Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].

Bild:
<< vorherige Seite

Die itzt fallende
Decke und Schutz wären. Cardanus hat vermeinet/ sie wä-
ren den Bäumen und Pflantzen/ fürnemlich aber ihren
Früchten/ gleichsam eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte
Scaliger aber will behaubten/ daß sie nur eine Zierde seyn.
(Exercit. 177.) Allein ich halte/ die Erfahrung lehre wohl/
daß beydes zugleich war seyn könne. Denn daß die Bäume
nicht ohne Zierde/ und die Früchte nicht ohne Schutz sein
möchten; So lässet Gott eben die Blätter jährlich wachsen.
Was nun die Blätter sonsten insgemein; Eben das sind die-
se Blätter besonders den Jhrigen auch gewesen: Nemlich
ein so guter Schutz und grosse Hülffe/ als schöne Zierde; Ja
ich setze noch darzu: Eine so heilsame Artzney/ als schöne
Zierde. Denn überdiß daß Sie ihrem Haubt und Hause
als eine rechte Ehe- und Ehren-Krone alle wolanständige
Zierde gegeben; So hat sie auch den Jhrigen allen annehm-
lichen Schutz ertheilet/ und Jhnen nach Art der Artzneyen-
den und heilsamen Blätter vielfältig mit aller erfreulichen
Hülffe willigst gedienet. Absonderlich war Sie/ die Seelig-
ste/ darauf bedacht und befliessen/ wie sie ihren wehrtesten
Ehe-Herrn
mit Freundligkeit trösten/ mit Häußligkeit er-
freuen/ mit Liebe sättigen und mit dem lieblichen Geruche
guten Verstandes laben möchte; Dann auch wiederum: Wie
die Jenigen/ so von Jhr entsprossen und ihren Namen führ-
ten/ auch Jhre Tugenden und gute löbliche Art haben und
führen möchten/ und diese auf Sie mit glückseeligen Fort-
gange möchten fortgepflantzet werden. Hieher war vor
allen Dingen Jhre rühmliche Vorsorge/ Jhr Mühe und
Fleiß zu ihrem grossen Lobe gerichtet. Alleine den Anfang

solte

Die itzt fallende
Decke und Schutz waͤren. Cardanus hat vermeinet/ ſie waͤ-
ren den Baͤumen und Pflantzen/ fuͤrnemlich aber ihren
Fruͤchten/ gleichſam eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte
Scaliger aber will behaubten/ daß ſie nur eine Zierde ſeyn.
(Exercit. 177.) Allein ich halte/ die Erfahrung lehre wohl/
daß beydes zugleich war ſeyn koͤnne. Deñ daß die Baͤume
nicht ohne Zierde/ und die Fruͤchte nicht ohne Schutz ſein
moͤchten; So laͤſſet Gott eben die Blaͤtter jaͤhrlich wachſen.
Was nun die Blaͤtter ſonſten insgemein; Eben das ſind die-
ſe Blaͤtter beſonders den Jhrigen auch geweſen: Nemlich
ein ſo guter Schutz und groſſe Huͤlffe/ als ſchoͤne Zierde; Ja
ich ſetze noch darzu: Eine ſo heilſame Artzney/ als ſchoͤne
Zierde. Denn uͤberdiß daß Sie ihrem Haubt und Hauſe
als eine rechte Ehe- und Ehren-Krone alle wolanſtaͤndige
Zierde gegeben; So hat ſie auch den Jhrigen allen annehm-
lichen Schutz ertheilet/ und Jhnen nach Art der Artzneyen-
den und heilſamen Blaͤtter vielfaͤltig mit aller erfreulichen
Huͤlffe willigſt gedienet. Abſonderlich war Sie/ die Seelig-
ſte/ darauf bedacht und beflieſſen/ wie ſie ihren wehrteſten
Ehe-Herꝛn
mit Freundligkeit troͤſten/ mit Haͤußligkeit er-
freuen/ mit Liebe ſaͤttigen und mit dem lieblichen Geruche
guten Veꝛſtandes laben moͤchte; Dañ auch wiederum: Wie
die Jenigen/ ſo von Jhr entſproſſen und ihren Namen fuͤhr-
ten/ auch Jhre Tugenden und gute loͤbliche Art haben und
fuͤhren moͤchten/ und dieſe auf Sie mit gluͤckſeeligen Fort-
gange moͤchten fortgepflantzet werden. Hieher war vor
allen Dingen Jhre ruͤhmliche Vorſorge/ Jhr Muͤhe und
Fleiß zu ihrem groſſen Lobe gerichtet. Alleine den Anfang

