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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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und ich Ihren Schatten; das läßt uns beiden
keine Ruhe. -- Hat man je gehört, daß ein
Schatten von seinem Herrn gelassen hätte? Ih-
rer zieht mich Ihnen nach, bis Sie ihn wieder
zu Gnaden annehmen und ich ihn los bin. Was
Sie versäumt haben, aus frischer Lust zu thun,
werden Sie, nur zu spät, aus Ueberdruß und
Langeweile nachholen müssen; man entgeht sei-
nem Schicksale nicht." Er sprach aus demselben
Tone fort und fort; ich floh umsonst, er ließ
nicht nach, und immer gegenwärtig, redete er
höhnend von Gold und Schatten. Ich konnte
zu keinem eigenen Gedanken kommen.

Ich hatte durch menschenleere Straßen einen
Weg nach meinem Hause eingeschlagen. Als ich
davor stand und es ansah, konnte ich es kaum
erkennen; hinter den eingeschlagenen Fenstern
brannte kein Licht. Die Thüren waren zu, kein
Dienervolk regte sich mehr darin. Er lachte laut
auf neben mir: "Ja, ja, so geht's! Aber Ih-
ren Bendel finden Sie wohl daheim, den hat
man jüngst vorsorglich so müde nach Hause ge-
schickt, daß er es wohl seitdem gehütet haben
wird." Er lachte wieder. "Der wird Geschich-

und ich Ihren Schatten; das läßt uns beiden
keine Ruhe. — Hat man je gehört, daß ein
Schatten von ſeinem Herrn gelaſſen hätte? Ih-
rer zieht mich Ihnen nach, bis Sie ihn wieder
zu Gnaden annehmen und ich ihn los bin. Was
Sie verſäumt haben, aus friſcher Luſt zu thun,
werden Sie, nur zu ſpät, aus Ueberdruß und
Langeweile nachholen müſſen; man entgeht ſei-
nem Schickſale nicht.» Er ſprach aus demſelben
Tone fort und fort; ich floh umſonſt, er ließ
nicht nach, und immer gegenwärtig, redete er
höhnend von Gold und Schatten. Ich konnte
zu keinem eigenen Gedanken kommen.

Ich hatte durch menſchenleere Straßen einen
Weg nach meinem Hauſe eingeſchlagen. Als ich
davor ſtand und es anſah, konnte ich es kaum
erkennen; hinter den eingeſchlagenen Fenſtern
brannte kein Licht. Die Thüren waren zu, kein
Dienervolk regte ſich mehr darin. Er lachte laut
auf neben mir: «Ja, ja, ſo geht’s! Aber Ih-
ren Bendel finden Sie wohl daheim, den hat
man jüngſt vorſorglich ſo müde nach Hauſe ge-
ſchickt, daß er es wohl ſeitdem gehütet haben
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[102/0116] und ich Ihren Schatten; das läßt uns beiden keine Ruhe. — Hat man je gehört, daß ein Schatten von ſeinem Herrn gelaſſen hätte? Ih- rer zieht mich Ihnen nach, bis Sie ihn wieder zu Gnaden annehmen und ich ihn los bin. Was Sie verſäumt haben, aus friſcher Luſt zu thun, werden Sie, nur zu ſpät, aus Ueberdruß und Langeweile nachholen müſſen; man entgeht ſei- nem Schickſale nicht.» Er ſprach aus demſelben Tone fort und fort; ich floh umſonſt, er ließ nicht nach, und immer gegenwärtig, redete er höhnend von Gold und Schatten. Ich konnte zu keinem eigenen Gedanken kommen. Ich hatte durch menſchenleere Straßen einen Weg nach meinem Hauſe eingeſchlagen. Als ich davor ſtand und es anſah, konnte ich es kaum erkennen; hinter den eingeſchlagenen Fenſtern brannte kein Licht. Die Thüren waren zu, kein Dienervolk regte ſich mehr darin. Er lachte laut auf neben mir: «Ja, ja, ſo geht’s! Aber Ih- ren Bendel finden Sie wohl daheim, den hat man jüngſt vorſorglich ſo müde nach Hauſe ge- ſchickt, daß er es wohl ſeitdem gehütet haben wird.» Er lachte wieder. «Der wird Geſchich-

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/116>, abgerufen am 24.11.2024.