Gerlach, Benjamin: Heimführung Der Braut Chrjstj zur Hochzeit in Himmel. Breslau, [1672].nach vielen künstlichen Umbwechselungen eine Baare mit unsere A iij
nach vielen kuͤnſtlichen Umbwechſelungen eine Baare mit unſere A iij
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nach vielen kuͤnſtlichen Umbwechſelungen eine Baare mit
einer Leiche im Mittel ſtehen. So bald ſie den vermaſque-
ten Toden auffdecketen/ fanden ſie den Braͤutigam ſtarꝛ
tod
⁽b⁾
da ward auß der Hochzeit ein Hertzleid. Dachte er
nicht betruͤbter Herꝛ Braͤutigam/ mit ſeiner Verbundenen
am Reihen zugehen/ und muſte ſie/ als eine erblaſſete Leiche
dem Sarge und der Baare lieffern? Angelus Corearius,
welcher mit der dreyfachen Kron auch den Nahmen Grego-
rius XII. uͤberkam/ erwehlte jhm zn ſeinem Bilde eine
uͤberauß ſchoͤne/ und herꝛlich geputzte Jungfrau/ welche von
einem toden Gerippe/ deſſen lincke Hand eine gefluͤgelte
Sand-Uhr fuͤhrte/ hingeriſſen wurde.
⁽c⁾
Wir laſſen den
ſinnreicheſten Gemuͤtern ſelbiger Zeit jhre Gedancken/ wo-
hin mit dieſem Bilde gezielet worden. Unſerm Herꝛn
Braͤutigam iſts eines von ſeinen traurigſten Sinn-Bil-
dern. Wer war jhm ſchoͤner/ als ſeine Barbara Hele-
na? Wer Jhm geputzter/ als ſeine Fromme von Som-
merfeld? Aber wo iſt Sie? Die Stunden Jhres Lebens
ſind Fluͤgel geſchwinde außgelauffen. Jſt doch ſeine Hand
dieſes Schatzes beraubet: Der Tod/ ach! Der unerbitt-
liche Tod/ hat jhm ſeine Schoͤne/ ſeine Fromme/ ſeine Auß-
erwehlte auß den Haͤnden geriſſen/ und eilet mit Jhr zu
Grabe. Die Alten hatten eine Art der Kronen/ welche ſie
Cyliſten hiſſen. Dieſe waren auß Dornen Zweigen/ von
Roſen beraubten Straͤuchen zuſammen gewunden.
⁽d⁾
Was iſt ſein Braut-Krantz numehr/ als Roſen loſe Dor-
nen/ die Jhn biß in das innerſte ſeines Hertzen verwunden?
Aber laſt mich meinen Jrꝛthum zu rechte bringen. Dieſer
unſer betruͤbter Begraͤbnůß-Tag/ muß doch ein froͤlicher
Hochzeit-Tag bleiben. Von der keuſchen Agnes ruͤhmet
die Hiſtoria/ daß ſie freudiger zur Marter/ als andere in
jhr Braut-Bette gegangen. Wer kan ſagen/ daß ſich
unſere
A iij
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