Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. In: Adelbert von Chamisso's Werke. Bd. 4. Leipzig, 1836. S. 225-327.Richtungen durchmaß. Wie ich durch Aegypten die alten Ich trat bei den Herkules-Säulen nach Europa über, Ich verweilte mich, bis es im östlichen Asien Tag Richtungen durchmaß. Wie ich durch Aegypten die alten Ich trat bei den Herkules-Saͤulen nach Europa uͤber, Ich verweilte mich, bis es im oͤſtlichen Aſien Tag <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0106" n="316"/> Richtungen durchmaß. Wie ich durch Aegypten die alten<lb/> Pyramiden und Tempel angaffte, erblickte ich in der<lb/> Wuͤſte, unfern des hundertthorigen Theben, die Hoͤhlen,<lb/> wo chriſtliche Einſiedler ſonſt wohnten. Es ſtand ploͤtzlich<lb/> feſt und klar in mir, hier iſt dein Haus. — Ich erkor<lb/> eine der verborgenſten, die zugleich geraͤumig, bequem und<lb/> den Schakalen unzugaͤnglich war, zu meinem kuͤnftigen<lb/> Aufenthalte, und ſetzte meinen Stab weiter.</p><lb/> <p>Ich trat bei den Herkules-Saͤulen nach Europa uͤber,<lb/> und nachdem ich ſeine ſuͤdlichen und noͤrdlichen Provinzen<lb/> in Augenſchein genommen, trat ich von Nordaſien uͤber<lb/> den Polarglaͤtſcher nach Groͤnland und Amerika uͤber, durch-<lb/> ſchweifte die beiden Theile dieſes Kontinents, und der<lb/> Winter, der ſchon im Suͤden herrſchte, trieb mich ſchnell<lb/> vom Cap Horn nordwaͤrts zuruͤck.</p><lb/> <p>Ich verweilte mich, bis es im oͤſtlichen Aſien Tag<lb/> wurde, und ſetzte erſt nach einiger Ruh’ meine Wanderung<lb/> fort. Ich verfolgte durch beide Amerika die Bergkette,<lb/> die die hoͤchſten bekannten Unebenheiten unſerer Kugel in<lb/> ſich faßt. Ich ſchritt langſam und vorſichtig von Gipfel<lb/> zu Gipfel, bald uͤber flammende Vulkane, bald uͤber be-<lb/> ſchneite Kuppeln, oft mit Muͤhe athmend, ich erreichte<lb/> den Eliasberg, und ſprang uͤber die Beringſtraße nach<lb/> Aſien. — Ich verfolgte deſſen weſtliche Kuͤſten in ihren<lb/> vielfachen Wendungen, und unterſuchte mit beſonderer<lb/> Aufmerkſamkeit, welche der dort gelegenen Inſeln mir<lb/> zugaͤnglich waͤren. Von der Halbinſel Malacca trugen<lb/> mich meine Stiefel auf Sumatra, Java, Bali und Lam-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0106]
Richtungen durchmaß. Wie ich durch Aegypten die alten
Pyramiden und Tempel angaffte, erblickte ich in der
Wuͤſte, unfern des hundertthorigen Theben, die Hoͤhlen,
wo chriſtliche Einſiedler ſonſt wohnten. Es ſtand ploͤtzlich
feſt und klar in mir, hier iſt dein Haus. — Ich erkor
eine der verborgenſten, die zugleich geraͤumig, bequem und
den Schakalen unzugaͤnglich war, zu meinem kuͤnftigen
Aufenthalte, und ſetzte meinen Stab weiter.
Ich trat bei den Herkules-Saͤulen nach Europa uͤber,
und nachdem ich ſeine ſuͤdlichen und noͤrdlichen Provinzen
in Augenſchein genommen, trat ich von Nordaſien uͤber
den Polarglaͤtſcher nach Groͤnland und Amerika uͤber, durch-
ſchweifte die beiden Theile dieſes Kontinents, und der
Winter, der ſchon im Suͤden herrſchte, trieb mich ſchnell
vom Cap Horn nordwaͤrts zuruͤck.
Ich verweilte mich, bis es im oͤſtlichen Aſien Tag
wurde, und ſetzte erſt nach einiger Ruh’ meine Wanderung
fort. Ich verfolgte durch beide Amerika die Bergkette,
die die hoͤchſten bekannten Unebenheiten unſerer Kugel in
ſich faßt. Ich ſchritt langſam und vorſichtig von Gipfel
zu Gipfel, bald uͤber flammende Vulkane, bald uͤber be-
ſchneite Kuppeln, oft mit Muͤhe athmend, ich erreichte
den Eliasberg, und ſprang uͤber die Beringſtraße nach
Aſien. — Ich verfolgte deſſen weſtliche Kuͤſten in ihren
vielfachen Wendungen, und unterſuchte mit beſonderer
Aufmerkſamkeit, welche der dort gelegenen Inſeln mir
zugaͤnglich waͤren. Von der Halbinſel Malacca trugen
mich meine Stiefel auf Sumatra, Java, Bali und Lam-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |