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Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

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Leichen-Predigt.
beysammen stehen kan. (Videre Deum, sicut est tamen non vi-
dere, in essentia, antiphatika sunt. Prückn. Vindic. Bibl. Part.
V. p. 893.

Doch ist ein Unterscheid/ zwischen dem Wesen selbst/ sambt
darzu innigst gehörigen Personen und Eigenschafften/
und zwischen denen freyen/ willkührlichen/ Schlüssen und
Handlungen GOttes/ ad extra, wie und wann sie sich/ in
dem/ was ausser GOTT ist/ endigen. Diese sind zwar
GOttes/ jedoch weder blößlich/ in GOTT/ noch vielweni-
ger gar GOTT. Denn sonst müsten sie/ mit ihrer ver-
schiedenen Art/ eine Veränderung/ in die unvergleichlich-
ste Unwandelbar- und Lauterkeit des Allerhöchsten/ führen/
so man nicht sagen kan. Wann sich nun GOtt sehen läs-
set/ wie Er ist/ so sehen die Außerwehlten zwar das Wesen
und was darzu gehöret/ gar klärlich und herrlich/ so/ daß
ihnen/ von diesen/ hier unbegreifflichen/ Dingen/ nichts ver-
borgen ist/ und sie/ wie sie das GOttes-Wesen/ mit seinen
Heiligen Personen/ intuitive, Augenscheinlich/ schauen/
also alle Göttliche Beschaffenheiten gründlich verstehen;
Aber damit wissen sie drumb nicht die freyen decreta und
würcklich/ ausser GOtt/ gehende actus, ohne besondere Of-
fenbahrung und Erfahrung. Jst klärlich zuerweisen/ mit
dem Beyspiel der Heiligen Engel. Die sehen allezeit das
Angesicht des Vaters/ im Himmel/ nach dem Außspruche
Christi. Matth. XVIII. v. 10. Aber sie wissen dennoch nicht/
was GOtt actu weiß und würcklich beschlossen hat/ in An-
sehen des lieben/ Jüngsten/ Tages. Denn/ von dem Tage
und der Stunde/ weiß kein Engel/ im Himmel. Matth.
XXIV. v. 36. Marc. XIII. v.
12. Nun können die seeligen Men-

schen
G 2

Leichen-Predigt.
beyſammen ſtehen kan. (Videre Deum, ſicut eſt tamen non vi-
dere, in eſſentia, antiphatikà ſunt. Prückn. Vindic. Bibl. Part.
V. p. 893.

Doch iſt ein Unterſcheid/ zwiſchen dem Weſen ſelbſt/ ſambt
darzu innigſt gehoͤrigen Perſonen und Eigenſchafften/
und zwiſchen denen freyen/ willkuͤhrlichen/ Schluͤſſen und
Handlungen GOttes/ ad extra, wie und wann ſie ſich/ in
dem/ was auſſer GOTT iſt/ endigen. Dieſe ſind zwar
GOttes/ jedoch weder bloͤßlich/ in GOTT/ noch vielweni-
ger gar GOTT. Denn ſonſt muͤſten ſie/ mit ihrer ver-
ſchiedenen Art/ eine Veraͤnderung/ in die unvergleichlich-
ſte Unwandelbar- und Lauterkeit des Allerhoͤchſten/ fuͤhren/
ſo man nicht ſagen kan. Wann ſich nun GOtt ſehen laͤſ-
ſet/ wie Er iſt/ ſo ſehen die Außerwehlten zwar das Weſen
und was darzu gehoͤret/ gar klaͤrlich und herꝛlich/ ſo/ daß
ihnen/ von dieſen/ hier unbegreifflichen/ Dingen/ nichts ver-
borgen iſt/ und ſie/ wie ſie das GOttes-Weſen/ mit ſeinen
Heiligen Perſonen/ intuitivè, Augenſcheinlich/ ſchauen/
alſo alle Goͤttliche Beſchaffenheiten gruͤndlich verſtehen;
Aber damit wiſſen ſie drumb nicht die freyen decreta und
wuͤrcklich/ auſſer GOtt/ gehende actus, ohne beſondere Of-
fenbahrung und Erfahrung. Jſt klaͤrlich zuerweiſen/ mit
dem Beyſpiel der Heiligen Engel. Die ſehen allezeit das
Angeſicht des Vaters/ im Himmel/ nach dem Außſpruche
Chriſti. Matth. XVIII. v. 10. Aber ſie wiſſen dennoch nicht/
was GOtt actu weiß und wuͤrcklich beſchloſſen hat/ in An-
ſehen des lieben/ Juͤngſten/ Tages. Denn/ von dem Tage
und der Stunde/ weiß kein Engel/ im Himmel. Matth.
XXIV. v. 36. Marc. XIII. v.
12. Nun koͤnnen die ſeeligen Men-

ſchen
G 2
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[51/0051] Leichen-Predigt. beyſammen ſtehen kan. (Videre Deum, ſicut eſt tamen non vi- dere, in eſſentia, antiphatikà ſunt. Prückn. Vindic. Bibl. Part. V. p. 893. Doch iſt ein Unterſcheid/ zwiſchen dem Weſen ſelbſt/ ſambt darzu innigſt gehoͤrigen Perſonen und Eigenſchafften/ und zwiſchen denen freyen/ willkuͤhrlichen/ Schluͤſſen und Handlungen GOttes/ ad extra, wie und wann ſie ſich/ in dem/ was auſſer GOTT iſt/ endigen. Dieſe ſind zwar GOttes/ jedoch weder bloͤßlich/ in GOTT/ noch vielweni- ger gar GOTT. Denn ſonſt muͤſten ſie/ mit ihrer ver- ſchiedenen Art/ eine Veraͤnderung/ in die unvergleichlich- ſte Unwandelbar- und Lauterkeit des Allerhoͤchſten/ fuͤhren/ ſo man nicht ſagen kan. Wann ſich nun GOtt ſehen laͤſ- ſet/ wie Er iſt/ ſo ſehen die Außerwehlten zwar das Weſen und was darzu gehoͤret/ gar klaͤrlich und herꝛlich/ ſo/ daß ihnen/ von dieſen/ hier unbegreifflichen/ Dingen/ nichts ver- borgen iſt/ und ſie/ wie ſie das GOttes-Weſen/ mit ſeinen Heiligen Perſonen/ intuitivè, Augenſcheinlich/ ſchauen/ alſo alle Goͤttliche Beſchaffenheiten gruͤndlich verſtehen; Aber damit wiſſen ſie drumb nicht die freyen decreta und wuͤrcklich/ auſſer GOtt/ gehende actus, ohne beſondere Of- fenbahrung und Erfahrung. Jſt klaͤrlich zuerweiſen/ mit dem Beyſpiel der Heiligen Engel. Die ſehen allezeit das Angeſicht des Vaters/ im Himmel/ nach dem Außſpruche Chriſti. Matth. XVIII. v. 10. Aber ſie wiſſen dennoch nicht/ was GOtt actu weiß und wuͤrcklich beſchloſſen hat/ in An- ſehen des lieben/ Juͤngſten/ Tages. Denn/ von dem Tage und der Stunde/ weiß kein Engel/ im Himmel. Matth. XXIV. v. 36. Marc. XIII. v. 12. Nun koͤnnen die ſeeligen Men- ſchen G 2

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Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/51>, abgerufen am 22.11.2024.