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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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"Wohl, mein Herr, ganz wohl!" erwiederte
der Forstmeister, "Sie werben um meine Toch-
ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va-
ter für sie zu sorgen, ich gebe ihnen drei Tage
Frist, binnen welcher Sie sich nach einem Schat-
ten umthun mögen; erscheinen Sie binnen drei
Tagen vor mir mit einem wohlangepaßten Schat-
ten, so sollen Sie mir willkommen sein: am vier-
ten Tage aber -- das sag' ich Ihnen -- ist
meine Tochter die Frau eines Andern." -- Ich
wollte noch versuchen, ein Wort an Mina zu
richten, aber sie schloß sich, heftiger schluchzend,
fester an ihre Mutter, und diese winkte mir
stillschweigend, mich zu entfernen. Ich schwankte
hinweg, und mir war's, als schlösse sich hinter
mir die Welt zu.

Der liebevollen Aufsicht Bendel's entsprun-
gen, durchschweifte ich in irrem Lauf Wälder und
Fluren. Angstschweiß trof von meiner Stirne,
ein dumpfes Stöhnen entrang sich meiner Brust,
in mir tobte Wahnsinn. --

Ich weiß nicht, wie lange es so gedauert
haben mochte, als ich mich auf einer sonnigen

«Wohl, mein Herr, ganz wohl!» erwiederte
der Forſtmeiſter, «Sie werben um meine Toch-
ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va-
ter für ſie zu ſorgen, ich gebe ihnen drei Tage
Friſt, binnen welcher Sie ſich nach einem Schat-
ten umthun mögen; erſcheinen Sie binnen drei
Tagen vor mir mit einem wohlangepaßten Schat-
ten, ſo ſollen Sie mir willkommen ſein: am vier-
ten Tage aber — das ſag’ ich Ihnen — iſt
meine Tochter die Frau eines Andern.» — Ich
wollte noch verſuchen, ein Wort an Mina zu
richten, aber ſie ſchloß ſich, heftiger ſchluchzend,
feſter an ihre Mutter, und dieſe winkte mir
ſtillſchweigend, mich zu entfernen. Ich ſchwankte
hinweg, und mir war’s, als ſchlöſſe ſich hinter
mir die Welt zu.

Der liebevollen Aufſicht Bendel’s entſprun-
gen, durchſchweifte ich in irrem Lauf Wälder und
Fluren. Angſtſchweiß trof von meiner Stirne,
ein dumpfes Stöhnen entrang ſich meiner Bruſt,
in mir tobte Wahnſinn. —

Ich weiß nicht, wie lange es ſo gedauert
haben mochte, als ich mich auf einer ſonnigen

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[77/0087] «Wohl, mein Herr, ganz wohl!» erwiederte der Forſtmeiſter, «Sie werben um meine Toch- ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va- ter für ſie zu ſorgen, ich gebe ihnen drei Tage Friſt, binnen welcher Sie ſich nach einem Schat- ten umthun mögen; erſcheinen Sie binnen drei Tagen vor mir mit einem wohlangepaßten Schat- ten, ſo ſollen Sie mir willkommen ſein: am vier- ten Tage aber — das ſag’ ich Ihnen — iſt meine Tochter die Frau eines Andern.» — Ich wollte noch verſuchen, ein Wort an Mina zu richten, aber ſie ſchloß ſich, heftiger ſchluchzend, feſter an ihre Mutter, und dieſe winkte mir ſtillſchweigend, mich zu entfernen. Ich ſchwankte hinweg, und mir war’s, als ſchlöſſe ſich hinter mir die Welt zu. Der liebevollen Aufſicht Bendel’s entſprun- gen, durchſchweifte ich in irrem Lauf Wälder und Fluren. Angſtſchweiß trof von meiner Stirne, ein dumpfes Stöhnen entrang ſich meiner Bruſt, in mir tobte Wahnſinn. — Ich weiß nicht, wie lange es ſo gedauert haben mochte, als ich mich auf einer ſonnigen

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/87>, abgerufen am 28.11.2024.