ſolte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die itzt fallende</hi></fw><lb/>
Decke und Schutz wa&#x0364;ren. <hi rendition="#aq">Cardanus</hi> hat vermeinet/ &#x017F;ie wa&#x0364;-<lb/>
ren den Ba&#x0364;umen und Pflantzen/ fu&#x0364;rnemlich aber ihren<lb/>
Fru&#x0364;chten/ gleich&#x017F;am eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte<lb/><hi rendition="#aq">Scaliger</hi> aber will behaubten/ daß &#x017F;ie nur eine Zierde &#x017F;eyn.<lb/>
(<hi rendition="#aq">Exercit.</hi> 177.) Allein ich halte/ die Erfahrung lehre wohl/<lb/>
daß beydes zugleich war &#x017F;eyn ko&#x0364;nne. Den&#x0303; daß die Ba&#x0364;ume<lb/>
nicht ohne Zierde/ und die Fru&#x0364;chte nicht ohne Schutz &#x017F;ein<lb/>
mo&#x0364;chten; So la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et Gott eben die Bla&#x0364;tter ja&#x0364;hrlich wach&#x017F;en.<lb/>
Was nun die Bla&#x0364;tter &#x017F;on&#x017F;ten insgemein; Eben das &#x017F;ind die-<lb/>
&#x017F;e Bla&#x0364;tter be&#x017F;onders den Jhrigen auch gewe&#x017F;en: Nemlich<lb/>
ein &#x017F;o guter Schutz und gro&#x017F;&#x017F;e Hu&#x0364;lffe/ als &#x017F;cho&#x0364;ne Zierde; Ja<lb/>
ich &#x017F;etze noch darzu: Eine &#x017F;o heil&#x017F;ame Artzney/ als &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Zierde. Denn u&#x0364;berdiß daß Sie ihrem Haubt und Hau&#x017F;e<lb/>
als eine rechte Ehe- und Ehren-Krone alle wolan&#x017F;ta&#x0364;ndige<lb/>
Zierde gegeben; So hat &#x017F;ie auch den Jhrigen allen annehm-<lb/>
lichen Schutz ertheilet/ und Jhnen nach Art der Artzneyen-<lb/>
den und heil&#x017F;amen Bla&#x0364;tter vielfa&#x0364;ltig mit aller erfreulichen<lb/>
Hu&#x0364;lffe willig&#x017F;t gedienet. Ab&#x017F;onderlich war Sie/ die Seelig-<lb/>
&#x017F;te/ darauf bedacht und beflie&#x017F;&#x017F;en/ wie &#x017F;ie ihren <hi rendition="#fr">wehrte&#x017F;ten<lb/>
Ehe-Her&#xA75B;n</hi> mit Freundligkeit tro&#x0364;&#x017F;ten/ mit Ha&#x0364;ußligkeit er-<lb/>
freuen/ mit Liebe &#x017F;a&#x0364;ttigen und mit dem lieblichen Geruche<lb/>
guten Ve&#xA75B;&#x017F;tandes laben mo&#x0364;chte; Dan&#x0303; auch wiederum: Wie<lb/>
die Jenigen/ &#x017F;o von Jhr ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en und ihren Namen fu&#x0364;hr-<lb/>
ten/ auch Jhre Tugenden und gute lo&#x0364;bliche Art haben und<lb/>
fu&#x0364;hren mo&#x0364;chten/ und die&#x017F;e auf Sie mit glu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Fort-<lb/>
gange mo&#x0364;chten fortgepflantzet werden. Hieher war vor<lb/>
allen Dingen Jhre ru&#x0364;hmliche Vor&#x017F;orge/ Jhr Mu&#x0364;he und<lb/>
Fleiß zu ihrem gro&#x017F;&#x017F;en Lobe gerichtet. Alleine den Anfang<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olte</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0030] Die itzt fallende Decke und Schutz waͤren. Cardanus hat vermeinet/ ſie waͤ- ren den Baͤumen und Pflantzen/ fuͤrnemlich aber ihren Fruͤchten/ gleichſam eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte Scaliger aber will behaubten/ daß ſie nur eine Zierde ſeyn. (Exercit. 177.) Allein ich halte/ die Erfahrung lehre wohl/ daß beydes zugleich war ſeyn koͤnne. Deñ daß die Baͤume nicht ohne Zierde/ und die Fruͤchte nicht ohne Schutz ſein moͤchten; So laͤſſet Gott eben die Blaͤtter jaͤhrlich wachſen. Was nun die Blaͤtter ſonſten insgemein; Eben das ſind die- ſe Blaͤtter beſonders den Jhrigen auch geweſen: Nemlich ein ſo guter Schutz und groſſe Huͤlffe/ als ſchoͤne Zierde; Ja ich ſetze noch darzu: Eine ſo heilſame Artzney/ als ſchoͤne Zierde. Denn uͤberdiß daß Sie ihrem Haubt und Hauſe als eine rechte Ehe- und Ehren-Krone alle wolanſtaͤndige Zierde gegeben; So hat ſie auch den Jhrigen allen annehm- lichen Schutz ertheilet/ und Jhnen nach Art der Artzneyen- den und heilſamen Blaͤtter vielfaͤltig mit aller erfreulichen Huͤlffe willigſt gedienet. Abſonderlich war Sie/ die Seelig- ſte/ darauf bedacht und beflieſſen/ wie ſie ihren wehrteſten Ehe-Herꝛn mit Freundligkeit troͤſten/ mit Haͤußligkeit er- freuen/ mit Liebe ſaͤttigen und mit dem lieblichen Geruche guten Veꝛſtandes laben moͤchte; Dañ auch wiederum: Wie die Jenigen/ ſo von Jhr entſproſſen und ihren Namen fuͤhr- ten/ auch Jhre Tugenden und gute loͤbliche Art haben und fuͤhren moͤchten/ und dieſe auf Sie mit gluͤckſeeligen Fort- gange moͤchten fortgepflantzet werden. Hieher war vor allen Dingen Jhre ruͤhmliche Vorſorge/ Jhr Muͤhe und Fleiß zu ihrem groſſen Lobe gerichtet. Alleine den Anfang ſolte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/359521
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/359521/30
Zitationshilfe: Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692], S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359521/30>, abgerufen am 23.11.2024.