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Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].

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und wandernde Blätter.
Leben noch einmahl anbauen und anleben solten/ was sie
doch kaum außgelebet. Wird es doch so frommen Chri-
sten sauer genung/ sich nur einmahl durch die Welt durch zu
arbeiten/ und dieselbte zu überwinden/ wie ein feiner Theo-
logus
in seinem Todes-ührlein p. 117. gar fein davon urtheilet
und schreibet: Was solten sie demnach noch einmahl/ und
also das ander mahl auf der Welt machen/ was Guttes da-
für sich erholen/ da nichts beständig-Gutes zu finden? Es
würden je die treuen Dienste der frommen Kinder GOttes
übel und schlecht belohnet seyn/ wenn sie nur damit belohnet
würden/ daß sie ewig hier in diesem Leben bleiben solten.
Denn also würde ihnen ihre Treue und Frömmigkeit nur eine
Verhinderung zur Herrligkeit und längereBeföderung zur
Beschwerligkeit seyn und geben müssen. Allein so versichert
der Geist GOttes/ daß sie dorten erst im ewigen Leben recht
und völlig belohnet werden sollen/ und also belohnet/ daß
sie aller Beschwerligkeit befreyet/ aller Herrligkeit und See-
ligkeit aber gewehret und theilhafftig werden sollen. Nun
denn hierzu anders nicht als durch den zeitlichen Tod zuge-
langen; So ist es je ein Unverstand oder übelstand von uns/
daß wir fromme Leute gerne immer bey uns auf der Erden/
und gleichsam ewig im Leben haben wollen/ und es für et-
was unglückseelig achten/ daß sie gewesen und nicht immer
seyn sollen. Ach! GOtt der sie der Welt nur auf eine zeit-
lang geliehen/ ist Jhnen viel ein grössers schuldig/ weder ih-
nen die Welt bezahlen und gut machen kan! Beschleuniget
und maturiret er nun Jhr Ende/ er eilet mit ihnen davon
auß diesem Leben unter den Sündern: So beschleuniget
und maturiret er auch ihr Glücke; Er machet auf einmahl

ein

und wandernde Blaͤtter.
Leben noch einmahl anbauen und anleben ſolten/ was ſie
doch kaum außgelebet. Wird es doch ſo frommen Chri-
ſten ſauer genung/ ſich nur einmahl durch die Welt durch zu
arbeiten/ und dieſelbte zu uͤberwinden/ wie ein feiner Theo-
logus
in ſeinem Todes-uͤhrlein p. 117. gar fein davon urtheilet
und ſchreibet: Was ſolten ſie demnach noch einmahl/ und
alſo das ander mahl auf der Welt machen/ was Guttes da-
fuͤr ſich erholen/ da nichts beſtaͤndig-Gutes zu finden? Es
wuͤrden je die treuen Dienſte der frommen Kinder GOttes
uͤbel und ſchlecht belohnet ſeyn/ wenn ſie nur damit belohnet
wuͤrden/ daß ſie ewig hier in dieſem Leben bleiben ſolten.
Denn alſo wuͤrde ihnen ihre Treue und Froͤm̃igkeit nur eine
Verhinderung zur Herꝛligkeit und laͤngereBefoͤderung zur
Beſchwerligkeit ſeyn und geben muͤſſen. Allein ſo verſichert
der Geiſt GOttes/ daß ſie dorten erſt im ewigen Leben recht
und voͤllig belohnet werden ſollen/ und alſo belohnet/ daß
ſie aller Beſchwerligkeit befreyet/ aller Herꝛligkeit und See-
ligkeit aber gewehret und theilhafftig werden ſollen. Nun
denn hierzu anders nicht als durch den zeitlichen Tod zuge-
langen; So iſt es je ein Unverſtand odeꝛ uͤbelſtand von uns/
daß wir from̃e Leute gerne immer bey uns auf der Erden/
und gleichſam ewig im Leben haben wollen/ und es fuͤr et-
was ungluͤckſeelig achten/ daß ſie geweſen und nicht immer
ſeyn ſollen. Ach! GOtt der ſie der Welt nur auf eine zeit-
lang geliehen/ iſt Jhnen viel ein groͤſſers ſchuldig/ weder ih-
nen die Welt bezahlen und gut machen kan! Beſchleuniget
und maturiret er nun Jhr Ende/ er eilet mit ihnen davon
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und maturiret er auch ihr Gluͤcke; Er machet auf einmahl

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[39/0039] und wandernde Blaͤtter. Leben noch einmahl anbauen und anleben ſolten/ was ſie doch kaum außgelebet. Wird es doch ſo frommen Chri- ſten ſauer genung/ ſich nur einmahl durch die Welt durch zu arbeiten/ und dieſelbte zu uͤberwinden/ wie ein feiner Theo- logus in ſeinem Todes-uͤhrlein p. 117. gar fein davon urtheilet und ſchreibet: Was ſolten ſie demnach noch einmahl/ und alſo das ander mahl auf der Welt machen/ was Guttes da- fuͤr ſich erholen/ da nichts beſtaͤndig-Gutes zu finden? Es wuͤrden je die treuen Dienſte der frommen Kinder GOttes uͤbel und ſchlecht belohnet ſeyn/ wenn ſie nur damit belohnet wuͤrden/ daß ſie ewig hier in dieſem Leben bleiben ſolten. Denn alſo wuͤrde ihnen ihre Treue und Froͤm̃igkeit nur eine Verhinderung zur Herꝛligkeit und laͤngereBefoͤderung zur Beſchwerligkeit ſeyn und geben muͤſſen. Allein ſo verſichert der Geiſt GOttes/ daß ſie dorten erſt im ewigen Leben recht und voͤllig belohnet werden ſollen/ und alſo belohnet/ daß ſie aller Beſchwerligkeit befreyet/ aller Herꝛligkeit und See- ligkeit aber gewehret und theilhafftig werden ſollen. Nun denn hierzu anders nicht als durch den zeitlichen Tod zuge- langen; So iſt es je ein Unverſtand odeꝛ uͤbelſtand von uns/ daß wir from̃e Leute gerne immer bey uns auf der Erden/ und gleichſam ewig im Leben haben wollen/ und es fuͤr et- was ungluͤckſeelig achten/ daß ſie geweſen und nicht immer ſeyn ſollen. Ach! GOtt der ſie der Welt nur auf eine zeit- lang geliehen/ iſt Jhnen viel ein groͤſſers ſchuldig/ weder ih- nen die Welt bezahlen und gut machen kan! Beſchleuniget und maturiret er nun Jhr Ende/ er eilet mit ihnen davon auß dieſem Leben unter den Suͤndern: So beſchleuniget und maturiret er auch ihr Gluͤcke; Er machet auf einmahl ein

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Zitationshilfe: Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692], S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359521/39>, abgerufen am 28.11.2024.