Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.die Kluft nicht überspringen, nicht wieder vor die Kluft nicht überſpringen, nicht wieder vor <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="56"/> die Kluft nicht überſpringen, nicht wieder vor<lb/> dem Engel auf die Knie fallen. O, was hätt’<lb/> ich nicht da für einen Schatten gegeben! Ich<lb/> mußte meine Scham, meine Angſt, meine Ver-<lb/> zweiflung tief in den Grund meines Wagens<lb/> verbergen. <hi rendition="#g">Bendel</hi> beſann ſich endlich für mich,<lb/> er ſprang von der andern Seite aus dem Wa-<lb/> gen heraus, ich rief ihn noch zurück und reichte<lb/> ihm aus meinem Käſtchen, das mir eben zur<lb/> Hand lag, eine reiche diamantene Krone, die die<lb/> ſchöne <hi rendition="#g">Fanny</hi> hatte zieren ſollen. Er trat vor,<lb/> und ſprach im Namen ſeines Herrn, welcher ſol-<lb/> che Ehrenbezeugungen nicht annehmen könne noch<lb/> wolle; es müſſe hier ein Irrthum vorwalten; je-<lb/> doch ſeien die guten Einwohner der Stadt für<lb/> ihren guten Willen bedankt. Er nahm indeß den<lb/> dargehaltenen Kranz von ſeinem Ort und legte<lb/> den brillantenen Reif an deſſen Stelle; dann<lb/> reichte er ehrerbietig der ſchönen Jungfrau die<lb/> Hand zum Aufſtehen, entfernte mit einem Wink<lb/> Geiſtlichkeit, <hi rendition="#aq">Magistratus</hi> und alle Deputationen.<lb/> Niemand ward weiter vorgelaſſen. Er hieß den<lb/> Haufen ſich theilen und den Pferden Raum ge-<lb/> ben, ſchwang ſich wieder in den Wagen, und<lb/> fort ging’s weiter in geſtrecktem Galopp, unter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0066]
die Kluft nicht überſpringen, nicht wieder vor
dem Engel auf die Knie fallen. O, was hätt’
ich nicht da für einen Schatten gegeben! Ich
mußte meine Scham, meine Angſt, meine Ver-
zweiflung tief in den Grund meines Wagens
verbergen. Bendel beſann ſich endlich für mich,
er ſprang von der andern Seite aus dem Wa-
gen heraus, ich rief ihn noch zurück und reichte
ihm aus meinem Käſtchen, das mir eben zur
Hand lag, eine reiche diamantene Krone, die die
ſchöne Fanny hatte zieren ſollen. Er trat vor,
und ſprach im Namen ſeines Herrn, welcher ſol-
che Ehrenbezeugungen nicht annehmen könne noch
wolle; es müſſe hier ein Irrthum vorwalten; je-
doch ſeien die guten Einwohner der Stadt für
ihren guten Willen bedankt. Er nahm indeß den
dargehaltenen Kranz von ſeinem Ort und legte
den brillantenen Reif an deſſen Stelle; dann
reichte er ehrerbietig der ſchönen Jungfrau die
Hand zum Aufſtehen, entfernte mit einem Wink
Geiſtlichkeit, Magistratus und alle Deputationen.
Niemand ward weiter vorgelaſſen. Er hieß den
Haufen ſich theilen und den Pferden Raum ge-
ben, ſchwang ſich wieder in den Wagen, und
fort ging’s weiter in geſtrecktem Galopp, unter
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