Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].Lebens-Lauff. wiewohl unter vielen Drangsaale derer Papisten Mit GOttes Hülffein Schlesien/ bis in sein 8. Jahr an/ weil Er aber ein fähiges und zum Studieren geschicktes Ingenium von sich wiese: so resolvirten die guten Leute ihrem Sohne zu gefallen das Vaterland zu verlassen/ und sich nach Sachsen zuwenden/ allwo sie Gelegenheit zum Studieren zu finden hofften/ und auch die Hülffe GOttes so bald verspüreten/ als Sie nur über die Sächsische Gräntze waren. Denn da führte Jhn GOtt zu den Patrone der Jhn nachgehends befördern halff. Es war solcher wie oben gedacht/ der Herr von Döbschütz/ auff Lichte- nau/ welcher seine Eltern auffnahm/ und dem Wohlseeligen Herrn Rector als einen sittsamen und geschickten Knaben mit der Adelichen Jugend informiret zu werden verstattete. Jn dieser ersten Schulen nun übertraff Er alle seine Commilitones sowohl an Gaben des Ge- müthes/ als auch an denen Profectibus, und weil Er sein herrliches Ingenium durch einen beständigen Fleiß secundirte/ auch jedermann durch willigen Gehorsam und freundliche Dienstleistung zurLiebe ge- gen sich verband/ so konte man schon sehen/ daß Jhn die göttliche Pro- videnz zu großen Dingen ausersehen hatte. Man gab deswegen sei- nen Eltern den Rath/ daß Sie ihn in eine öffentliche Schule thun sol- ten/ allein ihre große Armuth legte ihnen die grösten Hinderungen in den Weeg/ und waren sie zufrieden/ daß der damahlige Herr Re- ctor Seidemann in Lauban ihren Sohn in die Current-Schule auff- nahm. Vielleicht ließ GOtt dieses darum geschehen/ weil dieser ar- me Schüler ein Vater und Versorger vieler andern Kinder werden solte. Mit GOttes Hülffe gieng er durch alle Classen/ und brachte es in Prima so weit/ daß Er zur Academie reiff genung schien. Doch weil Er nicht allein in der Classe, darinne er bisher als ein Lernen- der geseßen/ mit der Zeit einen Lehrer abgeben/ svndern auch der lieben Stadt Zittau dienen solte/ so beschloß Er durch göttliche Dire- ction 1681. in hiesiges Gymnasium zu ziehen/ und von der Lehre des Hochberühmten Herrn Rector Weisens zu profitiren. Die erste Lei-
Lebens-Lauff. wiewohl unter vielen Drangſaale derer Papiſten Mit GOttes Huͤlffein Schleſien/ bis in ſein 8. Jahr an/ weil Er aber ein faͤhiges und zum Studieren geſchicktes Ingenium von ſich wieſe: ſo reſolvirten die guten Leute ihrem Sohne zu gefallen das Vaterland zu verlaſſen/ und ſich nach Sachſen zuwenden/ allwo ſie Gelegenheit zum Studieren zu finden hofften/ und auch die Huͤlffe GOttes ſo bald verſpuͤreten/ als Sie nur uͤber die Saͤchſiſche Graͤntze waren. Denn da fuͤhrte Jhn GOtt zu den Patrone der Jhn nachgehends befoͤrdern halff. Es war ſolcher wie oben gedacht/ der Herr von Doͤbſchuͤtz/ auff Lichte- nau/ welcher ſeine Eltern auffnahm/ und dem Wohlſeeligen Herrn Rector als einen ſittſamen und geſchickten Knaben mit der Adelichen Jugend informiret zu werden verſtattete. Jn dieſer erſten Schulen nun uͤbertraff Er alle ſeine Commilitones ſowohl an Gaben des Ge- muͤthes/ als auch an denen Profectibus, und weil Er ſein herrliches Ingenium durch einen beſtaͤndigen Fleiß ſecundirte/ auch jedermann durch willigen Gehorſam und freundliche Dienſtleiſtung zurLiebe