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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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Mittlerweile war die Zeit hingegangen,
und unbemerkt hatte schon die Morgendämme-
rung den Himmel erhellt; ich erschrak, als ich
mit einem Mal aufblickte und im Osten die
Pracht der Farben sich entfalten sah, die die
nahe Sonne verkünden, und gegen sie war in
dieser Stunde, wo die Schlagschatten mit ih-
rer ganzen Ausdehnung prunken, kein Schutz,
kein Bollwerk in der offenen Gegend zu er-
seh'n! und ich war nicht allein! Ich warf einen
Blick auf meinen Begleiter, und erschrak wie-
der. -- Es war kein Anderer, als der Mann
im grauen Rock.

Er lächelte über meine Bestürzung, und
fuhr fort, ohne mich zum Wort kommen zu las-
sen: "Laßt doch, wie es einmal in der Welt
Sitte ist, unsern wechselseitigen Vortheil uns
auf eine Weile verbinden, zu scheiden haben
wir immer noch Zeit. Die Straße hier längs
dem Gebirge, ob Sie gleich noch nicht daran
gedacht haben, ist doch die einzige, die Sie ver-
nünftiger Weise einschlagen können; hinab in das
Thal dürfen Sie nicht, und über das Gebirg
werden Sie noch weniger zurückkehren wollen,

Mittlerweile war die Zeit hingegangen,
und unbemerkt hatte ſchon die Morgendämme-
rung den Himmel erhellt; ich erſchrak, als ich
mit einem Mal aufblickte und im Oſten die
Pracht der Farben ſich entfalten ſah, die die
nahe Sonne verkünden, und gegen ſie war in
dieſer Stunde, wo die Schlagſchatten mit ih-
rer ganzen Ausdehnung prunken, kein Schutz,
kein Bollwerk in der offenen Gegend zu er-
ſeh’n! und ich war nicht allein! Ich warf einen
Blick auf meinen Begleiter, und erſchrak wie-
der. — Es war kein Anderer, als der Mann
im grauen Rock.

Er lächelte über meine Beſtürzung, und
fuhr fort, ohne mich zum Wort kommen zu laſ-
ſen: «Laßt doch, wie es einmal in der Welt
Sitte iſt, unſern wechſelſeitigen Vortheil uns
auf eine Weile verbinden, zu ſcheiden haben
wir immer noch Zeit. Die Straße hier längs
dem Gebirge, ob Sie gleich noch nicht daran
gedacht haben, iſt doch die einzige, die Sie ver-
nünftiger Weiſe einſchlagen können; hinab in das
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[109/0123] Mittlerweile war die Zeit hingegangen, und unbemerkt hatte ſchon die Morgendämme- rung den Himmel erhellt; ich erſchrak, als ich mit einem Mal aufblickte und im Oſten die Pracht der Farben ſich entfalten ſah, die die nahe Sonne verkünden, und gegen ſie war in dieſer Stunde, wo die Schlagſchatten mit ih- rer ganzen Ausdehnung prunken, kein Schutz, kein Bollwerk in der offenen Gegend zu er- ſeh’n! und ich war nicht allein! Ich warf einen Blick auf meinen Begleiter, und erſchrak wie- der. — Es war kein Anderer, als der Mann im grauen Rock. Er lächelte über meine Beſtürzung, und fuhr fort, ohne mich zum Wort kommen zu laſ- ſen: «Laßt doch, wie es einmal in der Welt Sitte iſt, unſern wechſelſeitigen Vortheil uns auf eine Weile verbinden, zu ſcheiden haben wir immer noch Zeit. Die Straße hier längs dem Gebirge, ob Sie gleich noch nicht daran gedacht haben, iſt doch die einzige, die Sie ver- nünftiger Weiſe einſchlagen können; hinab in das Thal dürfen Sie nicht, und über das Gebirg werden Sie noch weniger zurückkehren wollen,

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/123>, abgerufen am 27.11.2024.