Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.Elisabeth. Wir müssen gestehen/ daß Unsere Seelige sich auch fürdem Tode gefürchtet/ nicht daß Sie jemahls ungerne gestorben/ sondern daß Sie besorget/ der Tod möchte sehr schmertzlich und bitter seyn/ und sonderlich des Schlages halber jhr Kummer gemacht. Von solcher Furcht a- ber war Sie gantz frey/ ehe Sie starb/ und bekand sich durch die Güte GOTTES herauß gerissen. Von jhrem vorigen Ansechtungen war nichts mehr zu spü- ren/ wie Sie aus dem geistlichen Tode durch die Tauf- fe und Absolution heraus gerissen worden/ so war Sie auch errettet von der Furch[t] für dem ewigen Tode/ und Sie empfand nicht nur wechsels weise/ sondern beständig kräfftigen Trost des Höchsten. Es stand um Sie wie um den Joh. Velcurione[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]n Profess. zu Wittenberg/ welcher/ als jhn in seiner tödlichen Kranckbeit gute Freun- de besuchten und trösteten/ sprach: Der Vater ist mein Liebhaber/ der Sohn ist mein Erlöser/ der H. Geist mein Tröster/ wie könte ich denn traurig seyn? (y) So konte Sie sagen: HErr du hast meine Seele aus dem Tode gerissen. Darauff folget: Mein Auge von den Thränen. Die Angst pfleget nasse Augen zu ma- chen. Wenn das Hertz in der Enge und Klemme ist/ so kommen seine Angst. Tropffen zu den Augen heraus. David war ein Mann/ ein Kriegs-Mann/ ein streit- bahrer Held/ und doch konte Er sich der Thränen nicht enthalten/ wenns jhme darnach ging. Er weinete bey2. Sam 3, 32. 2. Sam. 12, 21. 22. 2. Sam 13, 36. 2. Sam. 15, 30. dem Grabe Abner. Er weinete/ als sein Kind/ so er mit Bathseba gezeuget hatte/ Kranck war. Als Abso- lom den Amnon tödten lassen/ weinete der König. Er wei- (y) Manl. Collect, p. 117. it. Schneider. Tit. Contin. p. 2081. D 2
Eliſabeth. Wir muͤſſen geſtehen/ daß Unſere Seelige ſich auch fuͤrdem Tode gefuͤrchtet/ nicht daß Sie jemahls ungerne geſtorben/ ſondern daß Sie beſorget/ der Tod moͤchte ſehr ſchmertzlich und bitter ſeyn/ und ſonderlich des Schlages halber jhr Kummer gemacht. Von ſolcher Furcht a- ber war Sie gantz frey/ ehe Sie ſtarb/ und bekand ſich durch die Guͤte GOTTES herauß geriſſen. Von jhrem vorigen Anſechtungen war nichts mehr zu ſpuͤ- ren/ wie Sie aus dem geiſtlichen Tode durch die Tauf- fe und Abſolution heraus geriſſen worden/ ſo war Sie auch errettet von der Furch[t] fuͤr dem ewigen Tode/ und Sie empfand nicht nur wechſels weiſe/ ſondern beſtaͤndig kraͤfftigen Troſt des Hoͤchſten. Es ſtand um Sie wie um den Joh. Velcurione[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]n Profesſ. zu Wittenberg/ welcher/ als jhn in ſeiner toͤdlichen Kranckbeit gute Freun- de beſuchten und troͤſteten/ ſprach: Der Vater iſt mein Liebhaber/ der Sohn iſt mein Erloͤſer/ der H. Geiſt mein Troͤſter/ wie koͤnte ich denn traurig ſeyn? (y) So konte Sie ſagen: HErr du haſt meine Seele aus dem Tode geriſſen. Darauff folget: Mein Auge von den Thraͤnen. Die Angſt pfleget naſſe Augen zu ma- chen. Wenn das Hertz in der Enge und Klemme iſt/ ſo kommen ſeine Angſt. Tropffen zu den Augen heraus. David war ein Mann/ ein Kriegs-Mann/ ein ſtreit- bahrer Held/ und doch konte Er ſich der Thraͤnen nicht enthalten/ wenns jhme darnach ging. Er weinete bey2. Sam 3, 32. 2. Sam. 12, 21. 22. 2. Sam 13, 36. 2. Sam. 15, 30. dem Grabe Abner. Er weinete/ als ſein Kind/ ſo er mit Bathſeba gezeuget hatte/ Kranck war. Als Abſo- lom den Amnon toͤdten laſſen/ weinete der Koͤnig. Er wei- (y) Manl. Collect, p. 117. it. Schneider. Tit. Contin. p. 2081. D 2
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Eliſabeth.
Wir muͤſſen geſtehen/ daß Unſere Seelige ſich auch fuͤr
dem Tode gefuͤrchtet/ nicht daß Sie jemahls ungerne
geſtorben/ ſondern daß Sie beſorget/ der Tod moͤchte ſehr
ſchmertzlich und bitter ſeyn/ und ſonderlich des Schlages
halber jhr Kummer gemacht. Von ſolcher Furcht a-
ber war Sie gantz frey/ ehe Sie ſtarb/ und bekand ſich
durch die Guͤte GOTTES herauß geriſſen. Von
jhrem vorigen Anſechtungen war nichts mehr zu ſpuͤ-
ren/ wie Sie aus dem geiſtlichen Tode durch die Tauf-
fe und Abſolution heraus geriſſen worden/ ſo war Sie
auch errettet von der Furcht fuͤr dem ewigen Tode/ und
Sie empfand nicht nur wechſels weiſe/ ſondern beſtaͤndig
kraͤfftigen Troſt des Hoͤchſten. Es ſtand um Sie wie
um den Joh. Velcurione_n Profesſ. zu Wittenberg/
welcher/ als jhn in ſeiner toͤdlichen Kranckbeit gute Freun-
de beſuchten und troͤſteten/ ſprach: Der Vater iſt mein
Liebhaber/ der Sohn iſt mein Erloͤſer/ der H. Geiſt
mein Troͤſter/ wie koͤnte ich denn traurig ſeyn? (y) So
konte Sie ſagen: HErr du haſt meine Seele aus dem
Tode geriſſen. Darauff folget: Mein Auge von den
Thraͤnen. Die Angſt pfleget naſſe Augen zu ma-
chen. Wenn das Hertz in der Enge und Klemme iſt/
ſo kommen ſeine Angſt. Tropffen zu den Augen heraus.
David war ein Mann/ ein Kriegs-Mann/ ein ſtreit-
bahrer Held/ und doch konte Er ſich der Thraͤnen nicht
enthalten/ wenns jhme darnach ging. Er weinete bey
dem Grabe Abner. Er weinete/ als ſein Kind/ ſo er
mit Bathſeba gezeuget hatte/ Kranck war. Als Abſo-
lom den Amnon toͤdten laſſen/ weinete der Koͤnig. Er
wei-
2. Sam 3, 32.
2. Sam. 12, 21.
22.
2. Sam 13, 36.
2. Sam. 15, 30.
(y) Manl. Collect, p. 117. it. Schneider. Tit. Contin. p. 2081.
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Zitationshilfe: | Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/27>, abgerufen am 16.07.2024. |