"Sprechet!" sagte einer der Gevollmächtigten. Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches auf dem Tische aus: "Es hat vorhin Einer gefragt," begann er, "woher die viele Erde nehmen? -- Ihr seht, soweit das Vorland in die Watten hinausgeht, ist außerhalb der Deichlinie ein Streifen Landes freigelassen; daher und von dem Vorlande, das nach Nord und Süd von dem neuen Kooge an dem Deiche hinläuft, können wir die Erde nehmen; haben wir an den Wasserseiten nur eine tüchtige Lage Klei, nach innen oder in der Mitte kann auch Sand genommen werden! -- Nun aber ist zunächst ein Feldmesser zu berufen, der die Linie des neuen Deiches auf dem Vorland absteckt! Der mir bei Ausarbeitung des Planes behülflich gewesen, wird wohl am besten dazu passen. Ferner werden wir zur Heranholung des Klei's oder sonstigen Materiales die Anfertigung einspänniger Sturzkarren mit Gabeldeichsel bei einigen Stell- machern verdingen müssen; wir werden für die Durchdämmung des Priehles und nach den Binnen- seiten, wo wir etwa mit Sand fürlieb nehmen müssen, ich kann jetzt nicht sagen, wie viel hundert Fuder Stroh zur Bestickung des Deiches gebrauchen,
„Sprechet!” ſagte einer der Gevollmächtigten. Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches auf dem Tiſche aus: „Es hat vorhin Einer gefragt,” begann er, „woher die viele Erde nehmen? — Ihr ſeht, ſoweit das Vorland in die Watten hinausgeht, iſt außerhalb der Deichlinie ein Streifen Landes freigelaſſen; daher und von dem Vorlande, das nach Nord und Süd von dem neuen Kooge an dem Deiche hinläuft, können wir die Erde nehmen; haben wir an den Waſſerſeiten nur eine tüchtige Lage Klei, nach innen oder in der Mitte kann auch Sand genommen werden! — Nun aber iſt zunächſt ein Feldmeſſer zu berufen, der die Linie des neuen Deiches auf dem Vorland abſteckt! Der mir bei Ausarbeitung des Planes behülflich geweſen, wird wohl am beſten dazu paſſen. Ferner werden wir zur Heranholung des Klei's oder ſonſtigen Materiales die Anfertigung einſpänniger Sturzkarren mit Gabeldeichſel bei einigen Stell- machern verdingen müſſen; wir werden für die Durchdämmung des Priehles und nach den Binnen- ſeiten, wo wir etwa mit Sand fürlieb nehmen müſſen, ich kann jetzt nicht ſagen, wie viel hundert Fuder Stroh zur Beſtickung des Deiches gebrauchen,
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„Sprechet!” ſagte einer der Gevollmächtigten.
Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches
auf dem Tiſche aus: „Es hat vorhin Einer gefragt,”
begann er, „woher die viele Erde nehmen? —
Ihr ſeht, ſoweit das Vorland in die Watten
hinausgeht, iſt außerhalb der Deichlinie ein Streifen
Landes freigelaſſen; daher und von dem Vorlande,
das nach Nord und Süd von dem neuen Kooge
an dem Deiche hinläuft, können wir die Erde
nehmen; haben wir an den Waſſerſeiten nur eine
tüchtige Lage Klei, nach innen oder in der Mitte
kann auch Sand genommen werden! — Nun aber
iſt zunächſt ein Feldmeſſer zu berufen, der die
Linie des neuen Deiches auf dem Vorland abſteckt!
Der mir bei Ausarbeitung des Planes behülflich
geweſen, wird wohl am beſten dazu paſſen. Ferner
werden wir zur Heranholung des Klei's oder
ſonſtigen Materiales die Anfertigung einſpänniger
Sturzkarren mit Gabeldeichſel bei einigen Stell-
machern verdingen müſſen; wir werden für die
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ſeiten, wo wir etwa mit Sand fürlieb nehmen
müſſen, ich kann jetzt nicht ſagen, wie viel hundert
Fuder Stroh zur Beſtickung des Deiches gebrauchen,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin), April/Mai 1888. Erste Buchausgabe Berlin: Paetel 1888, diese wurde für das DTA zur Digitalisierung herangezogen.
Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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