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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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Ich verweilte mich, bis es im östlichen Asien
Tag wurde, und setzte erst nach einiger Ruh'
meine Wanderung fort. Ich verfolgte durch
beide Amerika die Bergkette, die die höchsten be-
kannten Unebenheiten unserer Kugel in sich faßt.
Ich schritt langsam und vorsichtig von Gipfel zu
Gipfel, bald über flammende Vulkane, bald über
beschneite Kuppeln, oft mit Mühe athmend, ich
erreichte den Eliasberg, und sprang über die
Beringstraße nach Asien. -- Ich verfolgte des-
sen westliche Küsten in ihren vielfachen Wendun-
gen, und untersuchte mit besonderer Aufmerk-
samkeit, welche der dort gelegenen Inseln mir
zugänglich wären. Von der Halbinsel Malacca
trugen mich meine Stiefel auf Sumatra, Java,
Bali und Lamboc, ich versuchte, selbst oft mit
Gefahr, und dennoch immer vergebens, mir über
die kleinern Inseln und Felsen, wovon dieses
Meer starrt, einen Uebergang nordwestlich nach
Borneo und andern Inseln dieses Archipelagus
zu bahnen. Ich mußte die Hoffnung aufgeben.
Ich setzte mich endlich auf die äußerste Spitze
von Lamboc nieder, und das Gesicht gegen Sü-
den und Osten gewendet, weint' ich wie am fest-
verschlossenen Gitter meines Kerkers, daß ich doch

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Ich verweilte mich, bis es im öſtlichen Aſien
Tag wurde, und ſetzte erſt nach einiger Ruh’
meine Wanderung fort. Ich verfolgte durch
beide Amerika die Bergkette, die die höchſten be-
kannten Unebenheiten unſerer Kugel in ſich faßt.
Ich ſchritt langſam und vorſichtig von Gipfel zu
Gipfel, bald über flammende Vulkane, bald über
beſchneite Kuppeln, oft mit Mühe athmend, ich
erreichte den Eliasberg, und ſprang über die
Beringſtraße nach Aſien. — Ich verfolgte deſ-
ſen weſtliche Küſten in ihren vielfachen Wendun-
gen, und unterſuchte mit beſonderer Aufmerk-
ſamkeit, welche der dort gelegenen Inſeln mir
zugänglich wären. Von der Halbinſel Malacca
trugen mich meine Stiefel auf Sumatra, Java,
Bali und Lamboc, ich verſuchte, ſelbſt oft mit
Gefahr, und dennoch immer vergebens, mir über
die kleinern Inſeln und Felſen, wovon dieſes
Meer ſtarrt, einen Uebergang nordweſtlich nach
Borneo und andern Inſeln dieſes Archipelagus
zu bahnen. Ich mußte die Hoffnung aufgeben.
Ich ſetzte mich endlich auf die äußerſte Spitze
von Lamboc nieder, und das Geſicht gegen Sü-
den und Oſten gewendet, weint’ ich wie am feſt-
verſchloſſenen Gitter meines Kerkers, daß ich doch

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[129/0149] Ich verweilte mich, bis es im öſtlichen Aſien Tag wurde, und ſetzte erſt nach einiger Ruh’ meine Wanderung fort. Ich verfolgte durch beide Amerika die Bergkette, die die höchſten be- kannten Unebenheiten unſerer Kugel in ſich faßt. Ich ſchritt langſam und vorſichtig von Gipfel zu Gipfel, bald über flammende Vulkane, bald über beſchneite Kuppeln, oft mit Mühe athmend, ich erreichte den Eliasberg, und ſprang über die Beringſtraße nach Aſien. — Ich verfolgte deſ- ſen weſtliche Küſten in ihren vielfachen Wendun- gen, und unterſuchte mit beſonderer Aufmerk- ſamkeit, welche der dort gelegenen Inſeln mir zugänglich wären. Von der Halbinſel Malacca trugen mich meine Stiefel auf Sumatra, Java, Bali und Lamboc, ich verſuchte, ſelbſt oft mit Gefahr, und dennoch immer vergebens, mir über die kleinern Inſeln und Felſen, wovon dieſes Meer ſtarrt, einen Uebergang nordweſtlich nach Borneo und andern Inſeln dieſes Archipelagus zu bahnen. Ich mußte die Hoffnung aufgeben. Ich ſetzte mich endlich auf die äußerſte Spitze von Lamboc nieder, und das Geſicht gegen Sü- den und Oſten gewendet, weint’ ich wie am feſt- verſchloſſenen Gitter meines Kerkers, daß ich doch 9

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/149>, abgerufen am 24.11.2024.