Hayn, Johann: Officina mystica Oder Geistliche Creutz- und Trost-Apotecke. Polnisch Lissa, 1645.Geistliche Apotecke. Psal. 1, 2.dasselbe gerne gehöret/ und Tag und Nacht darvon ge-redet/ sondern auch bedacht/ wie es nach seinem Tode andern möchte bekand gemacht werden/ und Jhm zu seinem Leich-Text verlesenen Spruch auß dem 126. Psalm erkohren; Welcher sich beydes zu der instehen- den Erndten Zeit/ vnd auff seinen Zustand wol reimet. Denn es ist ein rechter Erndte-Psalm/ und lehret/ wie wir bey der jetzigen Jrrdischen Jahr-Erndte uns der Geistlichen- und auch derletzten Todes-Erndte erjnnern sollen/ daß/ ob sie wol geschicht mit Trawren unnd Weinen/ doch grosse Frewde drauff folgen werde. Er ist auch ein rechter Exulanten-Psalm/ den die betrüb- ten Jsraeliten zu Babel gesungen/ und sich darauß auff die Wider-Heimkunfft in jhr Vaterland gefrewet. Weil nun unser Seelig-Verstorbener das bittere Exi- lium gefühlet/ hat Er jhn auch geliebet. Dieweil Er aber seiner löblichen Kunst halben Offici-
Geiſtliche Apotecke. Pſal. 1, 2.daſſelbe gerne gehoͤret/ und Tag und Nacht darvon ge-redet/ ſondern auch bedacht/ wie es nach ſeinem Tode andern moͤchte bekand gemacht werden/ und Jhm zu ſeinem Leich-Text verleſenen Spruch auß dem 126. Pſalm erkohren; Welcher ſich beydes zu der inſtehen- den Erndten Zeit/ vnd auff ſeinen Zuſtand wol reimet. Denn es iſt ein rechter Erndte-Pſalm/ und lehret/ wie wir bey der jetzigen Jrrdiſchen Jahr-Erndte uns der Geiſtlichen- und auch derletzten Todes-Erndte erjnnern ſollen/ daß/ ob ſie wol geſchicht mit Trawren unnd Weinen/ doch groſſe Frewde drauff folgen werde. Er iſt auch ein rechter Exulanten-Pſalm/ den die betruͤb- ten Jſraeliten zu Babel geſungen/ und ſich darauß auff die Wider-Heimkunfft in jhr Vaterland gefrewet. Weil nun unſer Seelig-Verſtorbener das bittere Exi- lium gefuͤhlet/ hat Er jhn auch geliebet. Dieweil Er aber ſeiner loͤblichen Kunſt halben Offici-
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsExordium" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="[8]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Geiſtliche Apotecke.</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pſal.</hi> 1, 2.</note>daſſelbe gerne gehoͤret/ und Tag und Nacht darvon ge-<lb/> redet/ ſondern auch bedacht/ wie es nach ſeinem Tode<lb/> andern moͤchte bekand gemacht werden/ und Jhm zu<lb/> ſeinem Leich-Text verleſenen Spruch auß dem 126.<lb/> Pſalm erkohren; Welcher ſich beydes zu der inſtehen-<lb/> den Erndten Zeit/ vnd auff ſeinen Zuſtand wol reimet.<lb/> Denn es iſt ein rechter Erndte-Pſalm/ und lehret/ wie<lb/> wir bey der jetzigen Jrrdiſchen Jahr-Erndte uns der<lb/> Geiſtlichen- und auch derletzten Todes-Erndte erjnnern<lb/> ſollen/ daß/ ob ſie wol geſchicht mit Trawren unnd<lb/> Weinen/ doch groſſe Frewde drauff folgen werde. Er<lb/> iſt auch ein rechter Exulanten-Pſalm/ den die betruͤb-<lb/> ten Jſraeliten zu Babel geſungen/ und ſich darauß auff<lb/> die Wider-Heimkunfft in jhr Vaterland gefrewet.<lb/> Weil nun unſer Seelig-Verſtorbener das bittere <hi rendition="#aq">Exi-<lb/> lium</hi> gefuͤhlet/ hat Er jhn auch geliebet.</p><lb/> <p>Dieweil Er aber ſeiner loͤblichen Kunſt halben<lb/> geweſen ein Apotecker/ welcher ſeine koſibare Apotecke<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Incendium An.<lb/> 1644. d. 191.<lb/> Julij, poſt Solis<lb/> occaſum.</hi></hi></note>jederzeit/ ſonderlich vor dem ſchaͤdlichen Fewer-Scha-<lb/> den ſtatlich verſehen/ waͤre es auch unbillich ſeine be-<lb/> ruͤhmbte Kunſt hindan zu ſetzen. <hi rendition="#aq">U</hi>nd demnach gleich-<lb/> wol in dem vorgegebenen Text ſolcher Sachen gedacht<lb/> wird/ die nothwendig in Apotecken ſein muͤſſen/ als<lb/> da ſind <hi rendition="#aq">Lachrimæ, Semina, Manipuli,</hi> Thraͤnen/<lb/> Saamen/ Garben oder Handvol/ als habe durch<lb/> Goͤttlichen Beyſtand ich mir vorgenommen/ darauß<lb/> auffzurichten</p><lb/> <fw type="catch" place="bottom"> <hi rendition="#aq">Offici-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[8]/0008]
Geiſtliche Apotecke.
daſſelbe gerne gehoͤret/ und Tag und Nacht darvon ge-
redet/ ſondern auch bedacht/ wie es nach ſeinem Tode
andern moͤchte bekand gemacht werden/ und Jhm zu
ſeinem Leich-Text verleſenen Spruch auß dem 126.
Pſalm erkohren; Welcher ſich beydes zu der inſtehen-
den Erndten Zeit/ vnd auff ſeinen Zuſtand wol reimet.
Denn es iſt ein rechter Erndte-Pſalm/ und lehret/ wie
wir bey der jetzigen Jrrdiſchen Jahr-Erndte uns der
Geiſtlichen- und auch derletzten Todes-Erndte erjnnern
ſollen/ daß/ ob ſie wol geſchicht mit Trawren unnd
Weinen/ doch groſſe Frewde drauff folgen werde. Er
iſt auch ein rechter Exulanten-Pſalm/ den die betruͤb-
ten Jſraeliten zu Babel geſungen/ und ſich darauß auff
die Wider-Heimkunfft in jhr Vaterland gefrewet.
Weil nun unſer Seelig-Verſtorbener das bittere Exi-
lium gefuͤhlet/ hat Er jhn auch geliebet.
Pſal. 1, 2.
Dieweil Er aber ſeiner loͤblichen Kunſt halben
geweſen ein Apotecker/ welcher ſeine koſibare Apotecke
jederzeit/ ſonderlich vor dem ſchaͤdlichen Fewer-Scha-
den ſtatlich verſehen/ waͤre es auch unbillich ſeine be-
ruͤhmbte Kunſt hindan zu ſetzen. Und demnach gleich-
wol in dem vorgegebenen Text ſolcher Sachen gedacht
wird/ die nothwendig in Apotecken ſein muͤſſen/ als
da ſind Lachrimæ, Semina, Manipuli, Thraͤnen/
Saamen/ Garben oder Handvol/ als habe durch
Goͤttlichen Beyſtand ich mir vorgenommen/ darauß
auffzurichten
Incendium An.
1644. d. 191.
Julij, poſt Solis
occaſum.
Offici-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/360001 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/360001/8 |
Zitationshilfe: | Hayn, Johann: Officina mystica Oder Geistliche Creutz- und Trost-Apotecke. Polnisch Lissa, 1645, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360001/8>, abgerufen am 16.02.2025. |