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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.

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V.

Es war noch früh, als mich Stimmen weckten, die sich
in meinem Vorzimmer, in heftigem Wortwechsel, erhoben.
Ich horchte auf. -- Bendel verbot meine Thür; Ras-
cal
schwur hoch und theuer, keine Befehle von seines
Gleichen anzunehmen, und bestand darauf, in meine Zim-
mer einzudringen. Der gütige Bendel verwies ihm, daß
solche Worte, falls sie zu meinen Ohren kämen, ihn um
einen vortheilhaften Dienst bringen würden. Rascal
drohte Hand an ihn zu legen, wenn er ihm den Eingang
noch länger vertreten wollte.

Ich hatte mich halb angezogen, ich riß zornig die
Thür auf, und fuhr auf Rascal'n zu -- "Was willst
Du Schurke -- --" er trat zwei Schritte zurück, und
antwortete ganz kalt: "Sie unterthänigst bitten, Herr
Graf, mir doch einmal Ihren Schatten sehen zu lassen,
-- die Sonne scheint eben so schön auf dem Hofe." --

Ich war wie vom Donner gerührt. Es dauerte lange,
bis ich die Sprache wieder fand. -- "Wie kann ein Knecht
gegen seinen Herrn --?" Er fiel mir ganz ruhig in die
Rede: "Ein Knecht kann ein sehr ehrlicher Mann sein
und einem Schattenlosen nicht dienen wollen, ich fordre

V.

Es war noch fruͤh, als mich Stimmen weckten, die ſich
in meinem Vorzimmer, in heftigem Wortwechſel, erhoben.
Ich horchte auf. — Bendel verbot meine Thuͤr; Ras-
cal
ſchwur hoch und theuer, keine Befehle von ſeines
Gleichen anzunehmen, und beſtand darauf, in meine Zim-
mer einzudringen. Der guͤtige Bendel verwies ihm, daß
ſolche Worte, falls ſie zu meinen Ohren kaͤmen, ihn um
einen vortheilhaften Dienſt bringen wuͤrden. Rascal
drohte Hand an ihn zu legen, wenn er ihm den Eingang
noch laͤnger vertreten wollte.

Ich hatte mich halb angezogen, ich riß zornig die
Thuͤr auf, und fuhr auf Rascal’n zu — 〟Was willſt
Du Schurke — —〞 er trat zwei Schritte zuruͤck, und
antwortete ganz kalt: 〟Sie unterthaͤnigſt bitten, Herr
Graf, mir doch einmal Ihren Schatten ſehen zu laſſen,
— die Sonne ſcheint eben ſo ſchoͤn auf dem Hofe.〞 —

Ich war wie vom Donner geruͤhrt. Es dauerte lange,
bis ich die Sprache wieder fand. — 〟Wie kann ein Knecht
gegen ſeinen Herrn —?〞 Er fiel mir ganz ruhig in die
Rede: 〟Ein Knecht kann ein ſehr ehrlicher Mann ſein
und einem Schattenloſen nicht dienen wollen, ich fordre

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[0062] V. Es war noch fruͤh, als mich Stimmen weckten, die ſich in meinem Vorzimmer, in heftigem Wortwechſel, erhoben. Ich horchte auf. — Bendel verbot meine Thuͤr; Ras- cal ſchwur hoch und theuer, keine Befehle von ſeines Gleichen anzunehmen, und beſtand darauf, in meine Zim- mer einzudringen. Der guͤtige Bendel verwies ihm, daß ſolche Worte, falls ſie zu meinen Ohren kaͤmen, ihn um einen vortheilhaften Dienſt bringen wuͤrden. Rascal drohte Hand an ihn zu legen, wenn er ihm den Eingang noch laͤnger vertreten wollte. Ich hatte mich halb angezogen, ich riß zornig die Thuͤr auf, und fuhr auf Rascal’n zu — 〟Was willſt Du Schurke — —〞 er trat zwei Schritte zuruͤck, und antwortete ganz kalt: 〟Sie unterthaͤnigſt bitten, Herr Graf, mir doch einmal Ihren Schatten ſehen zu laſſen, — die Sonne ſcheint eben ſo ſchoͤn auf dem Hofe.〞 — Ich war wie vom Donner geruͤhrt. Es dauerte lange, bis ich die Sprache wieder fand. — 〟Wie kann ein Knecht gegen ſeinen Herrn —?〞 Er fiel mir ganz ruhig in die Rede: 〟Ein Knecht kann ein ſehr ehrlicher Mann ſein und einem Schattenloſen nicht dienen wollen, ich fordre

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/62>, abgerufen am 23.11.2024.