Henel, Christoph: Die itzt abfallende und wandernde Blätter Als Ein Bilde des Lebens und Außganges. Schlichtingsheim, [1692].Die itzt abfallende Seel. Fr. Glaubitzin heute noch einsten vorstelle; So wer-den Sie allerseits Höchst- und Hoch-geehrteste Anwesende/ mir auf kleine Zeit geduldige Ohren und geneigte Audientz geben und gönnen/ (warumb ich auch eben gehorsamst er- suche:) Dargegen ich denn treulichst versichere/ daß ich der- selben vorsetzlich nicht mißbrauchen/ sondern mich vielmehr aller mögl. Kürtze hierbey befleißigen werde. Absonderlich weil ich wohl weiß/ daß/ wenn ich gleich noch so viel von den abfallenden und wandernden Blättern reden wolte/ ich damit doch nichts neues/ und vor so eine Vornehme und cu- riöse Trauer-Assemblee würdiges sagen würde; Son- dern nur das jenige/ was die schon geredet und gesaget/ wel- che die Vergängligkeit dieses Zeitlichen erkennet und bekla- get. Jedoch weil es eben dieses sein wird/ und aus demBu- che der Natur und Erfahrung genommen; So getröste mich umb so viel mehr und sicherer/ daß Sie mir sämbtlich hierinnen Beyfall geben/ und meine auch ungeschmückte Rede mit Jhrer Bejahung bekräfftigen werden. So sind denn nun die wandernden Blätter itzo und 1. Bezeichne und stelle ich Jhnen diese Blätter vor als schöne
Die itzt abfallende Seel. Fr. Glaubitzin heute noch einſten vorſtelle; So wer-den Sie allerſeits Hoͤchſt- und Hoch-geehrteſte Anweſende/ mir auf kleine Zeit geduldige Ohren und geneigte Audientz geben und goͤnnen/ (warumb ich auch eben gehorſamſt er- ſuche:) Dargegen ich deñ treulichſt verſichere/ daß ich der- ſelben vorſetzlich nicht mißbrauchen/ ſondern mich vielmehr aller moͤgl. Kuͤrtze hierbey befleißigen werde. Abſonderlich weil ich wohl weiß/ daß/ wenn ich gleich noch ſo viel von den abfallenden und wandernden Blaͤttern reden wolte/ ich damit doch nichts neues/ und vor ſo eine Vornehme und cu- riöſe Trauer-Aſſemblee wuͤrdiges ſagen wuͤrde; Son- dern nur das jenige/ was die ſchon geredet und geſaget/ wel- che die Vergaͤngligkeit dieſes Zeitlichen erkennet und bekla- get. Jedoch weil es eben dieſes ſein wird/ und aus demBu- che der Natur und Erfahrung genommen; So getroͤſte mich umb ſo viel mehr und ſicherer/ daß Sie mir ſaͤmbtlich hierinnen Beyfall geben/ und meine auch ungeſchmuͤckte Rede mit Jhrer Bejahung bekraͤfftigen werden. So ſind denn nun die wandernden Blaͤtter itzo und 1. Bezeichne und ſtelle ich Jhnen dieſe Blaͤtter vor als ſchoͤne
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Die itzt abfallende
Seel. Fr. Glaubitzin heute noch einſten vorſtelle; So wer-
den Sie allerſeits Hoͤchſt- und Hoch-geehrteſte Anweſende/
mir auf kleine Zeit geduldige Ohren und geneigte Audientz
geben und goͤnnen/ (warumb ich auch eben gehorſamſt er-
ſuche:) Dargegen ich deñ treulichſt verſichere/ daß ich der-
ſelben vorſetzlich nicht mißbrauchen/ ſondern mich vielmehr
aller moͤgl. Kuͤrtze hierbey befleißigen werde. Abſonderlich
weil ich wohl weiß/ daß/ wenn ich gleich noch ſo viel von den
abfallenden und wandernden Blaͤttern reden wolte/ ich
damit doch nichts neues/ und vor ſo eine Vornehme und cu-
riöſe Trauer-Aſſemblee wuͤrdiges ſagen wuͤrde; Son-
dern nur das jenige/ was die ſchon geredet und geſaget/ wel-
che die Vergaͤngligkeit dieſes Zeitlichen erkennet und bekla-
get. Jedoch weil es eben dieſes ſein wird/ und aus demBu-
che der Natur und Erfahrung genommen; So getroͤſte
mich umb ſo viel mehr und ſicherer/ daß Sie mir ſaͤmbtlich
hierinnen Beyfall geben/ und meine auch ungeſchmuͤckte
Rede mit Jhrer Bejahung bekraͤfftigen werden.
So ſind denn nun die wandernden Blaͤtter itzo und
zu der Zeit nicht nur das meiſte Objectum und Gegen-wurff
unſerer Augen/ die uns anitzo/ wohin wir auch kom̃en und
treten/ uͤber all vorkommen: Sondern ſie ſind voritzo auch
das Objectum unſers Gemuͤthes/ Gedancken und Rede;
Unter deren Hieroglyphiſchem Bilde und Vorſtellung wir
anitzo noch einſten die Wohl-Seel. Fr. von Glaubitzin
beſchauen/ abbilden und vorſtellen wollen/ und das auff 3.
fache Art/ oder unter 3. facher Abbildung und Bezeichnung.
1. Bezeichne und ſtelle ich Jhnen dieſe Blaͤtter vor als
ſchoͤne
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