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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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jungen Menschen in dem sinkenden Dunkel bei
einander, bis ihre Hände auseinanderglitten, und
jedes seine Wege ging. -- Ein Windstoß fuhr
empor und rauschte durch die Eschenblätter und
machte die Läden klappern, die an der Vorderseite
des Hauses waren; allmälig aber kam die Nacht,
und Stille lag über der ungeheueren Ebene.


Durch Elke's Zuthun war Hauke von dem
alten Deichgrafen seines Dienstes entlassen worden,
obgleich er ihm rechtzeitig nicht gekündigt hatte,
und zwei neue Knechte waren jetzt im Hause. --
Noch ein paar Monate weiter, dann starb Tede
Haien; aber bevor er starb, rief er den Sohn
an seine Lagerstatt: "Setz' Dich zu mir, mein
Kind," sagte der Alte mit matter Stimme, "dicht
zu mir! Du brauchst Dich nicht zu fürchten; wer
bei mir ist, das ist nur der dunkle Engel des
Herrn, der mich zu rufen kommt."

Und der erschütterte Sohn setzte sich dicht an
das dunkle Wandbett: "Sprecht Vater, was Ihr
noch zu sagen habt!"

"Ja, mein Sohn, noch Etwas," sagte der
Alte und streckte seine Hände über das Deckbett.

jungen Menſchen in dem ſinkenden Dunkel bei
einander, bis ihre Hände auseinanderglitten, und
jedes ſeine Wege ging. — Ein Windſtoß fuhr
empor und rauſchte durch die Eſchenblätter und
machte die Läden klappern, die an der Vorderſeite
des Hauſes waren; allmälig aber kam die Nacht,
und Stille lag über der ungeheueren Ebene.


Durch Elke's Zuthun war Hauke von dem
alten Deichgrafen ſeines Dienſtes entlaſſen worden,
obgleich er ihm rechtzeitig nicht gekündigt hatte,
und zwei neue Knechte waren jetzt im Hauſe. —
Noch ein paar Monate weiter, dann ſtarb Tede
Haien; aber bevor er ſtarb, rief er den Sohn
an ſeine Lagerſtatt: „Setz' Dich zu mir, mein
Kind,” ſagte der Alte mit matter Stimme, „dicht
zu mir! Du brauchſt Dich nicht zu fürchten; wer
bei mir iſt, das iſt nur der dunkle Engel des
Herrn, der mich zu rufen kommt.”

Und der erſchütterte Sohn ſetzte ſich dicht an
das dunkle Wandbett: „Sprecht Vater, was Ihr
noch zu ſagen habt!”

„Ja, mein Sohn, noch Etwas,” ſagte der
Alte und ſtreckte ſeine Hände über das Deckbett.

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[76/0088] jungen Menſchen in dem ſinkenden Dunkel bei einander, bis ihre Hände auseinanderglitten, und jedes ſeine Wege ging. — Ein Windſtoß fuhr empor und rauſchte durch die Eſchenblätter und machte die Läden klappern, die an der Vorderſeite des Hauſes waren; allmälig aber kam die Nacht, und Stille lag über der ungeheueren Ebene. Durch Elke's Zuthun war Hauke von dem alten Deichgrafen ſeines Dienſtes entlaſſen worden, obgleich er ihm rechtzeitig nicht gekündigt hatte, und zwei neue Knechte waren jetzt im Hauſe. — Noch ein paar Monate weiter, dann ſtarb Tede Haien; aber bevor er ſtarb, rief er den Sohn an ſeine Lagerſtatt: „Setz' Dich zu mir, mein Kind,” ſagte der Alte mit matter Stimme, „dicht zu mir! Du brauchſt Dich nicht zu fürchten; wer bei mir iſt, das iſt nur der dunkle Engel des Herrn, der mich zu rufen kommt.” Und der erſchütterte Sohn ſetzte ſich dicht an das dunkle Wandbett: „Sprecht Vater, was Ihr noch zu ſagen habt!” „Ja, mein Sohn, noch Etwas,” ſagte der Alte und ſtreckte ſeine Hände über das Deckbett.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/88>, abgerufen am 22.12.2024.