Mauschwitz, Karl Siegmund von: Schuldiger/ Aber/ ach leider! Breslau, [1672].nicht/ wenn wir gleich in dem ersten Frühlinge unse- Jch unterstehe mich zwar gegenwärtiger massen desfall/
nicht/ wenn wir gleich in dem erſten Fruͤhlinge unſe- Jch unterſtehe mich zwar gegenwaͤrtiger maſſen desfall/
<TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="[16]"/> nicht/ wenn wir gleich in dem erſten Fruͤhlinge unſe-<lb/> rer Jahre dahin geriſſen werden/ wenn wir nur in un-<lb/> ſerer zwar kurtzen aber wol angewendeten Zeit/ auch<lb/> dem langen Alter an Ubung vieler Tugenden gleich<lb/> gehen koͤnnen. Denn es iſt eine groͤſſere Kunſt in kur-<lb/> tzer Zeit ſo viel vor ſich zu bringen als ein anderer in<lb/> langen Jahren kaum verrichten kan. Nun iſt ja be-<lb/> kant/ mit was vor Vollkommenheiten/ die ſchoͤne Ju-<lb/> gend/ der anjetzo erblaſſeten <hi rendition="#fr">Jungfrau Sommer-<lb/> feldin</hi> iſt gezieret geweſen. Wie ſo gar nichts gefeh-<lb/> let/ was Zuerlangung eines unauffhoͤrlichen Nach-<lb/> ruhmes gehoͤret/ welcher jhr auch/ ſo lange dieſes<lb/> Rund beſtehet/ unfehlbarlich verbleiben wird: Daß<lb/> alſo jhr wolgefuͤhretes Leben uns auch nach jhrem Tode<lb/> zu einiger Erquickung dienen kan.</p><lb/> <p>Jch unterſtehe mich zwar gegenwaͤrtiger maſſen<lb/> nicht zubehaubten/ daß es uns uͤbel anſtehe/ wenn wir<lb/> die Verſtorbenen mit gebuͤhrlichen <hi rendition="#aq">Affecten</hi> betrauren<lb/> wollen. Denn es heiſſet doch <hi rendition="#aq">Noſter hic dolor noſtrum<lb/> vulnus,</hi> uns gehet dieſer Schmertz/ uns gehen dieſe<lb/> Wunden an; es bleibet darbey/ daß der Tod derer<lb/> von uns/ im Leben ſtettig hochgehaltenen/ eine mehr<lb/> als gemeine Traurigkeit erwecken kan. Ja ich ſelbſten<lb/> vor meine wenige Perſon/ wolte bluttige Thraͤnen auß<lb/> meinem Gehirne und Hertzen erpreſſen/ wenn wir der<lb/> durch dieſen/ <hi rendition="#aq">Reſpectu</hi> unſerer/ ſo Schmertzlichen To-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">desfall/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[16]/0016]
nicht/ wenn wir gleich in dem erſten Fruͤhlinge unſe-
rer Jahre dahin geriſſen werden/ wenn wir nur in un-
ſerer zwar kurtzen aber wol angewendeten Zeit/ auch
dem langen Alter an Ubung vieler Tugenden gleich
gehen koͤnnen. Denn es iſt eine groͤſſere Kunſt in kur-
tzer Zeit ſo viel vor ſich zu bringen als ein anderer in
langen Jahren kaum verrichten kan. Nun iſt ja be-
kant/ mit was vor Vollkommenheiten/ die ſchoͤne Ju-
gend/ der anjetzo erblaſſeten Jungfrau Sommer-
feldin iſt gezieret geweſen. Wie ſo gar nichts gefeh-
let/ was Zuerlangung eines unauffhoͤrlichen Nach-
ruhmes gehoͤret/ welcher jhr auch/ ſo lange dieſes
Rund beſtehet/ unfehlbarlich verbleiben wird: Daß
alſo jhr wolgefuͤhretes Leben uns auch nach jhrem Tode
zu einiger Erquickung dienen kan.
Jch unterſtehe mich zwar gegenwaͤrtiger maſſen
nicht zubehaubten/ daß es uns uͤbel anſtehe/ wenn wir
die Verſtorbenen mit gebuͤhrlichen Affecten betrauren
wollen. Denn es heiſſet doch Noſter hic dolor noſtrum
vulnus, uns gehet dieſer Schmertz/ uns gehen dieſe
Wunden an; es bleibet darbey/ daß der Tod derer
von uns/ im Leben ſtettig hochgehaltenen/ eine mehr
als gemeine Traurigkeit erwecken kan. Ja ich ſelbſten
vor meine wenige Perſon/ wolte bluttige Thraͤnen auß
meinem Gehirne und Hertzen erpreſſen/ wenn wir der
durch dieſen/ Reſpectu unſerer/ ſo Schmertzlichen To-
desfall/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |