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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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fortgewesen; Du gingst ja gerade auf das Un-
wesen los!"

Der Junge starrte ihn an; ein Entsetzen lag
plötzlich auf seinem sonst so kecken Angesicht, das
auch dem Knechte nicht entging. "Komm!" sagte
dieser, "wir wollen nach Haus: von hier aus geht's
wie lebig, und drüben liegen nur die Knochen --
das ist mehr, als Du und ich begreifen können.
Schweig aber still davon, man darf dergleichen
nicht verreden!"

So wandten sie sich, und der Junge trabte
neben ihm; sie sprachen nicht, und die Marsch
lag in lautlosem Schweigen an ihrer Seite.

-- -- Nachdem aber der Mond zurückgegangen,
und die Nächte dunkel geworden waren, geschah
ein Anderes.

Hauke Haien war zur Zeit des Pferdemarktes
in die Stadt geritten, ohne jedoch mit diesem dort
zu thun zu haben. Gleichwohl, da er gegen Abend
heimkam, brachte er ein zweites Pferd mit sich
nach Hause; aber es war rauhhaarig und mager,
daß man jede Rippe zählen konnte, und die Augen
lagen ihm matt und eingefallen in den Schädel-
höhlen. Elke war vor die Hausthür getreten, um

fortgeweſen; Du gingſt ja gerade auf das Un-
weſen los!”

Der Junge ſtarrte ihn an; ein Entſetzen lag
plötzlich auf ſeinem ſonſt ſo kecken Angeſicht, das
auch dem Knechte nicht entging. „Komm!” ſagte
dieſer, „wir wollen nach Haus: von hier aus geht's
wie lebig, und drüben liegen nur die Knochen —
das iſt mehr, als Du und ich begreifen können.
Schweig aber ſtill davon, man darf dergleichen
nicht verreden!”

So wandten ſie ſich, und der Junge trabte
neben ihm; ſie ſprachen nicht, und die Marſch
lag in lautloſem Schweigen an ihrer Seite.

— — Nachdem aber der Mond zurückgegangen,
und die Nächte dunkel geworden waren, geſchah
ein Anderes.

Hauke Haien war zur Zeit des Pferdemarktes
in die Stadt geritten, ohne jedoch mit dieſem dort
zu thun zu haben. Gleichwohl, da er gegen Abend
heimkam, brachte er ein zweites Pferd mit ſich
nach Hauſe; aber es war rauhhaarig und mager,
daß man jede Rippe zählen konnte, und die Augen
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höhlen. Elke war vor die Hausthür getreten, um

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[122/0134] fortgeweſen; Du gingſt ja gerade auf das Un- weſen los!” Der Junge ſtarrte ihn an; ein Entſetzen lag plötzlich auf ſeinem ſonſt ſo kecken Angeſicht, das auch dem Knechte nicht entging. „Komm!” ſagte dieſer, „wir wollen nach Haus: von hier aus geht's wie lebig, und drüben liegen nur die Knochen — das iſt mehr, als Du und ich begreifen können. Schweig aber ſtill davon, man darf dergleichen nicht verreden!” So wandten ſie ſich, und der Junge trabte neben ihm; ſie ſprachen nicht, und die Marſch lag in lautloſem Schweigen an ihrer Seite. — — Nachdem aber der Mond zurückgegangen, und die Nächte dunkel geworden waren, geſchah ein Anderes. Hauke Haien war zur Zeit des Pferdemarktes in die Stadt geritten, ohne jedoch mit dieſem dort zu thun zu haben. Gleichwohl, da er gegen Abend heimkam, brachte er ein zweites Pferd mit ſich nach Hauſe; aber es war rauhhaarig und mager, daß man jede Rippe zählen konnte, und die Augen lagen ihm matt und eingefallen in den Schädel- höhlen. Elke war vor die Hausthür getreten, um

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/134>, abgerufen am 22.12.2024.