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Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683.

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Dracula, die gefangenen Türcken befiehlet an beyden Fuß-
sohlen zu schinden/ mit Saltze zu bereiben/ und über dieses
noch solche/ zu vermehrung der Marter/ gewisse/ hierzu bestel-
te/ Thiere mit ihren harten Zungen belecken lässet/ (Bon-
finius Lib. X. c.
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rus
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poio: Nichts schnöders und elenders trägt der Erdboden
als einen Menschen? Weil dann David in unserem Texte
eine so bewegliche Hyperbolen brauchet/ und seine Noth (Me-
tzukah
) Torturam,
eine gefängliche Marter nennet/ so ist
hieraus genung zu praesumiren, daß Er damals/ als Erden
25. Psalm geschrieben/ müsse gewesen seyn Vir Dei Polu-
pathesatos, (wie etwa Isidorus Pelusiota lib. 1. Epist. 298.
von dem Propheten Jeremia redet) Der Allergeplagteste
Mann Gottes/ über welchen täglich alle Wetter der Trüb-
sal auffgezogen/ daß Er klagen mögen: Est mea mens in-
ter borealia flabra malorum:
Unter sehr rauhen
Winden/ muß ich den Himmel finden/
denn/ siehe/
es hat mich im Kercker meines Lebens umbgeben Leyden oh-
ne Zahl. Es beschreibt uns ferner dieser grosse Theolo-
gus
Seinen Noth-Stand nachdencklich/ indehm er zu
GOtt seuffzet: Siehe an (Onji) meinen Jammer.
Oni bedeutet eine solche harte Züchtigung/ wodurch
GOtt einen Menschen/ besonders einen gläubigen Christen/
oftmals in den Staub der eusersten Verfolgungs-Noth/
Armuths-Noth/ Kranckheits-Noth/ und des schmählichsten
Elendes/ niederleget/ sein Hertz in der göldenen Erkentnis
seiner selbst zu üben/ und in den Schrancken warer Demuth
zu erhalten. Dergleichen des Apostels Pauli skolops war/
oder/ der in seinem Fleische wüttende Pfahl der Anfechtung/
welcher nicht bestund in einem innerlichen Incendio böser
Lüste/ wie Cornel. a Lap. behaupten wil; sondern in gra-

vis-

Dracula, die gefangenen Tuͤrcken befiehlet an beyden Fuß-
ſohlen zu ſchinden/ mit Saltze zu bereiben/ und uͤber dieſes
noch ſolche/ zu vermehrung der Marter/ gewiſſe/ hierzu beſtel-
te/ Thiere mit ihren harten Zungen belecken laͤſſet/ (Bon-
finius Lib. X. c.
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ποιο: Nichts ſchnoͤders und elenders traͤgt der Erdboden
als einen Menſchen? Weil dann David in unſerem Texte
eine ſo bewegliche Hyperbolen brauchet/ uñ ſeine Noth (Me-
tzukah
) Torturam,
eine gefaͤngliche Marter nennet/ ſo iſt
hieraus genung zu præſumiren, daß Er damals/ als Erden
25. Pſalm geſchrieben/ muͤſſe geweſen ſeyn Vir Dei Πολυ-
παθέςατος, (wie etwa Iſidorus Peluſiota lib. 1. Epiſt. 298.
von dem Propheten Jeremia redet) Der Allergeplagteſte
Mann Gottes/ uͤber welchen taͤglich alle Wetter der Truͤb-
ſal auffgezogen/ daß Er klagen moͤgen: Eſt mea mens in-
ter borealia flabra malorum:
Unter ſehr rauhen
Winden/ muß ich den Himmel finden/
denn/ ſiehe/
es hat mich im Kercker meines Lebens umbgeben Leyden oh-
ne Zahl. Es beſchreibt uns ferner dieſer groſſe Theolo-
gus
Seinen Noth-Stand nachdencklich/ indehm er zu
GOtt ſeuffzet: Siehe an (Onji) meinen Jammer.
Oni bedeutet eine ſolche harte Zuͤchtigung/ wodurch
GOtt einen Menſchen/ beſonders einen glaͤubigen Chriſten/
oftmals in den Staub der euſerſten Verfolgungs-Noth/
Armuths-Noth/ Kranckheits-Noth/ und des ſchmaͤhlichſten
Elendes/ niederleget/ ſein Hertz in der goͤldenen Erkentnis
ſeiner ſelbſt zu uͤben/ und in den Schrancken warer Demuth
zu erhalten. Dergleichen des Apoſtels Pauli σκόλοψ war/
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[0015] Dracula, die gefangenen Tuͤrcken befiehlet an beyden Fuß- ſohlen zu ſchinden/ mit Saltze zu bereiben/ und uͤber dieſes noch ſolche/ zu vermehrung der Marter/ gewiſſe/ hierzu beſtel- te/ Thiere mit ihren harten Zungen belecken laͤſſet/ (Bon- finius Lib. X. c. 3.) heiſſets da nicht recht/ wie Home- rus redet: (Odyß. σ.) ομ̓δὲν ἀκιδνὸτερον γά_α τρέφεκ ἀνθρώ- ποιο: Nichts ſchnoͤders und elenders traͤgt der Erdboden als einen Menſchen? Weil dann David in unſerem Texte eine ſo bewegliche Hyperbolen brauchet/ uñ ſeine Noth (Me- tzukah) Torturam, eine gefaͤngliche Marter nennet/ ſo iſt hieraus genung zu præſumiren, daß Er damals/ als Erden 25. Pſalm geſchrieben/ muͤſſe geweſen ſeyn Vir Dei Πολυ- παθέςατος, (wie etwa Iſidorus Peluſiota lib. 1. Epiſt. 298. von dem Propheten Jeremia redet) Der Allergeplagteſte Mann Gottes/ uͤber welchen taͤglich alle Wetter der Truͤb- ſal auffgezogen/ daß Er klagen moͤgen: Eſt mea mens in- ter borealia flabra malorum: Unter ſehr rauhen Winden/ muß ich den Himmel finden/ denn/ ſiehe/ es hat mich im Kercker meines Lebens umbgeben Leyden oh- ne Zahl. Es beſchreibt uns ferner dieſer groſſe Theolo- gus Seinen Noth-Stand nachdencklich/ indehm er zu GOtt ſeuffzet: Siehe an (Onji) meinen Jammer. Oni bedeutet eine ſolche harte Zuͤchtigung/ wodurch GOtt einen Menſchen/ beſonders einen glaͤubigen Chriſten/ oftmals in den Staub der euſerſten Verfolgungs-Noth/ Armuths-Noth/ Kranckheits-Noth/ und des ſchmaͤhlichſten Elendes/ niederleget/ ſein Hertz in der goͤldenen Erkentnis ſeiner ſelbſt zu uͤben/ und in den Schrancken warer Demuth zu erhalten. Dergleichen des Apoſtels Pauli σκόλοψ war/ oder/ der in ſeinem Fleiſche wuͤttende Pfahl der Anfechtung/ welcher nicht beſtund in einem innerlichen Incendio boͤſer Luͤſte/ wie Cornel. â Lap. behaupten wil; ſondern in gra- vis-

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Zitationshilfe: Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/353337/15>, abgerufen am 22.11.2024.