Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.Personalia. schönste Gabe von GOTT/ wie Sie jener weise Manngenennet/ besaß Sie im höchsten Grad/ der gestallt/ daß Sie nicht allein in weltlichen Sachen sich vor gering und niedrig hielt/ und mit denen/ so Jhr gleich/ als ob Sie hö- her/ mit denen so Niedriger/ als ob Sie Jhr gleich wä- ren/ ehrerbittig und freundlich umging/ auch eitele Kleider Pracht und euserlichen Schmuck nichts achtete/ sondern es leuchtete solche vornehmlich in Geistlichen Dingen her- vor/ da Sie allezeit/ ob Sie schon mit den Niedrigen Violen bessern Geruch als die hochprangenden Tulipanen in GOttseligen Leben von sich gab/ dennoch stets Jhre Schwachheit/ und daß Sie GOTT nicht/ wie es wohl seyn solte/ vollkömmlich dienen könte/ mit vielen Seuff- tzen beklagete/ und Jhre Seeligkeit wohl recht mit Furcht und Zittern suchte/ auch Jhr selbst der anklebenden Män- gel und Gebrechen halber gar nicht heuchelte. Wie wir denn solche so wenig von Jhr entfernen stets L 3
Personalia. ſchoͤnſte Gabe von GOTT/ wie Sie jener weiſe Manngenennet/ beſaß Sie im hoͤchſten Grad/ der geſtallt/ daß Sie nicht allein in weltlichen Sachen ſich vor gering und niedrig hielt/ und mit denen/ ſo Jhr gleich/ als ob Sie hoͤ- her/ mit denen ſo Niedriger/ als ob Sie Jhr gleich waͤ- ren/ ehrerbittig und freundlich umging/ auch eitele Kleider Pracht und euſerlichen Schmuck nichts achtete/ ſondern es leuchtete ſolche vornehmlich in Geiſtlichen Dingen her- vor/ da Sie allezeit/ ob Sie ſchon mit den Niedrigen Violen beſſern Geruch als die hochprangenden Tulipanen in GOttſeligen Leben von ſich gab/ dennoch ſtets Jhre Schwachheit/ und daß Sie GOTT nicht/ wie es wohl ſeyn ſolte/ vollkoͤmmlich dienen koͤnte/ mit vielen Seuff- tzen beklagete/ und Jhre Seeligkeit wohl recht mit Furcht und Zittern ſuchte/ auch Jhr ſelbſt der anklebenden Maͤn- gel und Gebrechen halber gar nicht heuchelte. Wie wir denn ſolche ſo wenig von Jhr entfernen ſtets L 3
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Personalia.
ſchoͤnſte Gabe von GOTT/ wie Sie jener weiſe Mann
genennet/ beſaß Sie im hoͤchſten Grad/ der geſtallt/ daß
Sie nicht allein in weltlichen Sachen ſich vor gering und
niedrig hielt/ und mit denen/ ſo Jhr gleich/ als ob Sie hoͤ-
her/ mit denen ſo Niedriger/ als ob Sie Jhr gleich waͤ-
ren/ ehrerbittig und freundlich umging/ auch eitele Kleider
Pracht und euſerlichen Schmuck nichts achtete/ ſondern
es leuchtete ſolche vornehmlich in Geiſtlichen Dingen her-
vor/ da Sie allezeit/ ob Sie ſchon mit den Niedrigen
Violen beſſern Geruch als die hochprangenden Tulipanen
in GOttſeligen Leben von ſich gab/ dennoch ſtets Jhre
Schwachheit/ und daß Sie GOTT nicht/ wie es wohl
ſeyn ſolte/ vollkoͤmmlich dienen koͤnte/ mit vielen Seuff-
tzen beklagete/ und Jhre Seeligkeit wohl recht mit Furcht
und Zittern ſuchte/ auch Jhr ſelbſt der anklebenden Maͤn-
gel und Gebrechen halber gar nicht heuchelte.
Wie wir denn ſolche ſo wenig von Jhr entfernen
koͤnnen/ als ſich daß Ungeziefer der Wuͤrme und Raupen
von den Pflantzen und Kraͤutern durchauß vertreiben laͤſ-
ſet. Sie bat dieſelben aber in hertzlicher Buſſe GOtt
taͤglich ab/ reinigte Sich mit dem in das Blut Jhres
Erloͤſers eingetauchten Jſop/ und gebrauchte Sich mit
inbruͤnſtiger Andacht offters des Heiligen Abendmahls/
welches Sie auch 13. Tage vor Jhrem Seeligen Ende/
wegen bereits verſpuͤrender Schwachheit in Jhrem Ca-
binet, ſo Sie beſonders dieſes Jahr (auſſer wenn Sie
des offentlichen GOttes-Dieſies abgewartet) wenig ver-
laſſen koͤnnen/ mit hertzlicher Begierde heylſamlich genoß/
und dadurch zu einem Seeligen Abſchiede ſich glaͤubig be-
reitete. Wie Sie denn von geraumer Zeither ſolchen
ſtets
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Zitationshilfe: | Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 77[85]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/85>, abgerufen am 06.07.2024. |