"Nein, ich mein', den Deichgrafen hat er gelobt!" Ein dunkles Roth flog über das Gesicht des jungen Menschen: "Ich weiß wohl," sagte er, "wohin Du damit segeln willst!"
"Werd' nur nicht roth, Hauke; Du warst es ja doch eigentlich, den der Oberdeichgraf lobte!"
Hauke sah sie mit halbem Lächeln an. "Auch Du doch, Elke!" sagte er.
Aber sie schüttelte den Kopf: "Nein, Hauke; als ich allein der Helfer war, da wurden wir nicht gelobt. Ich kann ja auch nur rechnen; Du aber siehst draußen Alles, was der Deichgraf doch wohl selber sehen sollte; Du hast mich ausgestochen!"
"Ich hab' das nicht gewollt, Dich am mindsten," sagte Hauke zaghaft, und er stieß den Kopf einer Kuh zur Seite: "Komm', Rothbunt, friß mir nicht die Furke auf, Du sollst ja Alles haben!"
"Denk' nur nicht, daß mir's leid thut, Hauke," sagte nach kurzem Sinnen das Mädchen; "das ist ja Mannessache?"
„Meinſt Du? Warum denn, Elke?”
„Der Herr Oberdeichgraf hat den Wirth gelobt!”
— „Den Wirth? Was thut das mir?”
„Nein, ich mein', den Deichgrafen hat er gelobt!” Ein dunkles Roth flog über das Geſicht des jungen Menſchen: „Ich weiß wohl,” ſagte er, „wohin Du damit ſegeln willſt!”
„Werd' nur nicht roth, Hauke; Du warſt es ja doch eigentlich, den der Oberdeichgraf lobte!”
Hauke ſah ſie mit halbem Lächeln an. „Auch Du doch, Elke!” ſagte er.
Aber ſie ſchüttelte den Kopf: „Nein, Hauke; als ich allein der Helfer war, da wurden wir nicht gelobt. Ich kann ja auch nur rechnen; Du aber ſiehſt draußen Alles, was der Deichgraf doch wohl ſelber ſehen ſollte; Du haſt mich ausgeſtochen!”
„Ich hab' das nicht gewollt, Dich am mindſten,” ſagte Hauke zaghaft, und er ſtieß den Kopf einer Kuh zur Seite: „Komm', Rothbunt, friß mir nicht die Furke auf, Du ſollſt ja Alles haben!”
„Denk' nur nicht, daß mir's leid thut, Hauke,” ſagte nach kurzem Sinnen das Mädchen; „das iſt ja Mannesſache?”
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„Meinſt Du? Warum denn, Elke?”
„Der Herr Oberdeichgraf hat den Wirth
gelobt!”
— „Den Wirth? Was thut das mir?”
„Nein, ich mein', den Deichgrafen hat er
gelobt!” Ein dunkles Roth flog über das Geſicht
des jungen Menſchen: „Ich weiß wohl,” ſagte er,
„wohin Du damit ſegeln willſt!”
„Werd' nur nicht roth, Hauke; Du warſt es
ja doch eigentlich, den der Oberdeichgraf lobte!”
Hauke ſah ſie mit halbem Lächeln an. „Auch
Du doch, Elke!” ſagte er.
Aber ſie ſchüttelte den Kopf: „Nein, Hauke;
als ich allein der Helfer war, da wurden wir nicht
gelobt. Ich kann ja auch nur rechnen; Du aber
ſiehſt draußen Alles, was der Deichgraf doch wohl
ſelber ſehen ſollte; Du haſt mich ausgeſtochen!”
„Ich hab' das nicht gewollt, Dich am mindſten,”
ſagte Hauke zaghaft, und er ſtieß den Kopf einer
Kuh zur Seite: „Komm', Rothbunt, friß mir nicht
die Furke auf, Du ſollſt ja Alles haben!”
„Denk' nur nicht, daß mir's leid thut, Hauke,”
ſagte nach kurzem Sinnen das Mädchen; „das iſt
ja Mannesſache?”
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin), April/Mai 1888. Erste Buchausgabe Berlin: Paetel 1888, diese wurde für das DTA zur Digitalisierung herangezogen.
Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/64>, abgerufen am 16.02.2025.
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