Manne im grauen Rocke überall suchen zu las- sen. Vielleicht sollte es mir gelingen, ihn wieder zu finden, und wie glücklich! wenn ihn, wie mich, der thörichte Handel gereuen sollte. Ich ließ Bendel vor mich kommen, er schien Gewandt- heit und Geschick zu besitzen, -- ich schilderte ihm genau den Mann, in dessen Besitz ein Schatz sich befand, ohne den mir das Leben nur eine Qual sei. Ich sagte ihm die Zeit, den Ort, wo ich ihn gesehen; beschrieb ihm Alle, die zugegen gewesen, und fügte dieses Zeichen noch hinzu: er solle sich nach einem Dolond'schen Fernrohr, nach einem golddurchwirkten türkischen Teppich, nach einem Prachtlustzelt, und endlich nach den schwarzen Reithengsten genau erkundigen, deren Geschichte, ohne zu bestimmen wie, mit der des räthselhaften Mannes zusammenhinge, welcher Al- len unbedeutend geschienen, und dessen Erschei- nung die Ruhe und das Glück meines Lebens zerstört hatte.
Wie ich ausgeredet, holt' ich Gold her, eine Last, wie ich sie nur zu tragen vermochte, und legte Edelsteine und Juwelen noch hinzu für ei- nen größern Werth. "Bendel," sprach ich,
Manne im grauen Rocke überall ſuchen zu laſ- ſen. Vielleicht ſollte es mir gelingen, ihn wieder zu finden, und wie glücklich! wenn ihn, wie mich, der thörichte Handel gereuen ſollte. Ich ließ Bendel vor mich kommen, er ſchien Gewandt- heit und Geſchick zu beſitzen, — ich ſchilderte ihm genau den Mann, in deſſen Beſitz ein Schatz ſich befand, ohne den mir das Leben nur eine Qual ſei. Ich ſagte ihm die Zeit, den Ort, wo ich ihn geſehen; beſchrieb ihm Alle, die zugegen geweſen, und fügte dieſes Zeichen noch hinzu: er ſolle ſich nach einem Dolond’ſchen Fernrohr, nach einem golddurchwirkten türkiſchen Teppich, nach einem Prachtluſtzelt, und endlich nach den ſchwarzen Reithengſten genau erkundigen, deren Geſchichte, ohne zu beſtimmen wie, mit der des räthſelhaften Mannes zuſammenhinge, welcher Al- len unbedeutend geſchienen, und deſſen Erſchei- nung die Ruhe und das Glück meines Lebens zerſtört hatte.
Wie ich ausgeredet, holt’ ich Gold her, eine Laſt, wie ich ſie nur zu tragen vermochte, und legte Edelſteine und Juwelen noch hinzu für ei- nen größern Werth. «Bendel,» ſprach ich,
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Manne im grauen Rocke überall ſuchen zu laſ-
ſen. Vielleicht ſollte es mir gelingen, ihn wieder
zu finden, und wie glücklich! wenn ihn, wie mich,
der thörichte Handel gereuen ſollte. Ich ließ
Bendel vor mich kommen, er ſchien Gewandt-
heit und Geſchick zu beſitzen, — ich ſchilderte
ihm genau den Mann, in deſſen Beſitz ein Schatz
ſich befand, ohne den mir das Leben nur eine
Qual ſei. Ich ſagte ihm die Zeit, den Ort, wo
ich ihn geſehen; beſchrieb ihm Alle, die zugegen
geweſen, und fügte dieſes Zeichen noch hinzu:
er ſolle ſich nach einem Dolond’ſchen Fernrohr,
nach einem golddurchwirkten türkiſchen Teppich,
nach einem Prachtluſtzelt, und endlich nach den
ſchwarzen Reithengſten genau erkundigen, deren
Geſchichte, ohne zu beſtimmen wie, mit der des
räthſelhaften Mannes zuſammenhinge, welcher Al-
len unbedeutend geſchienen, und deſſen Erſchei-
nung die Ruhe und das Glück meines Lebens
zerſtört hatte.
Wie ich ausgeredet, holt’ ich Gold her, eine
Laſt, wie ich ſie nur zu tragen vermochte, und
legte Edelſteine und Juwelen noch hinzu für ei-
nen größern Werth. «Bendel,» ſprach ich,
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/48>, abgerufen am 16.02.2025.
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