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Gerlach, Benjamin: Sterbe- und Begräbnüß-Tag. Breslau, 1669.

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ligkeit an jhrem gekrümmeten Leiblin/ und versprechen
uns eine Welt voller Ergetzligkeit/ an jhrem mit Thrä-
nen/ kürmeln/ gepälfere/ Thorheit und straucheln ver-
mischten umgange. Aber wenn wirs um und um an-
sehen/ so ists unser sündlich verdammliches selbst/ das
wir durch die Geburt auff sie fort gepflantzet. Wil ich
Christo leben/ so muß ich dahinsehen/ daß sie durch den
Tod Christi/ sich und mir selbst absterben mögen. Was
ich denn mit einem solchen im Tode Christi begrabenen
umgehe/ das lebet in Christo/ nicht mehr in mir. Jch
darff von der Welt nicht viel reden. Sie ist die Präckin/
die gantz wider Christum ist/ und in der Schoß Sata-
nas jhre Wohnung hat. Nachdem der Jünger/ der
Christi Geheimnüß auß seiner Brust gesogen/ vermah-
net: Habt nicht lieb die Welt/ so mag auch kein Chri-
ste der Welt leben. Es sey andern heimgestellt/
unschätzbarer Patron, gnädige Frau/ mit was
vor Lob-Sprüchen Sie jhre Tugenden/ nach der Welt
Art/ bekrönen wollen. Sie werden jhnen keine geben/
welche sie nicht wol verdienet. Meinem Gewissen-
hafftigen Ambte nach/ nenne ich sie glorwürdige Mär-
tyrer. Sie streiten beyde mit einem Gottseligen Ey-
fer/ wie sie die Welt unter den Füssen/ und den Himmel
im Hertzen haben mögen. Jhre Sorge ist/ das sie/ was
an jhnen selbstisch und fleischlich ist/ unter Thränen
und Seufftzer/ unter Furcht und Hoffnung in Krafft

deß

ligkeit an jhrem gekruͤmmeten Leiblin/ und verſprechen
uns eine Welt voller Ergetzligkeit/ an jhrem mit Thraͤ-
nen/ kuͤrmeln/ gepaͤlfere/ Thorheit und ſtraucheln ver-
miſchten umgange. Aber wenn wirs um und um an-
ſehen/ ſo iſts unſer ſuͤndlich verdam̃liches ſelbſt/ das
wir durch die Geburt auff ſie fort gepflantzet. Wil ich
Chriſto leben/ ſo muß ich dahinſehen/ daß ſie durch den
Tod Chriſti/ ſich und mir ſelbſt abſterben moͤgen. Was
ich denn mit einem ſolchen im Tode Chriſti begrabenen
umgehe/ das lebet in Chriſto/ nicht mehr in mir. Jch
darff von der Welt nicht viel reden. Sie iſt die Praͤckin/
die gantz wider Chriſtum iſt/ und in der Schoß Sata-
nas jhre Wohnung hat. Nachdem der Juͤnger/ der
Chriſti Geheimnuͤß auß ſeiner Bruſt geſogen/ vermah-
net: Habt nicht lieb die Welt/ ſo mag auch kein Chri-
ſte der Welt leben. Es ſey andern heimgeſtellt/
unſchaͤtzbarer Patron, gnaͤdige Frau/ mit was
vor Lob-Spruͤchen Sie jhre Tugenden/ nach der Welt
Art/ bekroͤnen wollen. Sie werden jhnen keine geben/
welche ſie nicht wol verdienet. Meinem Gewiſſen-
hafftigen Ambte nach/ nenne ich ſie glorwuͤrdige Maͤr-
tyrer. Sie ſtreiten beyde mit einem Gottſeligen Ey-
fer/ wie ſie die Welt unter den Fuͤſſen/ und den Himmel
im Hertzen haben moͤgen. Jhre Sorge iſt/ das ſie/ was
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und Seufftzer/ unter Furcht und Hoffnung in Krafft

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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Sterbe- und Begräbnüß-Tag. Breslau, 1669, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354525/6>, abgerufen am 21.11.2024.