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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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Trauer-Rede.
tzen zu vermehren/ welcher allbereit vielen an die Seele dringet. Ver-
gebens ist es auch/ seinen Ruhm in einer geringen Rede zu vermehren/ als
welcher sich sowohl durch seine getreue Lehre/ als durch die gelehrte Feder an
allen Orthen beständig ausgebreitet. Soll ich aber meiner auffgetragenen
Function eine Gnüge erweisen; so will ich von unsern seeligen Herrn Re-
ctor
drey Memoranda oder denckwürdige Sachen auf die Bahn
bringen. Jch will über die denckwürdige Sachen seiner Jugend schreiben:
Manus Dei me ex altavit. Jch will die denckwürdigen Sachen seiner
von GOtt aufgetragenen Function mit diesem Lemmate bezeichnen: Ma-
nus Dei exaltatum conservavit.
Jch will über seinen seeligen Hintrit
aus dieser Zeitligkeit diese Worte setzen: Manus Dei conservatum glori-
ficavit.
Wollen wir nun die denckwürdigen Sachen seiner geliebten Ju-
gend kürtzlich einschliessen; so mag solches in folgenden Worten bestehen:
Manus Dei me potenter exaltavit. Oder wie es in unserer Mutter-
Sprache kan ausgedrucket werden:

GOtt nahm sich meiner an/ ich nahm den Ruff in acht;
Drum ward ich nach und nach zu grössern Heil gebracht.

Ach ja! der seelige Herr Rector hat von Kindes-Beinen an/ die all-
mächtige Hand GOttes mercklich gespühret/ indem er ihn nicht allein wun-
detlich in die Schule gebracht/ sondern auch reichlich darinne versorget.
GOtt führte ihn Anfangs in das benachbarte Lyceum zu Lauban/ und er-
weckete ihn bey seinen Armuth grosse Patronen und Wohlthäter/ daß er
gleichsam als ein Tyro von unten auf dienen/ und alle Classen durchgehen
solte. Er kam aus solcher Schule in unser liebwerthes Gymnasium, und
hielt dieses für seine gröste Glückseeligkeit/ daß er dazumahl unter des berühm-
ten Weisens/ als seines getreuen Gamalielis, Füssen sitzen konte. Sein
kluges Naturell, unmüde Begierde zu lernen/ und andere Tugenden ver-
ursacheten/ daß ietztgedachter Herr Weise eine sonderbahre Gunst und
Wohlgewogenheit auf diesen Untergebenen warff/ und keinen andern A-

ma-
G 2

Trauer-Rede.
tzen zu vermehren/ welcher allbereit vielen an die Seele dringet. Ver-
gebens iſt es auch/ ſeinen Ruhm in einer geringen Rede zu vermehren/ als
welcher ſich ſowohl durch ſeine getreue Lehre/ als durch die gelehrte Feder an
allen Orthen beſtaͤndig ausgebreitet. Soll ich aber meiner auffgetragenen
Function eine Gnuͤge erweiſen; ſo will ich von unſern ſeeligen Herrn Re-
ctor
drey Memoranda oder denckwuͤrdige Sachen auf die Bahn
bringen. Jch will uͤber die denckwuͤrdige Sachen ſeiner Jugend ſchreiben:
Manus Dei me ex altavit. Jch will die denckwuͤrdigen Sachen ſeiner
von GOtt aufgetragenen Function mit dieſem Lemmate bezeichnen: Ma-
nus Dei exaltatum conſervavit.
Jch will uͤber ſeinen ſeeligen Hintrit
aus dieſer Zeitligkeit dieſe Worte ſetzen: Manus Dei conſervatum glori-
ficavit.
Wollen wir nun die denckwuͤrdigen Sachen ſeiner geliebten Ju-
gend kuͤrtzlich einſchlieſſen; ſo mag ſolches in folgenden Worten beſtehen:
Manus Dei me potenter exaltavit. Oder wie es in unſerer Mutter-
Sprache kan ausgedrucket werden:

GOtt nahm ſich meiner an/ ich nahm den Ruff in acht;
Drum ward ich nach und nach zu groͤſſern Heil gebracht.

