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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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seelig zu machen bemühete Schul-Lehrer.
gels Erklärung/ des Nahmen solt du JEsus heissen/ denn er wird sein
Volck seelig machen von ihren Sünden/ Matth. I. 21. Christus aber
so viel heisse als einen Gesalbten/ daß er gesalbet worden zu unsern Lehrer/
zu unsern Hohenpriester und Könige; worinnen sein dreysaches Ambt beste-
het/ davon anderwerts geredet wird. Wir/ um beliebter Kürtze willen/
uns damit nicht aufhalten.

2) Darnach sagt Johannes: Der gerecht ist. Einige haben das
hier stehende Wort dikaios fromm gegeben/ weil es von denen beyden Joseph
gebraucht wird/ von Joseph dem Bräutigam Maria: Joseph aber ihr
Mann/ dieweil er fromm war/ Matth. I. 19. Von Joseph dem Raths-
Herrn/ Luc. XXIII. 50. Und siehe/ ein Mann mit Nahmen Joseph/
ein Raths-Herr/ der war gut und fromm. Aber warum solten wir
hier die gewöhnliche Bedeutung/ da es einen Gerechten bedeutet/ an die
Seite setzen/ da es uns die schönste Erklärung giebt; Als da der liebe HErr
JEsus Christus uns beschrieben wird/ der nicht nur an sich selbst und seiner
Natur nach gerecht/ sondern auch uns zu gute/ unsere Gerechtigkeit/ ja
auch als ein gerechter Fürsprecher und Advocat, der mit seiner Gerechtigkeit
uns bey dem Vater aussöhnet/ 30) wie hier der Päbstliche Commentator
Justinianus
gar wohl angemercket. 31) Es ware allerdings Noth/ daß er
nicht alleine fromm/ sondern auch gerecht/ ja die Gerechtigkeit selber/ da er
uns bey dem Vater aussöhnen wolte/ und unserthalben als Fürsprecher vor
denselben treten. Wer selber arm und ein Bettler/ wie soll er vor andere
bezahlen; oder wer selber lasterhafft/ wie mag er Ubelthäter aussöhnen und
vertreten. Drum sagt Esaias von unserm JEsu/ wenn er sein Leyden be-
schreibet: Wiewohl er niemand unrecht gethan hat/ noch Betrug in
seinem Munde gewesen ist. c. Llll. 10. Nechst diesen nun müssen wir

B) Auf dieses Mittlers sein Thun sehen/ da sagt Johannes: Wir
haben einen Fürsprecher an dem Vater/ welcher/ so die Versöh-
nung etc. 1) Einen Fürsprecher. Das hier stehende Griechische Wort
parakletos hat Lutherus anderwerts/ wenn es von dem Heiligen Geiste

vier
30) vid. S. Schmid hl. p. 131 in fine.
31) Verba ejus vid. ap. S. Schmid. lc.
D 2

ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer.
gels Erklaͤrung/ des Nahmen ſolt du JEſus heiſſen/ denn er wird ſein
Volck ſeelig machen von ihren Suͤnden/ Matth. I. 21. Chriſtus aber
ſo viel heiſſe als einen Geſalbten/ daß er geſalbet worden zu unſern Lehrer/
zu unſern Hohenprieſter und Koͤnige; worinnen ſein dreyſaches Ambt beſte-
het/ davon anderwerts geredet wird. Wir/ um beliebter Kuͤrtze willen/
uns damit nicht aufhalten.

2) Darnach ſagt Johannes: Der gerecht iſt. Einige haben das
hier ſtehende Wort δικαιος fromm gegeben/ weil es von denen beyden Joſeph
gebraucht wird/ von Joſeph dem Braͤutigam Maria: Joſeph aber ihr
Mann/ dieweil er fromm war/ Matth. I. 19. Von Joſeph dem Raths-
Herrn/ Luc. XXIII. 50. Und ſiehe/ ein Mann mit Nahmen Joſeph/
ein Raths-Herr/ der war gut und fromm. Aber warum ſolten wir
hier die gewoͤhnliche Bedeutung/ da es einen Gerechten bedeutet/ an die
Seite ſetzen/ da es uns die ſchoͤnſte Erklaͤrung giebt; Als da der liebe HErr
JEſus Chriſtus uns beſchrieben wird/ der nicht nur an ſich ſelbſt und ſeiner
Natur nach gerecht/ ſondern auch uns zu gute/ unſere Gerechtigkeit/ ja
auch als ein gerechter Fuͤrſprecher und Advocat, der mit ſeiner Gerechtigkeit
uns bey dem Vater ausſoͤhnet/ 30) wie hier der Paͤbſtliche Commentator
Juſtinianus
gar wohl angemercket. 31) Es ware allerdings Noth/ daß er
nicht alleine fromm/ ſondern auch gerecht/ ja die Gerechtigkeit ſelber/ da er
uns bey dem Vater ausſoͤhnen wolte/ und unſerthalben als Fuͤrſprecher vor
denſelben treten. Wer ſelber arm und ein Bettler/ wie ſoll er vor andere
bezahlen; oder wer ſelber laſterhafft/ wie mag er Ubelthaͤter ausſoͤhnen und
vertreten. Drum ſagt Eſaias von unſerm JEſu/ wenn er ſein Leyden be-
ſchreibet: Wiewohl er niemand unrecht gethan hat/ noch Betrug in
ſeinem Munde geweſen iſt. c. Llll. 10. Nechſt dieſen nun muͤſſen wir

