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Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

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Christliche Leich-Predigt.
und doch eine unzüchtige Braut. Wir sagen das Wieder-Spiel.
Nicht so. Das ist unsre Lehre/ daß/ wer erwehlet ist/ dersel-
be auch beruffen ist/ gerechtfertiget und geheiliget ist. Wer nicht
heilig ist/ der entgeht nicht dem ewigen Tode. Jch wolt Sie mit
besserm fuge fragen/ was das sey für ein Mysterium? daß in den
Büchern jhrer Scholasticorum entweder gar nicht/ oder sehr sel-
ten das Wort Sanctificatio (Heiligung/ Heiligmachung) gefun-
den wird?

Die Summ unseres Reformirten Glaubens von der Gnaden-
Wahl bestehet in diesen sechs Stücken. Wir glauben

1. Daß/ ob zwar uns GOtt aus blosser freyer unverdienter
Gnade erwehlet hat/ und hiemit nicht eben ex praevisa fide & o-
peribus bonis,
von wegen des vorgesehenen Glaubens und der
gutten Wercke/ (denn beydes ist seine freye Gnaden-Gabe/ der
Glaube und die gutten Wercke) so seyn dar in der Gnaden-wahl
eingeschlossen/ beydes der Glaube und die gutten Wercke. Ehe die
Kinder gebohren waren und weder Guttes noch Böses ge-
than haben/ muste der Fürsatz bestehen nach der Wahl/
nicht auß verdienst der Wercke/ sondern aus Gnaden des
Beruffers.
Rom. 9, 11.

2. Daß/ wehn GOtt erwehlet/ dehn kennet Er so wol von
Ewigkeit als in der Zeit/ und wird auch von einem solchen erkandt/
verstehe/ mit einer innerlichen/ sonderlichen/ gewissen/ beständigen
Erkäntnüß. Joh. 10, 14.

3. Wehn GOtt erwehlet hat/ den hat Er auch beruffen auß
der Finsternüß zum Lichte. Von der Unwissenheit zur Erkändt-
nüß/ von der Eytelkeit zur Heiligung/ vom Teuffel zur Gemein-
schafft der Heiligen. 1. Pet. 2, 3. 1. Thess. 4, 7. Hebr. 3, 1.

4. Wen ein erwehlter Sünder durch den Glauben gerecht-
fertiget wird/ so giebt ihm GOtt eine inwohnende Heiligung/ die
seine Verderbnüß dämpffet/ daß Er nicht wandele nach dem
Fleisch sondern nach dem Geist. Rom. 8, 1.

5. Wenn

Chriſtliche Leich-Predigt.
und doch eine unzüchtige Braut. Wir ſagen das Wieder-Spiel.
Nicht ſo. Das iſt unſre Lehre/ daß/ wer erwehlet iſt/ derſel-
be auch beruffen iſt/ gerechtfertiget und geheiliget iſt. Wer nicht
heilig iſt/ der entgeht nicht dem ewigen Tode. Jch wolt Sie mit
beſſerm fuge fragen/ was das ſey fuͤr ein Mÿſterium? daß in den
Büchern jhrer Scholaſticorum entweder gar nicht/ oder ſehr ſel-
ten das Wort Sanctificatio (Heiligung/ Heiligmachung) gefun-
den wird?

Die Summ unſeres Reformirten Glaubens von der Gnaden-
Wahl beſtehet in dieſen ſechs Stuͤcken. Wir glauben

1. Daß/ ob zwar uns GOtt aus bloſſer freyer unverdienter
Gnade erwehlet hat/ und hiemit nicht eben ex prævisâ fide & o-
peribus bonis,
von wegen des vorgeſehenen Glaubens und der
gutten Wercke/ (denn beydes iſt ſeine freye Gnaden-Gabe/ der
Glaube und die gutten Wercke) ſo ſeyn dar in der Gnaden-wahl
eingeſchloſſen/ beydes der Glaube und die gutten Wercke. Ehe die
Kinder gebohren waren und weder Guttes noch Boͤſes ge-
than haben/ muſte der Fuͤrſatz beſtehen nach der Wahl/
nicht auß verdienſt der Wercke/ ſondern aus Gnaden des
Beruffers.
Rom. 9, 11.

