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Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693.

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Abdanckungs-Rede.
nicht scheuen sondern lieben solte. Denn er ja die Gläubi-
gen nicht überfällt wie ein Gewapneter/ sondern wie ein an-
genehmer und sanffter Schlaff der Abgematteten. Er ist
ein rechter Braut- und Himmels-Wagen/ welcher eine gute
Gelegenheit macht/ darauf zu GOtt zu reisen; Ein Ge-
färte der keinem kein Leid anthut: Eine Thüre/ dadurch
man auß der bösen Welt zur schönen Himmels-Thüre ge-
langet. Er ist ein Wechsler/ der uns grossen Gewinn
und profit machet: Ein Bothe/ der uns den Benadi-
gungs-Brieff bringet zu einem Ehren-Ambt im Himmel
zuerlangen: Ein Schiffer/ der uns überführen will: Ein
Schnitter/ der uns auß der Sonnen Hitze/ in die kühle
Scheuren träget: Eine Wärterin/ welche die Kinder zur
stillen Ruhe bringet. Siehet denn nun der Todt also aus/
ey so darff man ihn nicht mehr scheuen/ noch einen Grauen
für den Verstorbenen empfinden. Meinet es der Höchste
durch diesen treuen Bothen so gut/ mit uns/ so werden ja
alle Menschen ihrem Schöpffer und Erlöser/ willig und
gerne folgen/ er komme auch/ wenn und wie Er wolle: Es
Vide Op:
Aug. T. I.
c. XXVII.
p. m.
8.
wird nicht solcher Worte bedürffen/ wie Possidius in der Le-
bens-Beschreibung des H. Augustini meldet/ da GOtt ei-
nen langen Lebens-Begierigen Bischoff/ der nicht gerne ster-
ben wolte/ ob er ihn gleich vor seinem Tode gar mit lieblicher
Gestalt und süssen Worten erschien/ also angeredet: Pati
timetis, exire non vultis, qvid faciam vobis?
Leiden wollet
ihr nichts/ sterben wollt ihr auch nicht/ was soll ich endlich
mit euch machen? So soll es nicht heissen! Sondern so sol-
len wir uns zum Tode erklären wie der H. Ambrosius Bi-
schoff zu Meyland/ welcher von gutten Freunden ersuchet

wor-

Abdanckungs-Rede.
nicht ſcheuen ſondern lieben ſolte. Denn er ja die Glaͤubi-
gen nicht uͤberfaͤllt wie ein Gewapneter/ ſondern wie ein an-
genehmer und ſanffter Schlaff der Abgematteten. Er iſt
ein rechter Braut- und Himmels-Wagen/ welcher eine gute
Gelegenheit macht/ darauf zu GOtt zu reiſen; Ein Ge-
faͤrte der keinem kein Leid anthut: Eine Thuͤre/ dadurch
man auß der boͤſen Welt zur ſchoͤnen Himmels-Thuͤre ge-
langet. Er iſt ein Wechsler/ der uns groſſen Gewinn
und profit machet: Ein Bothe/ der uns den Benadi-
gungs-Brieff bringet zu einem Ehren-Ambt im Himmel
zuerlangen: Ein Schiffer/ der uns uͤberfuͤhren will: Ein
Schnitter/ der uns auß der Sonnen Hitze/ in die kuͤhle
Scheuren traͤget: Eine Waͤrterin/ welche die Kinder zur
ſtillen Ruhe bringet. Siehet denn nun der Todt alſo aus/
ey ſo darff man ihn nicht mehr ſcheuen/ noch einen Grauen
fuͤr den Verſtorbenen empfinden. Meinet es der Hoͤchſte
durch dieſen treuen Bothen ſo gut/ mit uns/ ſo werden ja
alle Menſchen ihrem Schoͤpffer und Erloͤſer/ willig und
gerne folgen/ er komme auch/ wenn und wie Er wolle: Es
Vide Op:
Aug. T. I.
c. XXVII.
p. m.
8.
wird nicht ſolcher Worte beduͤrffen/ wie Posſidius in der Le-
bens-Beſchreibung des H. Auguſtini meldet/ da GOtt ei-
nen langen Lebens-Begierigen Biſchoff/ der nicht gerne ſter-
ben wolte/ ob er ihn gleich vor ſeinem Tode gar mit lieblicheꝛ
Geſtalt und ſuͤſſen Worten erſchien/ alſo angeredet: Pati
timetis, exire non vultis, qvid faciam vobis?
Leiden wollet
ihr nichts/ ſterben wollt ihr auch nicht/ was ſoll ich endlich
mit euch machen? So ſoll es nicht heiſſen! Sondern ſo ſol-
len wir uns zum Tode erklaͤren wie der H. Ambroſius Bi-
ſchoff zu Meyland/ welcher von gutten Freunden erſuchet

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[40/0040] Abdanckungs-Rede. nicht ſcheuen ſondern lieben ſolte. Denn er ja die Glaͤubi- gen nicht uͤberfaͤllt wie ein Gewapneter/ ſondern wie ein an- genehmer und ſanffter Schlaff der Abgematteten. Er iſt ein rechter Braut- und Himmels-Wagen/ welcher eine gute Gelegenheit macht/ darauf zu GOtt zu reiſen; Ein Ge- faͤrte der keinem kein Leid anthut: Eine Thuͤre/ dadurch man auß der boͤſen Welt zur ſchoͤnen Himmels-Thuͤre ge- langet. Er iſt ein Wechsler/ der uns groſſen Gewinn und profit machet: Ein Bothe/ der uns den Benadi- gungs-Brieff bringet zu einem Ehren-Ambt im Himmel zuerlangen: Ein Schiffer/ der uns uͤberfuͤhren will: Ein Schnitter/ der uns auß der Sonnen Hitze/ in die kuͤhle Scheuren traͤget: Eine Waͤrterin/ welche die Kinder zur ſtillen Ruhe bringet. Siehet denn nun der Todt alſo aus/ ey ſo darff man ihn nicht mehr ſcheuen/ noch einen Grauen fuͤr den Verſtorbenen empfinden. Meinet es der Hoͤchſte durch dieſen treuen Bothen ſo gut/ mit uns/ ſo werden ja alle Menſchen ihrem Schoͤpffer und Erloͤſer/ willig und gerne folgen/ er komme auch/ wenn und wie Er wolle: Es wird nicht ſolcher Worte beduͤrffen/ wie Posſidius in der Le- bens-Beſchreibung des H. Auguſtini meldet/ da GOtt ei- nen langen Lebens-Begierigen Biſchoff/ der nicht gerne ſter- ben wolte/ ob er ihn gleich vor ſeinem Tode gar mit lieblicheꝛ Geſtalt und ſuͤſſen Worten erſchien/ alſo angeredet: Pati timetis, exire non vultis, qvid faciam vobis? Leiden wollet ihr nichts/ ſterben wollt ihr auch nicht/ was ſoll ich endlich mit euch machen? So ſoll es nicht heiſſen! Sondern ſo ſol- len wir uns zum Tode erklaͤren wie der H. Ambroſius Bi- ſchoff zu Meyland/ welcher von gutten Freunden erſuchet wor- Vide Op: Aug. T. I. c. XXVII. p. m. 8.

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Zitationshilfe: Klepperbein, Vertraugott: Den Todt im Leben Und das Leben im Tode. Schlichtingsheim (Oder), 1693, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359522/40>, abgerufen am 24.11.2024.