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Seilerus, Tobias: THRENOLOGIA. Christliche Leich vnd EhrenSermon, Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen/ viel- Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ/ gebornen Zettritzin. Leipzig, 1605.

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Christliche Leichpredigt.
gende Todt die Augen zudrucket/ vnd wird abgetheilet
in ingrestum, progressum, egressum, in den Eingang/
fortgang/ vnd außgang des Menschlichen Lebens. Da-
uon Bernhardus recht vnd wol gesaget:
Ingressus fle-
bilis, progressus debilis, egressus horribilis.

Der anfang ist kläglich/ der fortgang schwach vnd
gebrechlich/ der außgang schrecklich.
Vnd jener alte
Vater/ als er gefraget ward:
Dic, venerande senex, humanum viuere quid sit?
Du alter Greiß aller Ehren werth/ sag was ist vn-
ser Leben auff Erden?
Hat er geantwortet:
Principium vitae dolor est, dolor exitus ingens.
Et medium dolor est: viuere quis cupiat?

Anfang/ mittel vnd end ist schmertz: Ey warumb
wolte denn begeren zu leben das Menschliche Hertz?

Visie Zachariae.Diesen Creutztag Christi/ beschreibet der Prophet
Zacharias am 1. Cap. mit einem wunderschönen Ge-
mälde. Denn da sitzet der HimmelKönig Jesus Chri-
stus
auff einem rothen Roß/ vnd helt in einer Awen vn-
ter den Myrten. Hinter sich hat er einen grossen hauffen
rother/ brauner vnd weisser Roß/ die jhm nachfolgen:
Hilff Barmhertziger ewiger Gott/ was bedeutet dieses
Bilde? Es ist eine wunderschöne Contrafactur vnd Ab-
riß/ des Creutzreichs Jesu Christi. Denn das rothe Roß/
darauff er selbst vnter den Myrten helt/ ist eine bedeu-
tung seiner blutrünstigen Passion. Durch die andern
Roß/ die jhm nachfolgen/ werden angedeutet seine gleu-
bige Reichsgenossen/ die jhm durch mancherley Creutz
gleichförmig werden. Die rothen Roß/ bedeuten die
heiligen Martyrer: Die braunen/ die standhafftigen

Confes-

Chriſtliche Leichpredigt.
gende Todt die Augen zudrucket/ vnd wird abgetheilet
in ingreſtum, progreſſum, egreſſum, in den Eingang/
fortgang/ vnd außgang des Menſchlichen Lebens. Da-
uon Bernhardus recht vnd wol geſaget:
Ingreſſus fle-
bilis, progreſſus debilis, egreſſus horribilis.

Der anfang iſt klaͤglich/ der fortgang ſchwach vnd
gebrechlich/ der außgang ſchrecklich.
Vnd jener alte
Vater/ als er gefraget ward:
Dic, venerande ſenex, humanum viuere quid ſit?
Du alter Greiß aller Ehren werth/ ſag was iſt vn-
ſer Leben auff Erden?
Hat er geantwortet:
Principium vitæ dolor eſt, dolor exitus ingens.
Et medium dolor eſt: viuere quis cupiat?

Anfang/ mittel vnd end iſt ſchmertz: Ey warumb
wolte denn begeren zu leben das Menſchliche Hertz?

Viſie Zachariæ.Dieſen Creutztag Chriſti/ beſchreibet der Prophet
Zacharias am 1. Cap. mit einem wunderſchoͤnen Ge-
maͤlde. Denn da ſitzet der HimmelKoͤnig Jeſus Chri-
ſtus
auff einem rothen Roß/ vnd helt in einer Awen vn-
ter den Myrten. Hinter ſich hat er einen groſſen hauffen
rother/ brauner vnd weiſſer Roß/ die jhm nachfolgen:
Hilff Barmhertziger ewiger Gott/ was bedeutet dieſes
Bilde? Es iſt eine wunderſchoͤne Contrafactur vnd Ab-
riß/ des Creutzreichs Jeſu Chriſti. Denn das rothe Roß/
darauff er ſelbſt vnter den Myrten helt/ iſt eine bedeu-
tung ſeiner blutruͤnſtigen Paſsion. Durch die andern
Roß/ die jhm nachfolgen/ werden angedeutet ſeine gleu-
bige Reichsgenoſſen/ die jhm durch mancherley Creutz
gleichfoͤrmig werden. Die rothen Roß/ bedeuten die
heiligen Martyrer: Die braunen/ die ſtandhafftigen

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[0016] Chriſtliche Leichpredigt. gende Todt die Augen zudrucket/ vnd wird abgetheilet in ingreſtum, progreſſum, egreſſum, in den Eingang/ fortgang/ vnd außgang des Menſchlichen Lebens. Da- uon Bernhardus recht vnd wol geſaget: Ingreſſus fle- bilis, progreſſus debilis, egreſſus horribilis. Der anfang iſt klaͤglich/ der fortgang ſchwach vnd gebrechlich/ der außgang ſchrecklich. Vnd jener alte Vater/ als er gefraget ward: Dic, venerande ſenex, humanum viuere quid ſit? Du alter Greiß aller Ehren werth/ ſag was iſt vn- ſer Leben auff Erden? Hat er geantwortet: Principium vitæ dolor eſt, dolor exitus ingens. Et medium dolor eſt: viuere quis cupiat? Anfang/ mittel vnd end iſt ſchmertz: Ey warumb wolte denn begeren zu leben das Menſchliche Hertz? Dieſen Creutztag Chriſti/ beſchreibet der Prophet Zacharias am 1. Cap. mit einem wunderſchoͤnen Ge- maͤlde. Denn da ſitzet der HimmelKoͤnig Jeſus Chri- ſtus auff einem rothen Roß/ vnd helt in einer Awen vn- ter den Myrten. Hinter ſich hat er einen groſſen hauffen rother/ brauner vnd weiſſer Roß/ die jhm nachfolgen: Hilff Barmhertziger ewiger Gott/ was bedeutet dieſes Bilde? Es iſt eine wunderſchoͤne Contrafactur vnd Ab- riß/ des Creutzreichs Jeſu Chriſti. Denn das rothe Roß/ darauff er ſelbſt vnter den Myrten helt/ iſt eine bedeu- tung ſeiner blutruͤnſtigen Paſsion. Durch die andern Roß/ die jhm nachfolgen/ werden angedeutet ſeine gleu- bige Reichsgenoſſen/ die jhm durch mancherley Creutz gleichfoͤrmig werden. Die rothen Roß/ bedeuten die heiligen Martyrer: Die braunen/ die ſtandhafftigen Confeſ- Viſie Zachariæ.

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Zitationshilfe: Seilerus, Tobias: THRENOLOGIA. Christliche Leich vnd EhrenSermon, Bey dem Adelichen Leichbegengniß Der Edlen/ viel- Ehren Tugendtreichen Frawen Barbaræ/ gebornen Zettritzin. Leipzig, 1605, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/343014/16>, abgerufen am 27.11.2024.