Schweinitz, George Herman von: Eröffneter Schauplatz Des Menschlichen Lebens/ in der Abdanckungs-Handlung. Zittau, 1671.Abdanckung. ein rein geläutert Gold hervor gebracht werde/ unddamit Sie alsdenn hell-verklähret/ und wie die Ster- nen leuchtende/ mit der Seelen vereiniget werden/ umb gleicher massen der unendlichen Freuden mit theilhaftig zu seyn: Der Gottlosen aber verdammte Cörper werden hingegen in der Zersteubung gleich- sam als verwerfflicher Schaum und nichts werthe Schlacken erfunden/ und deßwegen am letzten Ge- richt mit ihren verfluchten Seelen zugleich verworf- fen in das Feuer/ das nicht verlischet/ und in die Gluth/ die nicht aufhöret zu brennen. Was ist nun der Mensch/ was ist er im Leben/ was ist er im Ableben/ was ist er nach dem Leben/ was ist die Welt worinnen er lebet? Nechst dem was allbereit ange- führet worden/ könten wir mit vielerley Hierogly- phicis, Emblematibus und Sinnbildern aus den Au- thoren des Alterthumbs diesem antwortlich begeg- nen. Doch unter allen ist kein eigentlicheres/ und welches alles so gar genau vorbildet/ als wenn wir sagen: Die Welt sey ein ungeheuer Schauplatz/ auf welchem eine immerwehrende Tragico-Comoe dia und Comico-Tragoedia, das ist: ein stetes mit Trauren und Freuden oder Freuden und Trauren vermischtes Spiel vorgestellet werde/ von den Men- schen/ als Actoren und Personen auf diesem Orte/ da einige rühmlich und löblich das ihrige thue/ an- dere hingegen schimpflich und schändlich ihre Per- sonen sousteniren/ Etliche von ihnen weggehen/ ande- re an die Stelle treten: Die Materie aber oder Sa- che/ welche daselbsten abgehandelt wird/ ist das Thun oder Wesen der Menschen/ nebenst denen mancher- ley
Abdanckung. ein rein gelaͤutert Gold hervor gebracht werde/ unddamit Sie alsdenn hell-verklaͤhret/ und wie die Ster- nen leuchtende/ mit der Seelen vereiniget werden/ umb gleicher maſſen der unendlichen Freuden mit theilhaftig zu ſeyn: Der Gottloſen aber verdam̃te Coͤrper werden hingegen in der Zerſteubung gleich- ſam als verwerfflicher Schaum und nichts werthe Schlacken erfunden/ und deßwegen am letzten Ge- richt mit ihren verfluchten Seelen zugleich verworf- fen in das Feuer/ das nicht verliſchet/ und in die Gluth/ die nicht aufhoͤret zu brennen. Was iſt nun der Menſch/ was iſt er im Leben/ was iſt er im Ableben/ was iſt er nach dem Leben/ was iſt die Welt worinnen er lebet? Nechſt dem was allbereit ange- fuͤhret worden/ koͤnten wir mit vielerley Hierogly- phicis, Emblematibus und Sinnbildern aus den Au- thoren des Alterthumbs dieſem antwortlich begeg- nen. Doch unter allen iſt kein eigentlicheres/ und welches alles ſo gar genau vorbildet/ als wenn wir ſagen: Die Welt ſey ein ungeheuer Schauplatz/ auf welchem eine immerwehrende Tragico-Comœ dia und Comico-Tragœdia, das iſt: ein ſtetes mit Trauren und Freuden oder Freuden und Trauren vermiſchtes Spiel vorgeſtellet werde/ von den Men- ſchen/ als Actoren und Perſonen auf dieſem Orte/ da einige ruͤhmlich und loͤblich das ihrige thue/ an- dere hingegen ſchimpflich und ſchaͤndlich ihre Per- ſonen ſouſteniren/ Etliche von ihnen weggehen/ ande- re an die Stelle treten: Die Materie aber oder Sa- che/ welche daſelbſten abgehandelt wird/ iſt das Thun oder Weſen der Menſchen/ nebenſt denen mancher- ley
<TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <p><pb facs="#f0007"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckung.</hi></fw><lb/> ein rein gelaͤutert Gold hervor gebracht werde/ und<lb/> damit Sie alsdenn hell-verklaͤhret/ und wie die Ster-<lb/> nen leuchtende/ mit der Seelen vereiniget werden/<lb/> umb gleicher maſſen der unendlichen Freuden mit<lb/> theilhaftig zu ſeyn: Der Gottloſen aber verdam̃te<lb/> Coͤrper werden hingegen in der Zerſteubung gleich-<lb/> ſam als verwerfflicher Schaum und nichts werthe<lb/> Schlacken erfunden/ und deßwegen am letzten Ge-<lb/> richt mit ihren verfluchten Seelen zugleich verworf-<lb/> fen in das Feuer/ das nicht verliſchet/ und in die<lb/> Gluth/ die nicht aufhoͤret zu brennen. Was iſt<lb/> nun der Menſch/ was iſt er im Leben/ was iſt er im<lb/> Ableben/ was iſt er nach dem Leben/ was iſt die Welt<lb/> worinnen er lebet? Nechſt dem was allbereit ange-<lb/> fuͤhret worden/ koͤnten wir mit vielerley <hi rendition="#aq">Hierogly-<lb/> phicis, Emblematibus</hi> und Sinnbildern aus den <hi rendition="#aq">Au-<lb/> tho</hi>ren des Alterthumbs dieſem antwortlich begeg-<lb/> nen. Doch unter allen iſt kein eigentlicheres/ und<lb/> welches alles ſo gar genau vorbildet/ als wenn<lb/> wir ſagen: Die Welt ſey ein ungeheuer Schauplatz/<lb/> auf welchem eine immerwehrende <hi rendition="#aq">Tragico-Comœ<lb/> dia</hi> und <hi rendition="#aq">Comico-Tragœdia,</hi> das iſt: ein ſtetes mit<lb/> Trauren und Freuden oder Freuden und Trauren<lb/> vermiſchtes Spiel vorgeſtellet werde/ von den Men-<lb/> ſchen/ als <hi rendition="#aq">Acto</hi>ren und Perſonen auf dieſem Orte/<lb/> da einige ruͤhmlich und loͤblich das ihrige thue/ an-<lb/> dere hingegen ſchimpflich und ſchaͤndlich ihre Per-<lb/> ſonen <hi rendition="#aq">ſouſteni</hi>ren/ Etliche von ihnen weggehen/ ande-<lb/> re an die Stelle treten: Die Materie aber oder Sa-<lb/> che/ welche daſelbſten abgehandelt wird/ iſt das Thun<lb/> oder Weſen der Menſchen/ nebenſt denen mancher-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">ley</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Abdanckung.
ein rein gelaͤutert Gold hervor gebracht werde/ und
damit Sie alsdenn hell-verklaͤhret/ und wie die Ster-
nen leuchtende/ mit der Seelen vereiniget werden/
umb gleicher maſſen der unendlichen Freuden mit
theilhaftig zu ſeyn: Der Gottloſen aber verdam̃te
Coͤrper werden hingegen in der Zerſteubung gleich-
ſam als verwerfflicher Schaum und nichts werthe
Schlacken erfunden/ und deßwegen am letzten Ge-
richt mit ihren verfluchten Seelen zugleich verworf-
fen in das Feuer/ das nicht verliſchet/ und in die
Gluth/ die nicht aufhoͤret zu brennen. Was iſt
nun der Menſch/ was iſt er im Leben/ was iſt er im
Ableben/ was iſt er nach dem Leben/ was iſt die Welt
worinnen er lebet? Nechſt dem was allbereit ange-
fuͤhret worden/ koͤnten wir mit vielerley Hierogly-
phicis, Emblematibus und Sinnbildern aus den Au-
thoren des Alterthumbs dieſem antwortlich begeg-
nen. Doch unter allen iſt kein eigentlicheres/ und
welches alles ſo gar genau vorbildet/ als wenn
wir ſagen: Die Welt ſey ein ungeheuer Schauplatz/
auf welchem eine immerwehrende Tragico-Comœ
dia und Comico-Tragœdia, das iſt: ein ſtetes mit
Trauren und Freuden oder Freuden und Trauren
vermiſchtes Spiel vorgeſtellet werde/ von den Men-
ſchen/ als Actoren und Perſonen auf dieſem Orte/
da einige ruͤhmlich und loͤblich das ihrige thue/ an-
dere hingegen ſchimpflich und ſchaͤndlich ihre Per-
ſonen ſouſteniren/ Etliche von ihnen weggehen/ ande-
re an die Stelle treten: Die Materie aber oder Sa-
che/ welche daſelbſten abgehandelt wird/ iſt das Thun
oder Weſen der Menſchen/ nebenſt denen mancher-
ley
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/354512 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/354512/7 |
Zitationshilfe: | Schweinitz, George Herman von: Eröffneter Schauplatz Des Menschlichen Lebens/ in der Abdanckungs-Handlung. Zittau, 1671, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354512/7>, abgerufen am 27.07.2024. |