Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.Sturm konnte das ganze Werk gefährden. Und Sturm konnte das ganze Werk gefährden. Und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="158"/> Sturm konnte das ganze Werk gefährden. Und<lb/> Hauke ſetzte alles daran, um jetzt den Schluß herbei-<lb/> zuführen. Der Regen ſtrömte, der Wind pfiff;<lb/> aber ſeine hagere Geſtalt auf dem feurigen Schimmel<lb/> tauchte bald hier, bald dort aus den ſchwarzen<lb/> Menſchenmaſſen empor, die oben wie unten an der<lb/> Nordſeite des Deiches neben der Schlucht beſchäftigt<lb/> waren. Jetzt ſah man ihn unten bei den Sturz-<lb/> karren, die ſchon weither die Kleierde aus dem<lb/> Vorlande holen mußten, und von denen eben ein<lb/> gedrängter Haufen bei dem Priehle anlangte und<lb/> ſeine Laſt dort abzuwerfen ſuchte. Durch das<lb/> Geklatſch des Regens und das Brauſen des Windes<lb/> klangen von Zeit zu Zeit die ſcharfen Befehlsworte<lb/> des Deichgrafen, der heute hier allein gebieten<lb/> wollte; er rief die Karren nach den Nummern<lb/> vor und wies die Drängenden zurück; ein „Halt!”<lb/> ſcholl von ſeinem Munde; dann ruhte unten die<lb/> Arbeit; „Stroh! ein Fuder Stroh hinab!” rief<lb/> er denen droben zu, und von einem der oben haltenden<lb/> Fuder ſtürzte es auf den naſſen Klei hinunter. Unten<lb/> ſprangen Männer dazwiſchen und zerrten es aus-<lb/> einander und ſchrieen nach oben, ſie nur nicht zu<lb/> begraben. Und wieder kamen neue Karren, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0170]
Sturm konnte das ganze Werk gefährden. Und
Hauke ſetzte alles daran, um jetzt den Schluß herbei-
zuführen. Der Regen ſtrömte, der Wind pfiff;
aber ſeine hagere Geſtalt auf dem feurigen Schimmel
tauchte bald hier, bald dort aus den ſchwarzen
Menſchenmaſſen empor, die oben wie unten an der
Nordſeite des Deiches neben der Schlucht beſchäftigt
waren. Jetzt ſah man ihn unten bei den Sturz-
karren, die ſchon weither die Kleierde aus dem
Vorlande holen mußten, und von denen eben ein
gedrängter Haufen bei dem Priehle anlangte und
ſeine Laſt dort abzuwerfen ſuchte. Durch das
Geklatſch des Regens und das Brauſen des Windes
klangen von Zeit zu Zeit die ſcharfen Befehlsworte
des Deichgrafen, der heute hier allein gebieten
wollte; er rief die Karren nach den Nummern
vor und wies die Drängenden zurück; ein „Halt!”
ſcholl von ſeinem Munde; dann ruhte unten die
Arbeit; „Stroh! ein Fuder Stroh hinab!” rief
er denen droben zu, und von einem der oben haltenden
Fuder ſtürzte es auf den naſſen Klei hinunter. Unten
ſprangen Männer dazwiſchen und zerrten es aus-
einander und ſchrieen nach oben, ſie nur nicht zu
begraben. Und wieder kamen neue Karren, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/170 |
Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/170>, abgerufen am 16.02.2025. |