Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/59>, abgerufen am 16.07.2024. |