wolke. Der Vorabend war da -- ich konnte kaum mehr athmen. Ich hatte vorsorglich einige Kisten mit Gold angefüllt, ich wachte die zwölfte Stunde heran. -- Sie schlug. --
Nun saß ich da, das Auge auf die Zeiger der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten zählend, wie Dolchstiche. Bei jedem Lärm, der sich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an. Die bleiernen Stunden verdrängten einander, es ward Mittag, Abend, Nacht; es rückten die Zeiger, welkte die Hoffnung; es schlug eilf, und nichts erschien, die letzten Minuten der letzten Stunde fielen, und nichts erschien, es schlug der erste Schlag, der letzte Schlag der zwölften Stunde, und ich sank hoffnungslos in unendli- chen Thränen auf mein Lager zurück. Morgen sollt' ich -- auf immer schattenlos, um die Hand der Geliebten anhalten; ein banger Schlaf drückte mir gegen den Morgen die Augen zu.
wolke. Der Vorabend war da — ich konnte kaum mehr athmen. Ich hatte vorſorglich einige Kiſten mit Gold angefüllt, ich wachte die zwölfte Stunde heran. — Sie ſchlug. —
Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten zählend, wie Dolchſtiche. Bei jedem Lärm, der ſich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an. Die bleiernen Stunden verdrängten einander, es ward Mittag, Abend, Nacht; es rückten die Zeiger, welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und nichts erſchien, die letzten Minuten der letzten Stunde fielen, und nichts erſchien, es ſchlug der erſte Schlag, der letzte Schlag der zwölften Stunde, und ich ſank hoffnungslos in unendli- chen Thränen auf mein Lager zurück. Morgen ſollt’ ich — auf immer ſchattenlos, um die Hand der Geliebten anhalten; ein banger Schlaf drückte mir gegen den Morgen die Augen zu.
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wolke. Der Vorabend war da — ich konnte
kaum mehr athmen. Ich hatte vorſorglich einige
Kiſten mit Gold angefüllt, ich wachte die zwölfte
Stunde heran. — Sie ſchlug. —
Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger
der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten
zählend, wie Dolchſtiche. Bei jedem Lärm, der
ſich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an.
Die bleiernen Stunden verdrängten einander,
es ward Mittag, Abend, Nacht; es rückten die
Zeiger, welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und
nichts erſchien, die letzten Minuten der letzten
Stunde fielen, und nichts erſchien, es ſchlug
der erſte Schlag, der letzte Schlag der zwölften
Stunde, und ich ſank hoffnungslos in unendli-
chen Thränen auf mein Lager zurück. Morgen
ſollt’ ich — auf immer ſchattenlos, um die Hand
der Geliebten anhalten; ein banger Schlaf drückte
mir gegen den Morgen die Augen zu.
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/81>, abgerufen am 01.03.2025.
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