Sie um Ihren Schatten gekommen?" Ich mußte wieder lügen: "Es trat mir dereinst ein unge- schlachter Mann so flämisch in meinen Schatten, daß er ein großes Loch darein riß -- ich habe ihn nur zum Ausbessern gegeben, denn Gold vermag viel, ich habe ihn schon gestern wieder bekommen sollen." --
"Wohl, mein Herr, ganz wohl!" erwiederte der Forstmeister, "Sie werben um meine Toch- ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va- ter für sie zu sorgen, ich gebe ihnen drei Tage Frist, binnen welcher sie sich nach einem Schat- ten umthun mögen; erscheinen Sie binnen drei Tage vor mir mit einem wohlangepaßten Schat- ten, so sollen Sie mir willkommen sein; am vier- ten Tage aber -- das sag' ich Ihnen, -- ist meine Tochter die Frau eines Andern." -- Ich wollte noch versuchen, ein Wort an Mina zu richten, aber sie schloß sich, heftiger schluchzend, fester an ihre Mutter, und diese winkte mir stillschweigend, mich zu entfernen. Ich schwank- te hinweg, und mir war's, als schlöße sich hin- ter mir die Welt zu.
Sie um Ihren Schatten gekommen?„ Ich mußte wieder lügen: “Es trat mir dereinſt ein unge- ſchlachter Mann ſo flämiſch in meinen Schatten, daß er ein großes Loch darein riß — ich habe ihn nur zum Ausbeſſern gegeben, denn Gold vermag viel, ich habe ihn ſchon geſtern wieder bekommen ſollen.„ —
“Wohl, mein Herr, ganz wohl!„ erwiederte der Forſtmeiſter, “Sie werben um meine Toch- ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va- ter für ſie zu ſorgen, ich gebe ihnen drei Tage Friſt, binnen welcher ſie ſich nach einem Schat- ten umthun mögen; erſcheinen Sie binnen drei Tage vor mir mit einem wohlangepaßten Schat- ten, ſo ſollen Sie mir willkommen ſein; am vier- ten Tage aber — das ſag’ ich Ihnen, — iſt meine Tochter die Frau eines Andern.„ — Ich wollte noch verſuchen, ein Wort an Mina zu richten, aber ſie ſchloß ſich, heftiger ſchluchzend, feſter an ihre Mutter, und dieſe winkte mir ſtillſchweigend, mich zu entfernen. Ich ſchwank- te hinweg, und mir war’s, als ſchlöße ſich hin- ter mir die Welt zu.
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Sie um Ihren Schatten gekommen?„ Ich mußte
wieder lügen: “Es trat mir dereinſt ein unge-
ſchlachter Mann ſo flämiſch in meinen Schatten,
daß er ein großes Loch darein riß — ich habe
ihn nur zum Ausbeſſern gegeben, denn Gold
vermag viel, ich habe ihn ſchon geſtern wieder
bekommen ſollen.„ —
“Wohl, mein Herr, ganz wohl!„ erwiederte
der Forſtmeiſter, “Sie werben um meine Toch-
ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va-
ter für ſie zu ſorgen, ich gebe ihnen drei Tage
Friſt, binnen welcher ſie ſich nach einem Schat-
ten umthun mögen; erſcheinen Sie binnen drei
Tage vor mir mit einem wohlangepaßten Schat-
ten, ſo ſollen Sie mir willkommen ſein; am vier-
ten Tage aber — das ſag’ ich Ihnen, — iſt
meine Tochter die Frau eines Andern.„ — Ich
wollte noch verſuchen, ein Wort an Mina zu
richten, aber ſie ſchloß ſich, heftiger ſchluchzend,
feſter an ihre Mutter, und dieſe winkte mir
ſtillſchweigend, mich zu entfernen. Ich ſchwank-
te hinweg, und mir war’s, als ſchlöße ſich hin-
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/85>, abgerufen am 27.07.2024.
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