ge- gen ſich verband/ ſo konte man ſchon ſehen/ daß Jhn die goͤttliche Pro- videnz zu großen Dingen auserſehen hatte. Man gab deswegen ſei- nen Eltern den Rath/ daß Sie ihn in eine oͤffentliche Schule thun ſol- ten/ allein ihre große Armuth legte ihnen die groͤſten Hinderungen in den Weeg/ und waren ſie zufrieden/ daß der damahlige Herr Re- ctor Seidemann in Lauban ihren Sohn in die Current-Schule auff- nahm. Vielleicht ließ GOtt dieſes darum geſchehen/ weil dieſer ar- me Schuͤler ein Vater und Verſorger vieler andern Kinder werden ſolte. Mit GOttes Huͤlffe gieng er durch alle Claſſen/ und brachte es in Prima ſo weit/ daß Er zur Academie reiff genung ſchien. Doch weil Er nicht allein in der Claſſe, darinne er bisher als ein Lernen- der geſeßen/ mit der Zeit einen Lehrer abgeben/ ſvndern auch der lieben Stadt Zittau dienen ſolte/ ſo beſchloß Er durch goͤttliche Dire- ction 1681. in hieſiges Gymnaſium zu ziehen/ und von der Lehre des Hochberuͤhmten Herrn Rector Weiſens zu profitiren. Die erſte Lei-
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Lebens-Lauff.
wiewohl unter vielen Drangſaale derer Papiſten Mit GOttes Huͤlffe
in Schleſien/ bis in ſein 8. Jahr an/ weil Er aber ein faͤhiges und zum
Studieren geſchicktes Ingenium von ſich wieſe: ſo reſolvirten die guten
Leute ihrem Sohne zu gefallen das Vaterland zu verlaſſen/ und ſich
nach Sachſen zuwenden/ allwo ſie Gelegenheit zum Studieren zu
finden hofften/ und auch die Huͤlffe GOttes ſo bald verſpuͤreten/ als
Sie nur uͤber die Saͤchſiſche Graͤntze waren. Denn da fuͤhrte Jhn
GOtt zu den Patrone der Jhn nachgehends befoͤrdern halff. Es
war ſolcher wie oben gedacht/ der Herr von Doͤbſchuͤtz/ auff Lichte-
nau/ welcher ſeine Eltern auffnahm/ und dem Wohlſeeligen Herrn
Rector als einen ſittſamen und geſchickten Knaben mit der Adelichen
Jugend informiret zu werden verſtattete. Jn dieſer erſten Schulen
nun uͤbertraff Er alle ſeine Commilitones ſowohl an Gaben des Ge-
muͤthes/ als auch an denen Profectibus, und weil Er ſein herrliches
Ingenium durch einen beſtaͤndigen Fleiß ſecundirte/ auch jedermann
durch willigen Gehorſam und freundliche Dienſtleiſtung zurLiebe ge-
gen ſich verband/ ſo konte man ſchon ſehen/ daß Jhn die goͤttliche Pro-
videnz zu großen Dingen auserſehen hatte. Man gab deswegen ſei-
nen Eltern den Rath/ daß Sie ihn in eine oͤffentliche Schule thun ſol-
ten/ allein ihre große Armuth legte ihnen die groͤſten Hinderungen in
den Weeg/ und waren ſie zufrieden/ daß der damahlige Herr Re-
ctor Seidemann in Lauban ihren Sohn in die Current-Schule auff-
nahm. Vielleicht ließ GOtt dieſes darum geſchehen/ weil dieſer ar-
me Schuͤler ein Vater und Verſorger vieler andern Kinder werden
ſolte. Mit GOttes Huͤlffe gieng er durch alle Claſſen/ und brachte
es in Prima ſo weit/ daß Er zur Academie reiff genung ſchien. Doch
weil Er nicht allein in der Claſſe, darinne er bisher als ein Lernen-
der geſeßen/ mit der Zeit einen Lehrer abgeben/ ſvndern auch der
lieben Stadt Zittau dienen ſolte/ ſo beſchloß Er durch goͤttliche Dire-
ction 1681. in hieſiges Gymnaſium zu ziehen/ und von der Lehre des
Hochberuͤhmten Herrn Rector Weiſens zu profitiren. Die erſte
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