Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.Eine Weile schloß er die Augen; dann sagte Unter den Dankesworten des Sohnes schlief -- -- Am Tage nach dem Begräbniß kam Aber sie erwiderte: "Ich guck' nicht ein; ich Er sah aus seinen grauen Augen voll Ver- Und dann begann sie aufzuräumen: das Reiß- Eine Weile ſchloß er die Augen; dann ſagte Unter den Dankesworten des Sohnes ſchlief — — Am Tage nach dem Begräbniß kam Aber ſie erwiderte: „Ich guck' nicht ein; ich Er ſah aus ſeinen grauen Augen voll Ver- Und dann begann ſie aufzuräumen: das Reiß- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0090" n="78"/> <p>Eine Weile ſchloß er die Augen; dann ſagte<lb/> er noch: „Es iſt nicht viel; doch haſt Du mehr<lb/> dann, als Du bei mir gewohnt warſt. Mög' es<lb/> Dir zu Deinem Erdenleben dienen!”</p><lb/> <p>Unter den Dankesworten des Sohnes ſchlief<lb/> der Alte ein. Er hatte nichts mehr zu beſorgen;<lb/> und ſchon nach einigen Tagen hatte der dunkle<lb/> Engel des Herrn ihm ſeine Augen für immer zu-<lb/> gedrückt, und Hauke trat ſein väterliches Erbe an.</p><lb/> <p>— — Am Tage nach dem Begräbniß kam<lb/> Elke in deſſen Haus. „Dank, daß Du einguckſt,<lb/> Elke!” rief Hauke ihr als Gruß entgegen.</p><lb/> <p>Aber ſie erwiderte: „Ich guck' nicht ein; ich<lb/> will bei Dir ein wenig Ordnung ſchaffen, damit<lb/> Du ordentlich in Deinem Hauſe wohnen kannſt!<lb/> Dein Vater hat vor ſeinen Zahlen und Riſſen<lb/> nicht viel um ſich geſehen, und auch der Tod<lb/> ſchafft Wirrſal; ich will's Dir wieder ein wenig<lb/> lebig machen!”</p><lb/> <p>Er ſah aus ſeinen grauen Augen voll Ver-<lb/> trauen auf ſie hin: „So ſchaff' nur Ordnung!”<lb/> ſagte er; „ich hab's auch lieber.”</p><lb/> <p>Und dann begann ſie aufzuräumen: das Reiß-<lb/> brett, das noch da lag, wurde abgeſtäubt und auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0090]
Eine Weile ſchloß er die Augen; dann ſagte
er noch: „Es iſt nicht viel; doch haſt Du mehr
dann, als Du bei mir gewohnt warſt. Mög' es
Dir zu Deinem Erdenleben dienen!”
Unter den Dankesworten des Sohnes ſchlief
der Alte ein. Er hatte nichts mehr zu beſorgen;
und ſchon nach einigen Tagen hatte der dunkle
Engel des Herrn ihm ſeine Augen für immer zu-
gedrückt, und Hauke trat ſein väterliches Erbe an.
— — Am Tage nach dem Begräbniß kam
Elke in deſſen Haus. „Dank, daß Du einguckſt,
Elke!” rief Hauke ihr als Gruß entgegen.
Aber ſie erwiderte: „Ich guck' nicht ein; ich
will bei Dir ein wenig Ordnung ſchaffen, damit
Du ordentlich in Deinem Hauſe wohnen kannſt!
Dein Vater hat vor ſeinen Zahlen und Riſſen
nicht viel um ſich geſehen, und auch der Tod
ſchafft Wirrſal; ich will's Dir wieder ein wenig
lebig machen!”
Er ſah aus ſeinen grauen Augen voll Ver-
trauen auf ſie hin: „So ſchaff' nur Ordnung!”
ſagte er; „ich hab's auch lieber.”
Und dann begann ſie aufzuräumen: das Reiß-
brett, das noch da lag, wurde abgeſtäubt und auf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/90 |
Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/90>, abgerufen am 16.02.2025. |