Ach ja! der ſeelige Herr Rector hat von Kindes-Beinen an/ die all-
maͤchtige Hand GOttes mercklich geſpuͤhret/ indem er ihn nicht allein wun-
detlich in die Schule gebracht/ ſondern auch reichlich darinne verſorget.
GOtt fuͤhrte ihn Anfangs in das benachbarte Lyceum zu Lauban/ und er-
weckete ihn bey ſeinen Armuth groſſe Patronen und Wohlthaͤter/ daß er
gleichſam als ein Tyro von unten auf dienen/ und alle Claſſen durchgehen
ſolte. Er kam aus ſolcher Schule in unſer liebwerthes Gymnaſium, und
hielt dieſes fuͤr ſeine groͤſte Gluͤckſeeligkeit/ daß er dazumahl unter des beruͤhm-
ten Weiſens/ als ſeines getreuen Gamalielis, Fuͤſſen ſitzen konte. Sein
kluges Naturell, unmuͤde Begierde zu lernen/ und andere Tugenden ver-
urſacheten/ daß ietztgedachter Herr Weiſe eine ſonderbahre Gunſt und
Wohlgewogenheit auf dieſen Untergebenen warff/ und keinen andern A-

ma-
G 2
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[51/0053] Trauer-Rede. tzen zu vermehren/ welcher allbereit vielen an die Seele dringet. Ver- gebens iſt es auch/ ſeinen Ruhm in einer geringen Rede zu vermehren/ als welcher ſich ſowohl durch ſeine getreue Lehre/ als durch die gelehrte Feder an allen Orthen beſtaͤndig ausgebreitet. Soll ich aber meiner auffgetragenen Function eine Gnuͤge erweiſen; ſo will ich von unſern ſeeligen Herrn Re- ctor drey Memoranda oder denckwuͤrdige Sachen auf die Bahn bringen. Jch will uͤber die denckwuͤrdige Sachen ſeiner Jugend ſchreiben: Manus Dei me ex altavit. Jch will die denckwuͤrdigen Sachen ſeiner von GOtt aufgetragenen Function mit dieſem Lemmate bezeichnen: Ma- nus Dei exaltatum conſervavit. Jch will uͤber ſeinen ſeeligen Hintrit aus dieſer Zeitligkeit dieſe Worte ſetzen: Manus Dei conſervatum glori- ficavit. Wollen wir nun die denckwuͤrdigen Sachen ſeiner geliebten Ju- gend kuͤrtzlich einſchlieſſen; ſo mag ſolches in folgenden Worten beſtehen: Manus Dei me potenter exaltavit. Oder wie es in unſerer Mutter- Sprache kan ausgedrucket werden: GOtt nahm ſich meiner an/ ich nahm den Ruff in acht; Drum ward ich nach und nach zu groͤſſern Heil gebracht. Ach ja! der ſeelige Herr Rector hat von Kindes-Beinen an/ die all- maͤchtige Hand GOttes mercklich geſpuͤhret/ indem er ihn nicht allein wun- detlich in die Schule gebracht/ ſondern auch reichlich darinne verſorget. GOtt fuͤhrte ihn Anfangs in das benachbarte Lyceum zu Lauban/ und er- weckete ihn bey ſeinen Armuth groſſe Patronen und Wohlthaͤter/ daß er gleichſam als ein Tyro von unten auf dienen/ und alle Claſſen durchgehen ſolte. Er kam aus ſolcher Schule in unſer liebwerthes Gymnaſium, und hielt dieſes fuͤr ſeine groͤſte Gluͤckſeeligkeit/ daß er dazumahl unter des beruͤhm- ten Weiſens/ als ſeines getreuen Gamalielis, Fuͤſſen ſitzen konte. Sein kluges Naturell, unmuͤde Begierde zu lernen/ und andere Tugenden ver- urſacheten/ daß ietztgedachter Herr Weiſe eine ſonderbahre Gunſt und Wohlgewogenheit auf dieſen Untergebenen warff/ und keinen andern A- ma- G 2

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/53>, abgerufen am 22.11.2024.