Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie mir klingeln können, wenn Sie je Verlan-
gen nach Ihrem unterthänigsten Knecht tragen
sollten: Sie brauchen nur Ihren Säckel zu
schütteln, daß die ewigen Goldstücke darinnen
rasseln, der Ton zieht mich augenblicklich an.
Ein jeder denkt auf seinen Vortheil in dieser
Welt; Sie sehen, daß ich auf Ihren zugleich
bedacht bin, denn ich eröffne Ihnen offenbar
eine neue Kraft. -- O dieser Säckel! -- Und
hätten gleich die Motten Ihren Schatten schon
aufgefressen, der würde noch ein starkes Band
zwischen uns sein. Genug, Sie haben mich an
meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne
über Ihren Knecht, Sie wissen, daß ich mich meinen
Freunden dienstfertig genug erweisen kann, und
daß die Reichen besonders gut mit mir stehen;
Sie haben es selbst gesehen, -- nur Ihren
Schatten, mein Herr -- das lassen Sie Sich
gesagt sein -- nie wieder, als unter einer einzi-
gen Bedingung."

Gestalten der alten Zeit traten vor meine
Seele. Ich frug ihn schnell: "Hatten Sie eine
Unterschrift vom Herrn John?" -- Er lä-

Sie mir klingeln können, wenn Sie je Verlan-
gen nach Ihrem unterthänigſten Knecht tragen
ſollten: Sie brauchen nur Ihren Säckel zu
ſchütteln, daß die ewigen Goldſtücke darinnen
raſſeln, der Ton zieht mich augenblicklich an.
Ein jeder denkt auf ſeinen Vortheil in dieſer
Welt; Sie ſehen, daß ich auf Ihren zugleich
bedacht bin, denn ich eröffne Ihnen offenbar
eine neue Kraft. — O dieſer Säckel! — Und
hätten gleich die Motten Ihren Schatten ſchon
aufgefreſſen, der würde noch ein ſtarkes Band
zwiſchen uns ſein. Genug, Sie haben mich an
meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne
über Ihren Knecht, Sie wiſſen, daß ich mich meinen
Freunden dienſtfertig genug erweiſen kann, und
daß die Reichen beſonders gut mit mir ſtehen;
Sie haben es ſelbſt geſehen, — nur Ihren
Schatten, mein Herr — das laſſen Sie Sich
geſagt ſein — nie wieder, als unter einer einzi-
gen Bedingung.„

Geſtalten der alten Zeit traten vor meine
Seele. Ich frug ihn ſchnell: “Hatten Sie eine
Unterſchrift vom Herrn John?„ — Er lä-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0129" n="101"/>
Sie mir klingeln können, wenn Sie je Verlan-<lb/>
gen nach Ihrem unterthänig&#x017F;ten Knecht tragen<lb/>
&#x017F;ollten: Sie brauchen nur Ihren Säckel zu<lb/>
&#x017F;chütteln, daß die ewigen Gold&#x017F;tücke darinnen<lb/>
ra&#x017F;&#x017F;eln, der Ton zieht mich augenblicklich an.<lb/>
Ein jeder denkt auf &#x017F;einen Vortheil in die&#x017F;er<lb/>
Welt; Sie &#x017F;ehen, daß ich auf Ihren zugleich<lb/>
bedacht bin, denn ich eröffne Ihnen offenbar<lb/>
eine neue Kraft. &#x2014; O die&#x017F;er Säckel! &#x2014; Und<lb/>
hätten gleich die Motten Ihren Schatten &#x017F;chon<lb/>
aufgefre&#x017F;&#x017F;en, der würde noch ein &#x017F;tarkes Band<lb/>
zwi&#x017F;chen uns &#x017F;ein. Genug, Sie haben mich an<lb/>
meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne<lb/>
über Ihren Knecht, Sie wi&#x017F;&#x017F;en, daß ich mich meinen<lb/>
Freunden dien&#x017F;tfertig genug erwei&#x017F;en kann, und<lb/>
daß die Reichen be&#x017F;onders gut mit mir &#x017F;tehen;<lb/>
Sie haben es &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen, &#x2014; nur Ihren<lb/>
Schatten, mein Herr &#x2014; das la&#x017F;&#x017F;en Sie Sich<lb/>
ge&#x017F;agt &#x017F;ein &#x2014; nie wieder, als unter einer einzi-<lb/>
gen Bedingung.&#x201E;</p><lb/>
        <p>Ge&#x017F;talten der alten Zeit traten vor meine<lb/>
Seele. Ich frug ihn &#x017F;chnell: &#x201C;Hatten Sie eine<lb/>
Unter&#x017F;chrift vom Herrn <hi rendition="#g">John?</hi>&#x201E; &#x2014; Er lä-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0129] Sie mir klingeln können, wenn Sie je Verlan- gen nach Ihrem unterthänigſten Knecht tragen ſollten: Sie brauchen nur Ihren Säckel zu ſchütteln, daß die ewigen Goldſtücke darinnen raſſeln, der Ton zieht mich augenblicklich an. Ein jeder denkt auf ſeinen Vortheil in dieſer Welt; Sie ſehen, daß ich auf Ihren zugleich bedacht bin, denn ich eröffne Ihnen offenbar eine neue Kraft. — O dieſer Säckel! — Und hätten gleich die Motten Ihren Schatten ſchon aufgefreſſen, der würde noch ein ſtarkes Band zwiſchen uns ſein. Genug, Sie haben mich an meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne über Ihren Knecht, Sie wiſſen, daß ich mich meinen Freunden dienſtfertig genug erweiſen kann, und daß die Reichen beſonders gut mit mir ſtehen; Sie haben es ſelbſt geſehen, — nur Ihren Schatten, mein Herr — das laſſen Sie Sich geſagt ſein — nie wieder, als unter einer einzi- gen Bedingung.„ Geſtalten der alten Zeit traten vor meine Seele. Ich frug ihn ſchnell: “Hatten Sie eine Unterſchrift vom Herrn John?„ — Er lä-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/129
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/129>, abgerufen am 24.11.2024.