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Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].

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und wandernde Blätter.
solte Sie wohl darzu machen/ den ersten Grund wol darzu
legen/ (wie Sie ihn denn auch geleget:) Aber die Außfüh-
rung dessen solte nach dem Rathe der Wächter einem andern
bleiben; Jhrer eignen Tugend aber ein ander Land/ ein bes-
ser Pflantz-Garten/ auff- und vor-behalten seyn/ darinnen
Sie zur rechten Vollkommenheit kommen/ und deß allen/
was Sie hier erfahren und ausstehen müssen/ gäntzlich und
auf ewig überhoben sein solte. Hier sind doch Blätter und
Bäume/ wie gut/ schöne und vollkommen sie auch seyn/ wie
groß/ lieb und werth sie auch geachtet seyn/ vielerley Zufäl-
len/ Anstössen und Begegnüßen ausgesetzt und unterworffen/
welche sie unmöglich hier übergehen und vermeiden können.
Denn da sind sie bäte für keinem Anlauf verzäunet; und müs-
sen leiden/ daß jedweder vorbey reisender von ihren Blättern
etwas abbricht und mitnimmt; Ofte auch/ daß ihnen die wil-
den Thiere mancherley Schaden zufügen/ und sie ihrer Zier-
rath berauben. Jst das auch nicht/ und sie sind davon be-
freyet; So findet sich doch sonsten allerhand ander Unge-
mach/ das ihnen mit Macht auffstösset und vielfältig zuse-
tzet. Denn Sonne/ Regen/ Schnee/ Donner/ Hagel/ und
alles Ungewitter sind doch die gewöhnlichen Abwechselun-
gen/ welche sie Tag und Nacht über sich nehmen und erge-
hen lassen müssen. Hätten nun gleich nicht das Erstere;
So haben doch gewißlich das Andere unsere Tugend- und
Ehren-Blätter/ (von denen wir reden/) mehr als zu viel er-
fahren/ wie vor Jhrer Versetzung/ und da Sie noch in dem
Väterlichen Hauß-Garten stunden/ und am besten grünen
solten; Als auch nach ihrer Versetzung/ und da Sie die 12.
Jahr über in dem Adelichen Dalckischen Ehe-Garten

verse-

und wandernde Blaͤtter.
ſolte Sie wohl darzu machen/ den erſten Grund wol darzu
legen/ (wie Sie ihn denn auch geleget:) Aber die Außfuͤh-
rung deſſen ſolte nach dem Rathe deꝛ Waͤchter einem andern
bleiben; Jhrer eignen Tugend aber ein ander Land/ ein beſ-
ſer Pflantz-Garten/ auff- und vor-behalten ſeyn/ darinnen
Sie zur rechten Vollkommenheit kommen/ und deß allen/
was Sie hier erfahren und ausſtehen muͤſſen/ gaͤntzlich und
auf ewig uͤberhoben ſein ſolte. Hier ſind doch Blaͤtter und
Baͤume/ wie gut/ ſchoͤne und vollkommen ſie auch ſeyn/ wie
groß/ lieb und werth ſie auch geachtet ſeyn/ vielerley Zufaͤl-
len/ Anſtoͤſſen und Begegnuͤßẽ ausgeſetzt und unteꝛworffen/
welche ſie unmoͤglich hier uͤbergehen und vermeiden koͤñen.
Deñ da ſind ſie baͤte fuͤr keinem Anlauf verzaͤunet; und muͤſ-
ſen leiden/ daß jedweder vorbey reiſender von ihren Blaͤtteꝛn
etwas abbricht und mitnim̃t; Ofte auch/ daß ihnen die wil-
den Thiere mancherley Schaden zufuͤgen/ und ſie ihreꝛ Zier-
rath berauben. Jſt das auch nicht/ und ſie ſind davon be-
freyet; So findet ſich doch ſonſten allerhand ander Unge-
mach/ das ihnen mit Macht auffſtoͤſſet und vielfaͤltig zuſe-
tzet. Denn Sonne/ Regen/ Schnee/ Donner/ Hagel/ und
alles Ungewitter ſind doch die gewoͤhnlichen Abwechſelun-
gen/ welche ſie Tag und Nacht uͤber ſich nehmen und erge-
hen laſſen muͤſſen. Haͤtten nun gleich nicht das Erſtere;
So haben doch gewißlich das Andere unſere Tugend- und
Ehren-Blaͤtter/ (von denen wir reden/) mehr als zu viel er-
fahren/ wie vor Jhrer Verſetzung/ und da Sie noch in dem
Vaͤterlichen Hauß-Garten ſtunden/ und am beſten gruͤnen
ſolten; Als auch nach ihrer Verſetzung/ und da Sie die 12.
Jahr uͤber in dem Adelichen Dalckiſchen Ehe-Garten

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[31/0031] und wandernde Blaͤtter. ſolte Sie wohl darzu machen/ den erſten Grund wol darzu legen/ (wie Sie ihn denn auch geleget:) Aber die Außfuͤh- rung deſſen ſolte nach dem Rathe deꝛ Waͤchter einem andern bleiben; Jhrer eignen Tugend aber ein ander Land/ ein beſ- ſer Pflantz-Garten/ auff- und vor-behalten ſeyn/ darinnen Sie zur rechten Vollkommenheit kommen/ und deß allen/ was Sie hier erfahren und ausſtehen muͤſſen/ gaͤntzlich und auf ewig uͤberhoben ſein ſolte. Hier ſind doch Blaͤtter und Baͤume/ wie gut/ ſchoͤne und vollkommen ſie auch ſeyn/ wie groß/ lieb und werth ſie auch geachtet ſeyn/ vielerley Zufaͤl- len/ Anſtoͤſſen und Begegnuͤßẽ ausgeſetzt und unteꝛworffen/ welche ſie unmoͤglich hier uͤbergehen und vermeiden koͤñen. Deñ da ſind ſie baͤte fuͤr keinem Anlauf verzaͤunet; und muͤſ- ſen leiden/ daß jedweder vorbey reiſender von ihren Blaͤtteꝛn etwas abbricht und mitnim̃t; Ofte auch/ daß ihnen die wil- den Thiere mancherley Schaden zufuͤgen/ und ſie ihreꝛ Zier- rath berauben. Jſt das auch nicht/ und ſie ſind davon be- freyet; So findet ſich doch ſonſten allerhand ander Unge- mach/ das ihnen mit Macht auffſtoͤſſet und vielfaͤltig zuſe- tzet. Denn Sonne/ Regen/ Schnee/ Donner/ Hagel/ und alles Ungewitter ſind doch die gewoͤhnlichen Abwechſelun- gen/ welche ſie Tag und Nacht uͤber ſich nehmen und erge- hen laſſen muͤſſen. Haͤtten nun gleich nicht das Erſtere; So haben doch gewißlich das Andere unſere Tugend- und Ehren-Blaͤtter/ (von denen wir reden/) mehr als zu viel er- fahren/ wie vor Jhrer Verſetzung/ und da Sie noch in dem Vaͤterlichen Hauß-Garten ſtunden/ und am beſten gruͤnen ſolten; Als auch nach ihrer Verſetzung/ und da Sie die 12. Jahr uͤber in dem Adelichen Dalckiſchen Ehe-Garten verſe-

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Zitationshilfe: Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692], S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359521/31>, abgerufen am 24.11.2024.