Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

mich also für entschuldigt, und da es einmal
nicht anders ist, -- laßt uns scheiden!" --

"Es ist mir leid, Monsieur Schlemihl,
daß Sie eigensinnig das Geschäft von der Hand
weisen, das ich Ihnen freundschaftlich anbot. In-
dessen, vielleicht bin ich ein andermal glücklicher.
Auf baldiges Wiedersehen! -- A propos, erlau-
ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich
die Sachen, die ich kaufe, keinesweges verschim-
meln lasse, sondern in Ehren halte, und daß
sie bei mir gut aufgehoben sind." --

Er zog sogleich meinen Schatten aus seiner
Tasche, und ihn mit einem geschickten Wurf auf
der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son-
nenseite zu seinen Füßen aus, so, daß er zwischen
den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei-
nen und dem seinen, daher ging, denn meiner
mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen sei-
nen Bewegungen sich richten und bequemen.

Als ich nach so langer Zeit einmal meinen
armen Schatten wieder sah', und ihn zu solchem

5 *

mich alſo für entſchuldigt, und da es einmal
nicht anders iſt, — laßt uns ſcheiden!„ —

“Es iſt mir leid, Monſieur Schlemihl,
daß Sie eigenſinnig das Geſchäft von der Hand
weiſen, das ich Ihnen freundſchaftlich anbot. In-
deſſen, vielleicht bin ich ein andermal glücklicher.
Auf baldiges Wiederſehen! — A propos, erlau-
ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich
die Sachen, die ich kaufe, keinesweges verſchim-
meln laſſe, ſondern in Ehren halte, und daß
ſie bei mir gut aufgehoben ſind.„ —

Er zog ſogleich meinen Schatten aus ſeiner
Taſche, und ihn mit einem geſchickten Wurf auf
der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son-
nenſeite zu ſeinen Füßen aus, ſo, daß er zwiſchen
den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei-
nen und dem ſeinen, daher ging, denn meiner
mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen ſei-
nen Bewegungen ſich richten und bequemen.

Als ich nach ſo langer Zeit einmal meinen
armen Schatten wieder ſah’, und ihn zu ſolchem

5 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="67"/>
mich al&#x017F;o für ent&#x017F;chuldigt, und da es einmal<lb/>
nicht anders i&#x017F;t, &#x2014; laßt uns &#x017F;cheiden!&#x201E; &#x2014;</p><lb/>
        <p>&#x201C;Es i&#x017F;t mir leid, Mon&#x017F;ieur <hi rendition="#g">Schlemihl</hi>,<lb/>
daß Sie eigen&#x017F;innig das Ge&#x017F;chäft von der Hand<lb/>
wei&#x017F;en, das ich Ihnen freund&#x017F;chaftlich anbot. In-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, vielleicht bin ich ein andermal glücklicher.<lb/>
Auf baldiges Wieder&#x017F;ehen! &#x2014; A propos, erlau-<lb/>
ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich<lb/>
die Sachen, die ich kaufe, keinesweges ver&#x017F;chim-<lb/>
meln la&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ondern in Ehren halte, und daß<lb/>
&#x017F;ie bei mir gut aufgehoben &#x017F;ind.&#x201E; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Er zog &#x017F;ogleich meinen Schatten aus &#x017F;einer<lb/>
Ta&#x017F;che, und ihn mit einem ge&#x017F;chickten Wurf auf<lb/>
der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son-<lb/>
nen&#x017F;eite zu &#x017F;einen Füßen aus, &#x017F;o, daß er zwi&#x017F;chen<lb/>
den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei-<lb/>
nen und dem &#x017F;einen, daher ging, denn meiner<lb/>
mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen &#x017F;ei-<lb/>
nen Bewegungen &#x017F;ich richten und bequemen.</p><lb/>
        <p>Als ich nach &#x017F;o langer Zeit einmal meinen<lb/>
armen Schatten wieder &#x017F;ah&#x2019;, und ihn zu &#x017F;olchem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">5 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0091] mich alſo für entſchuldigt, und da es einmal nicht anders iſt, — laßt uns ſcheiden!„ — “Es iſt mir leid, Monſieur Schlemihl, daß Sie eigenſinnig das Geſchäft von der Hand weiſen, das ich Ihnen freundſchaftlich anbot. In- deſſen, vielleicht bin ich ein andermal glücklicher. Auf baldiges Wiederſehen! — A propos, erlau- ben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die Sachen, die ich kaufe, keinesweges verſchim- meln laſſe, ſondern in Ehren halte, und daß ſie bei mir gut aufgehoben ſind.„ — Er zog ſogleich meinen Schatten aus ſeiner Taſche, und ihn mit einem geſchickten Wurf auf der Haide entfaltend, breitete er ihn auf der Son- nenſeite zu ſeinen Füßen aus, ſo, daß er zwiſchen den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei- nen und dem ſeinen, daher ging, denn meiner mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen ſei- nen Bewegungen ſich richten und bequemen. Als ich nach ſo langer Zeit einmal meinen armen Schatten wieder ſah’, und ihn zu ſolchem 5 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/91
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/91>, abgerufen am 28.07.2024.