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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.

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der Graf Peter könne nur an ihr Kind denken, nun
liebte er sie gar und ward wieder geliebt. -- Die Mutter
war wohl eitel genug, an die Möglichkeit einer Verbindung
zu denken, und darauf hinzuarbeiten; der gesunde Men-
schenverstand des Alten gab solchen überspannten Vorstel-
lungen nicht Raum. Beide waren überzeugt von der Rein-
heit meiner Liebe -- sie konnten nichts thun, als für ihr
Kind beten.

Es fällt mir ein Brief in die Hand, den ich noch
aus dieser Zeit von Mina habe. -- Ja, das sind ihre
Züge! Ich will Dir ihn abschreiben.

"Bin ein schwaches, thörichtes Mädchen, könnte mir
einbilden, daß mein Geliebter, weil ich ihn innig, innig
liebe, dem armen Mädchen nicht weh thun möchte. --
Ach, Du bist so gut, so unaussprechlich gut; aber miß-
deute mich nicht. Du sollst mir nichts opfern, mir nichts
opfern wollen; o Gott! ich könnte mich hassen, wenn Du
das thätest. Nein -- Du hast mich unendlich glücklich
gemacht, Du hast mich Dich lieben gelehrt. Zeuch hin!
-- Weiß doch mein Schicksal, Graf Peter gehört nicht
mir, gehört der Welt an. Will stolz sein, wenn ich höre:
das ist er gewesen, und das war er wieder, und das hat
er vollbracht; da haben sie ihn angebetet, und da haben
sie ihn vergöttert. Siehe, wenn ich das denke, zürne ich
Dir, daß Du bei einem einfältigen Kinde Deiner hohen
Schicksale vergessen kannst. -- Zeuch hin, sonst macht
der Gedanke mich noch unglücklich, die ich, ach! durch
Dich so glücklich, so selig bin. -- Hab' ich nicht auch

der Graf Peter koͤnne nur an ihr Kind denken, nun
liebte er ſie gar und ward wieder geliebt. — Die Mutter
war wohl eitel genug, an die Moͤglichkeit einer Verbindung
zu denken, und darauf hinzuarbeiten; der geſunde Men-
ſchenverſtand des Alten gab ſolchen uͤberſpannten Vorſtel-
lungen nicht Raum. Beide waren uͤberzeugt von der Rein-
heit meiner Liebe — ſie konnten nichts thun, als fuͤr ihr
Kind beten.

Es faͤllt mir ein Brief in die Hand, den ich noch
aus dieſer Zeit von Mina habe. — Ja, das ſind ihre
Zuͤge! Ich will Dir ihn abſchreiben.

〟Bin ein ſchwaches, thoͤrichtes Maͤdchen, koͤnnte mir
einbilden, daß mein Geliebter, weil ich ihn innig, innig
liebe, dem armen Maͤdchen nicht weh thun moͤchte. —
Ach, Du biſt ſo gut, ſo unausſprechlich gut; aber miß-
deute mich nicht. Du ſollſt mir nichts opfern, mir nichts
opfern wollen; o Gott! ich koͤnnte mich haſſen, wenn Du
das thaͤteſt. Nein — Du haſt mich unendlich gluͤcklich
gemacht, Du haſt mich Dich lieben gelehrt. Zeuch hin!
— Weiß doch mein Schickſal, Graf Peter gehoͤrt nicht
mir, gehoͤrt der Welt an. Will ſtolz ſein, wenn ich hoͤre:
das iſt er geweſen, und das war er wieder, und das hat
er vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und da haben
ſie ihn vergoͤttert. Siehe, wenn ich das denke, zuͤrne ich
Dir, daß Du bei einem einfaͤltigen Kinde Deiner hohen
Schickſale vergeſſen kannſt. — Zeuch hin, ſonſt macht
der Gedanke mich noch ungluͤcklich, die ich, ach! durch
Dich ſo gluͤcklich, ſo ſelig bin. — Hab’ ich nicht auch

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[271/0057] der Graf Peter koͤnne nur an ihr Kind denken, nun liebte er ſie gar und ward wieder geliebt. — Die Mutter war wohl eitel genug, an die Moͤglichkeit einer Verbindung zu denken, und darauf hinzuarbeiten; der geſunde Men- ſchenverſtand des Alten gab ſolchen uͤberſpannten Vorſtel- lungen nicht Raum. Beide waren uͤberzeugt von der Rein- heit meiner Liebe — ſie konnten nichts thun, als fuͤr ihr Kind beten. Es faͤllt mir ein Brief in die Hand, den ich noch aus dieſer Zeit von Mina habe. — Ja, das ſind ihre Zuͤge! Ich will Dir ihn abſchreiben. 〟Bin ein ſchwaches, thoͤrichtes Maͤdchen, koͤnnte mir einbilden, daß mein Geliebter, weil ich ihn innig, innig liebe, dem armen Maͤdchen nicht weh thun moͤchte. — Ach, Du biſt ſo gut, ſo unausſprechlich gut; aber miß- deute mich nicht. Du ſollſt mir nichts opfern, mir nichts opfern wollen; o Gott! ich koͤnnte mich haſſen, wenn Du das thaͤteſt. Nein — Du haſt mich unendlich gluͤcklich gemacht, Du haſt mich Dich lieben gelehrt. Zeuch hin! — Weiß doch mein Schickſal, Graf Peter gehoͤrt nicht mir, gehoͤrt der Welt an. Will ſtolz ſein, wenn ich hoͤre: das iſt er geweſen, und das war er wieder, und das hat er vollbracht; da haben ſie ihn angebetet, und da haben ſie ihn vergoͤttert. Siehe, wenn ich das denke, zuͤrne ich Dir, daß Du bei einem einfaͤltigen Kinde Deiner hohen Schickſale vergeſſen kannſt. — Zeuch hin, ſonſt macht der Gedanke mich noch ungluͤcklich, die ich, ach! durch Dich ſo gluͤcklich, ſo ſelig bin. — Hab’ ich nicht auch

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2749/57>, abgerufen am 24.11.2024.