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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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dies wunderliche Vierblatt, das nur durch einen
gleichen Mangel am selben Stengel festgehalten
wurde, dann flog wohl ein zärtlicher Blick auf
ihr Kind; hatten sie sich gewandt, so blieb nur
noch ein Schmerz auf ihrem Antlitz, den jedes
einsam mit sich von dannen trug; denn das er-
lösende Wort war zwischen ihnen noch nicht
gesprochen worden. Da eines Sommervormittages,
als Wienke mit der Alten und den beiden Thieren
auf den großen Steinen vor der Scheunthür saß,
gingen ihre beiden Eltern, der Deichgraf seinen
Schimmel hinter sich, die Zügel über dem Arme,
hier vorüber; er wollte auf den Deich hinaus und
hatte das Pferd sich selber von der Fenne herauf-
geholt; sein Weib hatte auf der Werfte sich an
seinen Arm gehängt. Die Sonne schien warm
hernieder; es war fast schwül, und mitunter kam
ein Windstoß aus Süd-Süd-Ost. Dem Kinde mochte
es auf dem Platze unbehaglich werden: "Wienke will
mit!" rief sie, schüttelte die Möve von ihrem
Schooß und griff nach der Hand ihres Vaters.

"So komm'!" sagte dieser.

-- Frau Elke aber rief: "In dem Wind?
Sie fliegt Dir weg!"

dies wunderliche Vierblatt, das nur durch einen
gleichen Mangel am ſelben Stengel feſtgehalten
wurde, dann flog wohl ein zärtlicher Blick auf
ihr Kind; hatten ſie ſich gewandt, ſo blieb nur
noch ein Schmerz auf ihrem Antlitz, den jedes
einſam mit ſich von dannen trug; denn das er-
löſende Wort war zwiſchen ihnen noch nicht
geſprochen worden. Da eines Sommervormittages,
als Wienke mit der Alten und den beiden Thieren
auf den großen Steinen vor der Scheunthür ſaß,
gingen ihre beiden Eltern, der Deichgraf ſeinen
Schimmel hinter ſich, die Zügel über dem Arme,
hier vorüber; er wollte auf den Deich hinaus und
hatte das Pferd ſich ſelber von der Fenne herauf-
geholt; ſein Weib hatte auf der Werfte ſich an
ſeinen Arm gehängt. Die Sonne ſchien warm
hernieder; es war faſt ſchwül, und mitunter kam
ein Windſtoß aus Süd-Süd-Oſt. Dem Kinde mochte
es auf dem Platze unbehaglich werden: „Wienke will
mit!” rief ſie, ſchüttelte die Möve von ihrem
Schooß und griff nach der Hand ihres Vaters.

„So komm'!” ſagte dieſer.

— Frau Elke aber rief: „In dem Wind?
Sie fliegt Dir weg!”

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[174/0186] dies wunderliche Vierblatt, das nur durch einen gleichen Mangel am ſelben Stengel feſtgehalten wurde, dann flog wohl ein zärtlicher Blick auf ihr Kind; hatten ſie ſich gewandt, ſo blieb nur noch ein Schmerz auf ihrem Antlitz, den jedes einſam mit ſich von dannen trug; denn das er- löſende Wort war zwiſchen ihnen noch nicht geſprochen worden. Da eines Sommervormittages, als Wienke mit der Alten und den beiden Thieren auf den großen Steinen vor der Scheunthür ſaß, gingen ihre beiden Eltern, der Deichgraf ſeinen Schimmel hinter ſich, die Zügel über dem Arme, hier vorüber; er wollte auf den Deich hinaus und hatte das Pferd ſich ſelber von der Fenne herauf- geholt; ſein Weib hatte auf der Werfte ſich an ſeinen Arm gehängt. Die Sonne ſchien warm hernieder; es war faſt ſchwül, und mitunter kam ein Windſtoß aus Süd-Süd-Oſt. Dem Kinde mochte es auf dem Platze unbehaglich werden: „Wienke will mit!” rief ſie, ſchüttelte die Möve von ihrem Schooß und griff nach der Hand ihres Vaters. „So komm'!” ſagte dieſer. — Frau Elke aber rief: „In dem Wind? Sie fliegt Dir weg!”

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/186>, abgerufen am 22.12.2024.