B) Auf dieſes Mittlers ſein Thun ſehen/ da ſagt Johannes: Wir
haben einen Fuͤrſprecher an dem Vater/ welcher/ ſo die Verſoͤh-
nung ꝛc. 1) Einen Fuͤrſprecher. Das hier ſtehende Griechiſche Wort
παράκλητος hat Lutherus anderwerts/ wenn es von dem Heiligen Geiſte

vier
30) vid. S. Schmid hl. p. 131 in fine.
31) Verba ejus vid. ap. S. Schmid. lc.
D 2
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[27/0029] ſeelig zu machen bemuͤhete Schul-Lehrer. gels Erklaͤrung/ des Nahmen ſolt du JEſus heiſſen/ denn er wird ſein Volck ſeelig machen von ihren Suͤnden/ Matth. I. 21. Chriſtus aber ſo viel heiſſe als einen Geſalbten/ daß er geſalbet worden zu unſern Lehrer/ zu unſern Hohenprieſter und Koͤnige; worinnen ſein dreyſaches Ambt beſte- het/ davon anderwerts geredet wird. Wir/ um beliebter Kuͤrtze willen/ uns damit nicht aufhalten. 2) Darnach ſagt Johannes: Der gerecht iſt. Einige haben das hier ſtehende Wort δικαιος fromm gegeben/ weil es von denen beyden Joſeph gebraucht wird/ von Joſeph dem Braͤutigam Maria: Joſeph aber ihr Mann/ dieweil er fromm war/ Matth. I. 19. Von Joſeph dem Raths- Herrn/ Luc. XXIII. 50. Und ſiehe/ ein Mann mit Nahmen Joſeph/ ein Raths-Herr/ der war gut und fromm. Aber warum ſolten wir hier die gewoͤhnliche Bedeutung/ da es einen Gerechten bedeutet/ an die Seite ſetzen/ da es uns die ſchoͤnſte Erklaͤrung giebt; Als da der liebe HErr JEſus Chriſtus uns beſchrieben wird/ der nicht nur an ſich ſelbſt und ſeiner Natur nach gerecht/ ſondern auch uns zu gute/ unſere Gerechtigkeit/ ja auch als ein gerechter Fuͤrſprecher und Advocat, der mit ſeiner Gerechtigkeit uns bey dem Vater ausſoͤhnet/ 30) wie hier der Paͤbſtliche Commentator Juſtinianus gar wohl angemercket. 31) Es ware allerdings Noth/ daß er nicht alleine fromm/ ſondern auch gerecht/ ja die Gerechtigkeit ſelber/ da er uns bey dem Vater ausſoͤhnen wolte/ und unſerthalben als Fuͤrſprecher vor denſelben treten. Wer ſelber arm und ein Bettler/ wie ſoll er vor andere bezahlen; oder wer ſelber laſterhafft/ wie mag er Ubelthaͤter ausſoͤhnen und vertreten. Drum ſagt Eſaias von unſerm JEſu/ wenn er ſein Leyden be- ſchreibet: Wiewohl er niemand unrecht gethan hat/ noch Betrug in ſeinem Munde geweſen iſt. c. Llll. 10. Nechſt dieſen nun muͤſſen wir B) Auf dieſes Mittlers ſein Thun ſehen/ da ſagt Johannes: Wir haben einen Fuͤrſprecher an dem Vater/ welcher/ ſo die Verſoͤh- nung ꝛc. 1) Einen Fuͤrſprecher. Das hier ſtehende Griechiſche Wort παράκλητος hat Lutherus anderwerts/ wenn es von dem Heiligen Geiſte vier 30) vid. S. Schmid hl. p. 131 in fine. 31) Verba ejus vid. ap. S. Schmid. lc. D 2

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/29>, abgerufen am 21.11.2024.