Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].und wandernde Blätter. mehr und eher/ weil diese Eh- und Ehren-Krone/ so lange sieseinem Haubt und Hause gegrünet/ sich immer gleich erwie- sen/ und in der alten zugebrachten Gütte und Tugend be- standen. Denn behalten sonsten Blätter ihre gute Art/ Krafft und süssen Geruch auch in dem Krantz und Krone/ darein sie gebracht/ gewunden und geflochten werden: So änderten sich auch diese Blätter bey ihrer Kronen-Ehre gar nicht/ sondern behielten ihre alte Tugend Art und Gütte: Ja sie verstärckten und breiteten solche umm so vielmehr aus/ umb so viel weiter sich ihre Ehre itzo außbreitete/ und sie er- kennten und merckten/ daß sie vielen nunmehro dienen und nütze sein solten. Und geben demnach jene Blätter eines ge- wissen Baumes in der Canarischen Jnsul di Ferro oder Hierro so viel angenehmes Wasser/ daß alle Einwohner in Ermangelung eines andern sich davon laben können/ (da- von Hier. Benzo, in Beschreibung der Canarien-Jnsulen cap. 2. n. 423. zu sehen:) So gaben auch diese Blätter noch in dem Dalckischen Pflantz-Garten ein Gleiches den Jhrigen vielfältig erfreulich zugeniessen. Denn da war die Seel. ihrer Frau Mutter/ so lange die noch lebte/ eine grosse Freude/ ih- rem Ehe-Herrn eine tröstliche Erqvickung/ denen Kindern eine treue Vorsorgerinn/ denen Nothleidenden eine willige Pflegerin/ denen Frembden ein sicherer Schutz und Auffent- halt; Denen Unterthanen und Gesinde aber eine andere Mutter/ die mit ihrer Unterrichtung und Vermahnung ü- berall in dem Hause Dalcke Furcht/ Liebe und Gehorsamb gar glücklich fortpflantzete. Sonsten streiten die Philosophi und Naturkündiger Decke D 3
und wandernde Blaͤtter. mehr und eher/ weil dieſe Eh- und Ehren-Krone/ ſo lange ſieſeinem Haubt und Hauſe gegruͤnet/ ſich immer gleich erwie- ſen/ und in der alten zugebrachten Guͤtte und Tugend be- ſtanden. Denn behalten ſonſten Blaͤtter ihre gute Art/ Krafft und ſuͤſſen Geruch auch in dem Krantz und Krone/ darein ſie gebracht/ gewunden und geflochten werden: So aͤnderten ſich auch dieſe Blaͤtter bey ihrer Kronen-Ehre gar nicht/ ſondern behielten ihre alte Tugend Art und Guͤtte: Ja ſie verſtaͤrckten und breiteten ſolche um̃ ſo vielmehr aus/ umb ſo viel weiter ſich ihre Ehre itzo außbreitete/ und ſie er- keñten und merckten/ daß ſie vielen nunmehro dienen und nuͤtze ſein ſolten. Und geben demnach jene Blaͤtter eines ge- wiſſen Baumes in der Canariſchen Jnſul di Ferro oder Hierro ſo viel angenehmes Waſſer/ daß alle Einwohner in Ermangelung eines andern ſich davon laben koͤnnen/ (da- von Hier. Benzo, in Beſchreibung der Canarien-Jnſulen cap. 2. n. 423. zu ſehen:) So gaben auch dieſe Blaͤtter noch in dem Dalckiſchen Pflantz-Garten ein Gleiches den Jhrigen vielfaͤltig erfreulich zugenieſſen. Deñ da war die Seel. ihreꝛ Frau Mutter/ ſo lange die noch lebte/ eine groſſe Freude/ ih- rem Ehe-Herꝛn eine troͤſtliche Erqvickung/ denen Kindern eine treue Vorſorgeriñ/ denen Nothleidenden eine willige Pflegerin/ denen Frembden ein ſichereꝛ Schutz und Auffent- halt; Denen Unterthanen und Geſinde aber eine andere Mutter/ die mit ihreꝛ Unterꝛichtung und Vermahnung uͤ- berall in dem Hauſe Dalcke Furcht/ Liebe und Gehorſamb gar gluͤcklich fortpflantzete. Sonſten ſtreiten die Philoſophi und Naturkuͤndiger Decke D 3
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und wandernde Blaͤtter.
mehr und eher/ weil dieſe Eh- und Ehren-Krone/ ſo lange ſie
ſeinem Haubt und Hauſe gegruͤnet/ ſich immer gleich erwie-
ſen/ und in der alten zugebrachten Guͤtte und Tugend be-
ſtanden. Denn behalten ſonſten Blaͤtter ihre gute Art/
Krafft und ſuͤſſen Geruch auch in dem Krantz und Krone/
darein ſie gebracht/ gewunden und geflochten werden: So
aͤnderten ſich auch dieſe Blaͤtter bey ihrer Kronen-Ehre gar
nicht/ ſondern behielten ihre alte Tugend Art und Guͤtte:
Ja ſie verſtaͤrckten und breiteten ſolche um̃ ſo vielmehr aus/
umb ſo viel weiter ſich ihre Ehre itzo außbreitete/ und ſie er-
keñten und merckten/ daß ſie vielen nunmehro dienen und
nuͤtze ſein ſolten. Und geben demnach jene Blaͤtter eines ge-
wiſſen Baumes in der Canariſchen Jnſul di Ferro oder
Hierro ſo viel angenehmes Waſſer/ daß alle Einwohner in
Ermangelung eines andern ſich davon laben koͤnnen/ (da-
von Hier. Benzo, in Beſchreibung der Canarien-Jnſulen
cap. 2. n. 423. zu ſehen:) So gaben auch dieſe Blaͤtter noch in
dem Dalckiſchen Pflantz-Garten ein Gleiches den Jhrigen
vielfaͤltig erfreulich zugenieſſen. Deñ da war die Seel. ihreꝛ
Frau Mutter/ ſo lange die noch lebte/ eine groſſe Freude/ ih-
rem Ehe-Herꝛn eine troͤſtliche Erqvickung/ denen Kindern
eine treue Vorſorgeriñ/ denen Nothleidenden eine willige
Pflegerin/ denen Frembden ein ſichereꝛ Schutz und Auffent-
halt; Denen Unterthanen und Geſinde aber eine andere
Mutter/ die mit ihreꝛ Unterꝛichtung und Vermahnung uͤ-
berall in dem Hauſe Dalcke Furcht/ Liebe und Gehorſamb
gar gluͤcklich fortpflantzete.
Sonſten ſtreiten die Philoſophi und Naturkuͤndiger
noch/ ob die Blaͤtter eine Luſt und Zierde/ oder vielmehr eine
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Zitationshilfe: | Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692], S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359521/29>, abgerufen am 16.02.2025. |