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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.

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athmen. Ich hatte vorsorglich einige Kisten mit Gold
angefüllt, ich wachte die zwölfte Stunde heran. -- Sie
schlug. --

Nun saß ich da, das Auge auf die Zeiger der Uhr
gerichtet, die Sekunden, die Minuten zählend, wie Dolch-
stiche. Bei jedem Lärm, der sich regte, fuhr ich auf,
der Tag brach an. Die bleiernen Stunden verdrängten
einander, es ward Mittag, Abend, Nacht; es rückten die
Zeiger, welkte die Hoffnung; es schlug eilf, und nichts
erschien, die letzten Minuten der letzten Stunde fielen, und
nichts erschien, es schlug der erste Schlag, der letzte Schlag
der zwölften Stunde, und ich sank hoffnungslos in unend-
lichen Thränen auf mein Lager zurück. Morgen sollt' ich --
auf immer schattenlos, um die Hand der Geliebten an-
halten; ein banger Schlaf drückte mir gegen den Morgen
die Augen zu.



athmen. Ich hatte vorſorglich einige Kiſten mit Gold
angefuͤllt, ich wachte die zwoͤlfte Stunde heran. — Sie
ſchlug. —

Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger der Uhr
gerichtet, die Sekunden, die Minuten zaͤhlend, wie Dolch-
ſtiche. Bei jedem Laͤrm, der ſich regte, fuhr ich auf,
der Tag brach an. Die bleiernen Stunden verdraͤngten
einander, es ward Mittag, Abend, Nacht; es ruͤckten die
Zeiger, welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und nichts
erſchien, die letzten Minuten der letzten Stunde fielen, und
nichts erſchien, es ſchlug der erſte Schlag, der letzte Schlag
der zwoͤlften Stunde, und ich ſank hoffnungslos in unend-
lichen Thraͤnen auf mein Lager zuruͤck. Morgen ſollt’ ich —
auf immer ſchattenlos, um die Hand der Geliebten an-
halten; ein banger Schlaf druͤckte mir gegen den Morgen
die Augen zu.



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[275/0061] athmen. Ich hatte vorſorglich einige Kiſten mit Gold angefuͤllt, ich wachte die zwoͤlfte Stunde heran. — Sie ſchlug. — Nun ſaß ich da, das Auge auf die Zeiger der Uhr gerichtet, die Sekunden, die Minuten zaͤhlend, wie Dolch- ſtiche. Bei jedem Laͤrm, der ſich regte, fuhr ich auf, der Tag brach an. Die bleiernen Stunden verdraͤngten einander, es ward Mittag, Abend, Nacht; es ruͤckten die Zeiger, welkte die Hoffnung; es ſchlug eilf, und nichts erſchien, die letzten Minuten der letzten Stunde fielen, und nichts erſchien, es ſchlug der erſte Schlag, der letzte Schlag der zwoͤlften Stunde, und ich ſank hoffnungslos in unend- lichen Thraͤnen auf mein Lager zuruͤck. Morgen ſollt’ ich — auf immer ſchattenlos, um die Hand der Geliebten an- halten; ein banger Schlaf druͤckte mir gegen den Morgen die Augen zu.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/61>, abgerufen am 23.11.2024.