wirkende getriebene treibende Räder eingreifen; was sein soll, muß geschehen, was sein sollte, ge- schah, und nicht ohne jene Fügung, die ich endlich noch in meinem Schicksale, und dem Schicksale de- rer, die das meine mit angriff, verehren lernte.
Ich weiß nicht, ob ich es der Spannung mei- ner Seele, unter dem Drange so mächtiger Em- pfindungen zuschreiben soll, ob der Erschöpfung meiner physischen Kräfte, die während der letzten Tage ungewohntes Darben geschwächt, ob end- lich dem zerstörenden Aufruhr, den die Nähe dieses grauen Unholdes in meiner ganzen Na- tur erregte; genug, es befiel mich, als es an das Unterschreiben ging, eine tiefe Ohnmacht, und ich lag eine lange Zeit wie in den Armen des Todes.
Fußstampfen und Fluchen waren die ersten Töne, die mein Ohr trafen, als ich zum Be- wußtsein zurückkehrte; ich öffnete die Augen, es war dunkel, mein verhaßter Begleiter war schel- tend um mich bemüht. "Heißt das nicht wie ein altes Weib sich aufführen. -- Man raffe
wirkende getriebene treibende Räder eingreifen; was ſein ſoll, muß geſchehen, was ſein ſollte, ge- ſchah, und nicht ohne jene Fügung, die ich endlich noch in meinem Schickſale, und dem Schickſale de- rer, die das meine mit angriff, verehren lernte.
Ich weiß nicht, ob ich es der Spannung mei- ner Seele, unter dem Drange ſo mächtiger Em- pfindungen zuſchreiben ſoll, ob der Erſchöpfung meiner phyſiſchen Kräfte, die während der letzten Tage ungewohntes Darben geſchwächt, ob end- lich dem zerſtörenden Aufruhr, den die Nähe dieſes grauen Unholdes in meiner ganzen Na- tur erregte; genug, es befiel mich, als es an das Unterſchreiben ging, eine tiefe Ohnmacht, und ich lag eine lange Zeit wie in den Armen des Todes.
Fußſtampfen und Fluchen waren die erſten Töne, die mein Ohr trafen, als ich zum Be- wußtſein zurückkehrte; ich öffnete die Augen, es war dunkel, mein verhaßter Begleiter war ſchel- tend um mich bemüht. “Heißt das nicht wie ein altes Weib ſich aufführen. — Man raffe
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wirkende getriebene treibende Räder eingreifen;
was ſein ſoll, muß geſchehen, was ſein ſollte, ge-
ſchah, und nicht ohne jene Fügung, die ich endlich
noch in meinem Schickſale, und dem Schickſale de-
rer, die das meine mit angriff, verehren lernte.
Ich weiß nicht, ob ich es der Spannung mei-
ner Seele, unter dem Drange ſo mächtiger Em-
pfindungen zuſchreiben ſoll, ob der Erſchöpfung
meiner phyſiſchen Kräfte, die während der letzten
Tage ungewohntes Darben geſchwächt, ob end-
lich dem zerſtörenden Aufruhr, den die Nähe
dieſes grauen Unholdes in meiner ganzen Na-
tur erregte; genug, es befiel mich, als es an
das Unterſchreiben ging, eine tiefe Ohnmacht,
und ich lag eine lange Zeit wie in den Armen
des Todes.
Fußſtampfen und Fluchen waren die erſten
Töne, die mein Ohr trafen, als ich zum Be-
wußtſein zurückkehrte; ich öffnete die Augen, es
war dunkel, mein verhaßter Begleiter war ſchel-
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1827, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2754/112>, abgerufen am 16.02.2025.
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