2. Daß/ wehn GOtt erwehlet/ dehn kennet Er ſo wol von
Ewigkeit als in der Zeit/ und wird auch von einem ſolchen erkandt/
verſtehe/ mit einer innerlichen/ ſonderlichen/ gewiſſen/ beſtaͤndigen
Erkaͤntnuͤß. Joh. 10, 14.

3. Wehn GOtt erwehlet hat/ den hat Er auch beruffen auß
der Finſternuͤß zum Lichte. Von der Unwiſſenheit zur Erkaͤndt-
nuͤß/ von der Eytelkeit zur Heiligung/ vom Teuffel zur Gemein-
ſchafft der Heiligen. 1. Pet. 2, 3. 1. Theſſ. 4, 7. Hebr. 3, 1.

4. Wen ein erwehlter Sünder durch den Glauben gerecht-
fertiget wird/ ſo giebt ihm GOtt eine inwohnende Heiligung/ die
ſeine Verderbnuͤß daͤmpffet/ daß Er nicht wandele nach dem
Fleiſch ſondern nach dem Geiſt. Rom. 8, 1.

5. Weñ
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[31/0033] Chriſtliche Leich-Predigt. und doch eine unzüchtige Braut. Wir ſagen das Wieder-Spiel. Nicht ſo. Das iſt unſre Lehre/ daß/ wer erwehlet iſt/ derſel- be auch beruffen iſt/ gerechtfertiget und geheiliget iſt. Wer nicht heilig iſt/ der entgeht nicht dem ewigen Tode. Jch wolt Sie mit beſſerm fuge fragen/ was das ſey fuͤr ein Mÿſterium? daß in den Büchern jhrer Scholaſticorum entweder gar nicht/ oder ſehr ſel- ten das Wort Sanctificatio (Heiligung/ Heiligmachung) gefun- den wird? Die Summ unſeres Reformirten Glaubens von der Gnaden- Wahl beſtehet in dieſen ſechs Stuͤcken. Wir glauben 1. Daß/ ob zwar uns GOtt aus bloſſer freyer unverdienter Gnade erwehlet hat/ und hiemit nicht eben ex prævisâ fide & o- peribus bonis, von wegen des vorgeſehenen Glaubens und der gutten Wercke/ (denn beydes iſt ſeine freye Gnaden-Gabe/ der Glaube und die gutten Wercke) ſo ſeyn dar in der Gnaden-wahl eingeſchloſſen/ beydes der Glaube und die gutten Wercke. Ehe die Kinder gebohren waren und weder Guttes noch Boͤſes ge- than haben/ muſte der Fuͤrſatz beſtehen nach der Wahl/ nicht auß verdienſt der Wercke/ ſondern aus Gnaden des Beruffers. Rom. 9, 11. 2. Daß/ wehn GOtt erwehlet/ dehn kennet Er ſo wol von Ewigkeit als in der Zeit/ und wird auch von einem ſolchen erkandt/ verſtehe/ mit einer innerlichen/ ſonderlichen/ gewiſſen/ beſtaͤndigen Erkaͤntnuͤß. Joh. 10, 14. 3. Wehn GOtt erwehlet hat/ den hat Er auch beruffen auß der Finſternuͤß zum Lichte. Von der Unwiſſenheit zur Erkaͤndt- nuͤß/ von der Eytelkeit zur Heiligung/ vom Teuffel zur Gemein- ſchafft der Heiligen. 1. Pet. 2, 3. 1. Theſſ. 4, 7. Hebr. 3, 1. 4. Wen ein erwehlter Sünder durch den Glauben gerecht- fertiget wird/ ſo giebt ihm GOtt eine inwohnende Heiligung/ die ſeine Verderbnuͤß daͤmpffet/ daß Er nicht wandele nach dem Fleiſch ſondern nach dem Geiſt. Rom. 8, 1. 5. Weñ

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Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/33>, abgerufen am 24.11.2024.