Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.das nicht ganz verstünde; dann barg sie ihr auf- "Warum versteckst Du Dich, Wienke?" raunte Ein ferner Donner rollte gegen den Wind Das Kind that einen tiefen Athemzug; aber Aber das Kind riß die Augen auf: "Es -- "Es spricht nicht; es rauscht und toset nur!" Theodor Storm, Der Schimmelreiter 12
das nicht ganz verſtünde; dann barg ſie ihr auf- „Warum verſteckſt Du Dich, Wienke?” raunte Ein ferner Donner rollte gegen den Wind Das Kind that einen tiefen Athemzug; aber Aber das Kind riß die Augen auf: „Es — „Es ſpricht nicht; es rauſcht und toſet nur!” Theodor Storm, Der Schimmelreiter 12
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das nicht ganz verſtünde; dann barg ſie ihr auf-
fallend kleines Köpfchen in dem weiten Rocke
ihres Vaters.
„Warum verſteckſt Du Dich, Wienke?” raunte
der ihr zu; „iſt Dir noch immer bange?” Und
ein zitterndes Stimmchen kam aus den Falten des
Rockes: „Wienke will lieber nicht ſehen; aber Du
kannſt doch Alles, Vater?”
Ein ferner Donner rollte gegen den Wind
herauf. „Hoho!” rief Hauke, „da kommt es!” und
wandte ſein Pferd zur Rückkehr. „Nun wollen
wir heim zur Mutter!”
Das Kind that einen tiefen Athemzug; aber
erſt als ſie die Werfte und das Haus erreicht
hatten, hob es das Köpfchen von ſeines Vaters
Bruſt. Als dann Frau Elke ihr im Zimmer das
Tüchelchen und die Kapuze abgenommen hatte,
blieb ſie wie ein kleiner ſtummer Kegel vor der
Mutter ſtehen. „Nun, Wienke,” ſagte dieſe und
ſchüttelte ſie leiſe, „magſt Du das große Waſſer
leiden?”
Aber das Kind riß die Augen auf: „Es
ſpricht,” ſagte ſie; „Wienke iſt bange!”
— „Es ſpricht nicht; es rauſcht und toſet nur!”
Theodor Storm, Der Schimmelreiter 12
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/189>, abgerufen am 16.02.2025. |