Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.Sie um Ihren Schatten gekommen?" Ich mußte "Wohl, mein Herr, ganz wohl!" erwiederte Sie um Ihren Schatten gekommen?„ Ich mußte “Wohl, mein Herr, ganz wohl!„ erwiederte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="61"/> Sie um Ihren Schatten gekommen?„ Ich mußte<lb/> wieder lügen: “Es trat mir dereinſt ein unge-<lb/> ſchlachter Mann ſo flämiſch in meinen Schatten,<lb/> daß er ein großes Loch darein riß — ich habe<lb/> ihn nur zum Ausbeſſern gegeben, denn Gold<lb/> vermag viel, ich habe ihn ſchon geſtern wieder<lb/> bekommen ſollen.„ —</p><lb/> <p>“Wohl, mein Herr, ganz wohl!„ erwiederte<lb/> der Forſtmeiſter, “Sie werben um meine Toch-<lb/> ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va-<lb/> ter für ſie zu ſorgen, ich gebe ihnen drei Tage<lb/> Friſt, binnen welcher ſie ſich nach einem Schat-<lb/> ten umthun mögen; erſcheinen Sie binnen drei<lb/> Tage vor mir mit einem wohlangepaßten Schat-<lb/> ten, ſo ſollen Sie mir willkommen ſein; am vier-<lb/> ten Tage aber — das ſag’ ich Ihnen, — iſt<lb/> meine Tochter die Frau eines Andern.„ — Ich<lb/> wollte noch verſuchen, ein Wort an <hi rendition="#g">Mina</hi> zu<lb/> richten, aber ſie ſchloß ſich, heftiger ſchluchzend,<lb/> feſter an ihre Mutter, und dieſe winkte mir<lb/> ſtillſchweigend, mich zu entfernen. Ich ſchwank-<lb/> te hinweg, und mir war’s, als ſchlöße ſich hin-<lb/> ter mir die Welt zu.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [61/0085]
Sie um Ihren Schatten gekommen?„ Ich mußte
wieder lügen: “Es trat mir dereinſt ein unge-
ſchlachter Mann ſo flämiſch in meinen Schatten,
daß er ein großes Loch darein riß — ich habe
ihn nur zum Ausbeſſern gegeben, denn Gold
vermag viel, ich habe ihn ſchon geſtern wieder
bekommen ſollen.„ —
“Wohl, mein Herr, ganz wohl!„ erwiederte
der Forſtmeiſter, “Sie werben um meine Toch-
ter, das thun auch Andere, ich habe als ein Va-
ter für ſie zu ſorgen, ich gebe ihnen drei Tage
Friſt, binnen welcher ſie ſich nach einem Schat-
ten umthun mögen; erſcheinen Sie binnen drei
Tage vor mir mit einem wohlangepaßten Schat-
ten, ſo ſollen Sie mir willkommen ſein; am vier-
ten Tage aber — das ſag’ ich Ihnen, — iſt
meine Tochter die Frau eines Andern.„ — Ich
wollte noch verſuchen, ein Wort an Mina zu
richten, aber ſie ſchloß ſich, heftiger ſchluchzend,
feſter an ihre Mutter, und dieſe winkte mir
ſtillſchweigend, mich zu entfernen. Ich ſchwank-
te hinweg, und mir war’s, als ſchlöße ſich hin-
ter mir die Welt zu.
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